„Du hast heute 33 1/2 Minuten gepredigt….“
war ein Kommentar, der mir einmal nach einem Gottesdienst, in dem ich gepredigt habe, als erstes gegeben wurde. Ein anderes Mal wurde mir mitgeteilt, dass eine Schwester auf die Minute genau wusste, wie lange ich gepredigt habe. Auf meine Frage, ob sie auch noch wüsste, worüber ich denn gepredigt habe, kam nur Schweigen.
Dabei ist eine Predigt von mir mit gerade mal ca. 30 Minuten eher eine der kurzen.
„Du kannst über alles predigen, nur nicht über (wahlweise) 15 / 30 Minuten“, so lautet ein recht beliebter Spruch zu dem Thema. Die angegebene Länge variiert je nach Hintergrund der Gemeinde.
Ich habe bei Brunner24 Gedanken zu dem Thema gefunden. Er wiederum wurde von einer Ansicht von Professor Helmut Schwier, die er laut dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf einem Symposion zum Thema „Predigen“ bekundet hat, inspiriert. Der Professor meint:
„Mit prägnantem Inhalt und weniger als 15 Minuten Länge wirke die Kanzelrede lebens- und glaubensfördernd, ermutigend und anregend.“
Ok, ich komme nicht aus dem landeskirchlichen Hintergrund, wie dieser Professor. Daher wirkt auf mich eine Predigt mit gerade mal 15 Minuten Länge eher wie eine kurze Andacht. Da kommt mir spontan der Gedanke, den der Prediger im obigen Cartoon äußert.
Wann wirkt eine Predigt wie lang?
Nach meiner Erfahrung kann sich eine schlecht gebrachte Predigt schon nach 10 Minuten so anfühlen, als dauere sie bereits über eine ganze Stunde. Eine gute und spannend gebrachte Predigt hingegen fühlt sich nach über einer Stunde Dauer erst so an, als seien gerade mal 10 Minuten umgegangen.
Es liegt meiner Meinung nach also nicht so sehr an dem Stand der abgelaufenen EierPredigtuhr, sondern viel mehr am Prediger. Ein Prediger sollte auch zum Predigen / zur freien Rede begabt sein. Leider sind dies nicht wirklich viele unter all denen, die unter den Christen predigen. Obwohl ich schon davon überzeugt bin, dass man Predigen und die freie Rede erlernen kann, bin ich nicht wirklich von dem überzeugt, was dazu oft an den Seminaren und Bibelschulen vermittelt wird. Das sichtbare Ergebnis ist bedauerlicherweise zu oft eher schwach.
Hightech-Predigten
Ein Versuch, die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu gewinnen, ist die Verwendung moderner Technik und moderner Medien.
Dazu kann man recht verschiedene Meinungen haben. Ich empfinde den Einsatz solcher Technik immer dann sinnvoll, wenn sie die Predigt sinnvoll unterstützen und dem Ziel dienen. Allerdings halte ich z. B. garnichts davon, Bibelstellen per Beamer an die Wand zu projizieren. Da ist es zigmal besser, wenn jeder Gottesdienstbesucher diesen in seiner eigenen Bibel aufschlägt. Das wird viel besser behalten und hilft dem Zuhörer diesen Text sowohl in seiner Bibel besser wiederzufinden als auch diesen im Kontext zu betrachten. (Ok, das birgt natürlich die Gefahr, dass der Zuhörer merkt, dass so manche angeführte Bibelstelle mit dem Thema eigentlich garnichts zu tun hat.)
Der zunehmende Einsatz moderner Medien in der Predigt weckt in mir den Verdacht, dass der Prediger zwar merkt, dass er die Aufmerksamkeit der Zuhörer nicht wirklich hat, aber nicht weiß, wie er das wirksam ändern kann. Um es festzuhalten: eine Predigt wird nicht alleine dadurch interessanter, nur weil sie recht bunt, mit allerlei Technik usw. durchzogen ist.
Predigtinhalt
Bei all diesen Gedanken darf nicht übersehen werden, dass die Verkündigung des Evangeliums, die Bibel und deren Inhalte, Gott selbst und unser Leben mit Gott das Zentrum der Predigt sein soll. Versuche über alles Mögliche zu predigen, Lebens- und Beziehungsratgebung ist kaum der richtige Inhalt für Predigten. Also zumindest dann, wenn man den Eindruck gewinnen muss, dass es weniger um das konkrete Leben mit Gott geht, sondern eher nur um die Bewältigung von Lebensproblemen.
Interaktive Predigt
Mehr und mehr wird mir deutlich, dass die Predigt den aktiven Austausch über das Wort Gottes unter den Christen abgelöst hat. Studiert man, wie es in den ersten Gemeinden gehalten wurde, finden wir, dass diese Art Predigt, die wir heute vornehmlich pflegen, eher die Ausnahme war. Viel mehr stand der gemeinsame Austausch über Bibeltexte, etc. im Vordergrund der Gemeindetreffen.
Ich tendiere mehr und mehr dazu, die Zuhörer in meine Predigten aktiv einzubinden. Heraus kommt dabei eine „interaktive Predigt“, die von den Gedanken und Einwürfen der Gottesdienstbesucher lebt, aber dennoch einer klaren Linie folgt. Das ist keine Überlegung, die ich für mich alleine habe, wie eine aktuelle Diskussion bei Dikosss zeigt. Das würde nur in kleinen Gruppen funktionieren, mag man einwerfen. Also ich traue mir zu eine solche Predigt mit Gruppen bis zu ca. 100 Leuten zu halten. Sicher wird die individuelle Beteiligung mehr und mehr zurückgehen, desto größer die Gruppe wird. Zumindest habe ich schon praktische Erfahrungen mit Gruppengrößen bis zu ca. 30 Leuten. Das Ergebnis ist, dass die Predigten deutlich besser erinnert werden (als nicht nur eine Halbwertszeit von ca. 1/2 Stunde bis zum Kaffee nach dem Gottesdienst) und alles andere als lang und langweilig empfunden werden. Auf dem Hauskirchenforum in Fulda 2008 wollten die Leute garnicht mehr mit der Predigt aufhören, obwohl das Mittagessen wartete. (Nach über einer ganzen Stunde!)
Also, bevor sich der Nächste mal wieder darüber ärgert, dass eine Predigt länger als 15 / 30 Minuten gedauert hat, sollten wir uns Gedanken darüber machen, ob nicht eher der Stil und vor allem der Inhalt der Predigten maßgeblich ist.
Eine Predigt sollte meiner Meinung nach nicht zu lange dauern weil u.a auch die Konzentration bei den Zuhörern nachlässt. 30 -40 Minuten halte ich für angemessen und die Predigt sollte interessant sein und Neugier erwecken wie bei einem Buch das man liest. Darüber hinaus lange Predigten besonders die wo ein Möchtegern Laienprediger sich ständig wiederholt und vor lauter Fanatismus kein Ende findet kann ich nur sagen, Entsetzlich undTschüss!!
Liebe Freunde,
das ist genauso wie mit den Spielfilmen, halten sich die richtig guten an diese Vorgabe von 90 Minuten?
Wie gut das nicht, wären wir doch eines echten Edelsteines beraubt! Es tut mir leid, das der obige Kommentator noch keine positiven Erfahrungen mit wahrhafter Wortauslegung machen konnte!
Herzliche Grüße
Johannes
30-40 Minuten ist in jedem Fall viel zu lang, wenn man gezwungen ist still zu sitzen und rein passiv zu sein.
Man fragt sich dann doch mehr und mehr ob wir uns eine ADS-Generation großgezogen haben? Ich wette mit euch, dass wie bei den Meisten, auch du, C.Lauckner, div. Dinge kennst, wo du freiwillig noch länger still sitzt.
Also, warum nicht einfach mal sein eigenes Interesse am Wort Gottes hinterfragen, statt pauschal zu behaupten, 30-40 Min Predigt sei zu lang? Ok, wenn der Prediger schlicht langweilig ist, kann ich das auch nachvollziehen.