Pimp my faith – wirklich?

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Cartuning
© Beate Spreen / pixelio.de

Wer sagt’s denn? Radiohören bildet 🙂
Auf WDR5 bei „Tiemanns Wortgeflecht“ habe ich Heute lernen können, was „pimp my…“ bedeutet.

Herkunft
Zunächst haben wir es mal wieder mit einem Modebegriff zu tun, der sehr schnell Zugang in die Umgangssprache fand. Benutzt wird der Begriff als Synonym für aufmotzen, tunen, verbessern. Doch wo kommt er eigentlich her?
In Amerika (wo sonst?) hatte eine Sendung mit dem Titel: „Pimp my Car“ enormen Erfolg. Inhalt war oder ist, dass ein Gangsta-Rapper einfache Leute damit überraschte, dass er ihr Auto abholte und es ihnen aufgemotzt mit tiefergelegtem Fahrwerk, dicke Stereoanlage und Plüsch wieder zurückgab. Aufgrund des Erfolgs der Reihe folgten dann zig andere Formate wie „Pimp my house“, „Pimp my… was auch immer“. Nicht zuletzt finden sich bei Google sogar über 2100 Treffer zum Stichwort: „Pimp my Faith“. „Pimp my faith – wirklich?“ weiterlesen

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Deutsche Sprache

Lesezeit: 4 Minuten

Man liest immer wieder davon, dass sich Deutsche über die Entwicklung der Muttersprache ärgern. Insbesondere wird so oft angeprangert, dass Anglizismen immer mehr zunehmen. Teilweise sind gerade die oft so skurril, dass man sich tatsächlich fragen muss, ob die Autoren solcher Entgleisungen wenigstens einer der beiden Sprachen mächtig sind, die sie hier in so übler Weise verknüpft haben. Unvergesslich bleibt mir dieser hochgestellte Manager, der in einem Telefoninterview mit dem WDR2 sehr gebildet den englischen Begriff „double use“ (zweifache Nutzung) in etwa so aussprach: „dubbelle uuse“ 😀 Wie sagte noch ein deutscher Satiriker? „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten!“ 😉

Aber dazu gibt es ja mehr wie genug Artikel und Beispiele.

Was mich ärgert
Immer wieder begegnen mir im Alltag solche Sprachunfälle. Was besonders auffällt ist, dass immer mehr Deutsche keinen Bezug mehr zu Redewendungen haben, die sie verwenden. So kommt es immer häufiger vor, dass zwei Redewendungen, die nichts miteinander zu tun haben, vermischt werden. Oder dass die eigentliche Pointe der Redewendung verdreht wird, weil der Benutzer nicht mehr weiß, worauf sich diese bezieht. Es ist zu beobachten, wie Redewendungen zu leeren Worthülsen zerfallen, was ich sehr traurig finde.

Beispiele hier für wären:

„Bei Jemanden einen Stein im Brot haben“ statt: „ … im Brett haben“
„das war wie ein Gang nach Rom… „ statt: „ … Gang nach Canossa
„Den Federhandschuh werfen“ statt: „den Fehdehandschuh aufnehmen

usw.

„verbauen“
Früher hörte man lediglich irgendwelche behördliche Sprecher – so wie von der Polizei oder Feuerwehr – vom „verbauen“ reden, wenn damit ausgedrückt werden soll, dass etwas eingebaut wird oder wurde. Heute jedoch verwenden etliche Reporter und Redakteure mehr und mehr dieses Wort. Anscheinend hört sich das für die Nutzer irgendwie gebildeter an oder ähnliches – einen vernünftigen Grund gerade dieses Wort für „Einbau“ zu verwenden ergibt sich zumindest für mich nicht. Ich habe auch nachgesehen und gefunden, dass mein Sprachgefühl mich nicht täuscht. Die Verwendung der Vorsilbe „ver“ spricht in erster Linie dafür, dass etwas nicht gelungen ist oder gar zerstört wird. „Verbauen“ hieße demnach eigentlich dass hier Jemand Mist gebaut hat. Dieser hat beim Einbau Fehler gemacht oder hat durch einen fehlerhaften Einbau etwas kaputt gemacht. Erst in einer erweiterten Nutzung erscheint das Wort „verbauen“ im Sinne von „einbauen“.

Ich frage mich immer wieder, wenn ich die Nutzung dieses Wortes wieder höre oder lese, was mit dem Sprachgefühl solcher Autoren geschehen ist.

„Leiterschaft“
Dieses Wort nun ist ein schönes Beispiel wie etwas in unsere Sprache völlig Blind und ohne Kenntnis der deutschen Sprache aufgenommen wird. Denn dieses Wort gibt es in der deutschen Sprache schlicht nicht! Dennoch bahnt sich dieses Wort über freie christliche Gemeinden in unseren Sprachgebrauch. „Leiterschaft“ ist das Ergebnis eines miserablen Übersetzungsversuchs des englischen Wortes „Leadership“, welche korrekt übersetzt eigentlich „Führung“, „Leiter“ oder „Leitung“ bedeutet. Bei dem Wort „Leiterschaft“ muss man sich also fragen, was genau damit bezeichnet werden soll? Ein Schaft, der sich an einer ausziehbaren Leiter befindet etwa? Oder ein Griffteil eines Leiters – also den Teil, an dem man einen Leiter richtigerweise anfasst um mit ihm zu arbeiten? (Wo genau jetzt bei einem Leiter dieser Schaft zu finden ist? Also, das weiß ich jetzt auch nicht so genau.)

Gibt man das Wort „Leiterschaft“ bei Google ein, bekommt man sage und schreibe ungefähr 25.000 Treffer. Und das für ein Wort, dass es garnicht gibt! Die weitaus überwiegende Zahl der Treffer scheint mir aus dem freikirchlichen Raum in Deutschland zu kommen. Man fragt sich, ob das wohl ein Anzeichen dafür ist, wie sehr ebendiese durch englische und amerikanische Quellen geprägt sind – woher sonst sollten solche Übersetzungsfehler so unkritisch Raum in unserer Sprache bekommen?

Ich muss zugeben, dass ich selbst dieses Wort längere Zeit unkritisch benutzt habe bevor ich darauf aufmerksam wurde, dass es das eigentlich nicht gibt. Selbst Heute noch muss ich bewusst darauf achten, es nicht weiter zu benutzen, da es mir „in Fleisch und Blut“ übergegangen war.

Fortsetzung folgt
Wie ich befürchte, gibt es eine ganze Reihe anderer Beispiele, die auch noch angeführt werden könnten oder gar müssten. Evtl. ergänzt hier der Eine oder Andere meiner Leser ja noch aus dem eigenen Erfahrungsschatz.

Warum das?
Wenn ich nachdenke, woher das kommt, dass unsere Sprache solche Veränderungen erlebt, komme ich immer wieder auf die bekannte Tatsache, dass die Deutschen immer weniger lesen. Gerade die heranwachsenden Generationen zeichnen sich mehr und mehr damit aus, dass sie keine Lesekultur mehr pflegen. Da bedarf es solchen Romanen wie „Harry Potter“ damit auch die Jungend mal wieder umfangreichere Bücher in die Hand nehmen. Nur scheint es viel zu wenige solcher Bücher zu geben. (Was einer Leseratte wie mir völlig unverständlich erscheint)

Lesefaulheit
Es fällt auch auf, dass zum Beispiel Blogbeiträge, die mehr wie eine DIN-A4-Seite umfassen, sehr ungern gelesen werden. (Dem wird auch dieser Beitrag wieder zum Opfer fallen) Gerade hier hat sich auch unter den Christen eine McAndacht-Kultur entwickelt. Fastfood-Andachten, die sehr kurz, eingängig und heillos oberflächlich sind, erfreuen sich reichlicher Beachtung. Nur leider ist weder das Leben als Christ, noch das Verstehen chr. Lehrinhalte nicht als Fastfood-Burger zu servieren. Wer es also in diesem Artikel bis hierhin geschafft hat, hat meine Anerkennung 🙂

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