Über idea wurde ich auf eine Sendereihe des WDR aufmerksam, in der über Evangelikale in Deutschland berichtet wurde.
Die Sendereihe war vom 12. bis 16. April auf dem Sender „Funkhaus Europa“ zu hören und ist hier nocheinmal nachzulesen und nachzuhören.
Evangelikale haben die Sendereihe über ihre Bewegung überwiegend fair bewertet. Berichtet wurde unter anderem über die Arbeit des Missionswerks „Campus für Christus“ in Berlin, eine evangelikale Schule in Detmold und die pfingstkirchlich geprägte Jesus-Haus-Gemeinde in Düsseldorf.
idea: „Der Öffentlichkeitsreferent von „Campus für Christus“, Hauke Burgarth (Gießen), nannte den Bericht über das Werk „erfreulich objektiv“. Die Zitate und Kurzinterviews seien nicht aus dem Zusammenhang gerissen, sondern spiegelten „im Großen und Ganzen“ de Arbeit und Ansichten der Organisation gut wider. Allerdings seien auch Klischees bedient worden, etwa das der Schwulenfeindlichkeit. Burgarth: „Hier, wo der Beitrag in die allgemeine Evangelikalen-Schelte einstimmt, hat er klare Schwächen, verliert manches Mal die Verhältnismäßigkeit aus den Augen.“ Alles in allem sei es aber ein ziemlich fairer Bericht gewesen. Auch der Geschäftsführer des Christlichen Schulvereins Lippe, Peter Dück (Detmold), hält die Berichterstattung über die freie evangelische Hauptschule in Detmold für ausgewogen. Im Gegensatz zu anderen überregionalen Berichten seien in diesem Fall keine unterschwelligen Negativbotschaften verbreitet worden. Der Pastor der Jesus-Haus-Gemeinde, Klaus-Dieter Passon, sagte, er könne mit dem Bericht gut leben. Die Sendereihe habe versucht, dem komplexen Phänomen der evangelikalen Bewegung gerecht zu werden. Allerdings äußerte Passon die Sorge, dass einige Darstellungen bestimmte vorherrschende Klischees bedienen könnten. Als Beispiele führte er die Ablehnung der Evolutionstheorie und Homosexualität an, die in den Berichten als charakteristische Merkmale der evangelikalen Bewegung benannt wurden. Die Jesus-Haus-Gemeinde gehört zum Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden.
Im letzten Teil der Sendereihe kam eine Kritikerin der evangelikalen Bewegung zu Wort, die über ihre Erfahrungen in einer Baptistengemeinde in Hofgeismar (Nordhessen) berichtete. Die 51-Jährige war dort in ihrer Jugend und im Gemeindejugendwerk Hessen-Siegerland engagiert. Von ihren Eltern sei ihr unter anderem vermittelt worden, dass Ohrringe Sünde seien. Zudem habe sie als kleines Kind Angst gehabt, dass ihre Eltern als bekehrte Christen entrückt werden könnten, während sie selbst auf der Erde zurückbleibe. Diese traumatischen Erlebnisse sowie ein Schwarz-Weiß-Denken, dass zwischen Gläubigen und Ungläubigen unterschieden habe, hätten schließlich dazu geführt, dass sie sich im Alter von etwa 30 Jahren von der Gemeinde abwandte und auch ihre Familie verließ. Später veröffentlichte sie einen religionskritischen Roman mit dem Titel „Ihr ständiger Begleiter“.“
Ich habe von diesem Buch „Ihr ständiger Beggleiter“ und der Autorin nun schon mehrere Berichte und auch Interviews gelesen und gehört. Ich bin nicht zu der Ansicht gekommen, dass dieses Buch tatsächlich einen realistischen Einblick in das Erleben durchschnittlicher Evangelikaler gibt. Vielmehr scheint es eine Simplifizierung dessen zu sein, was die Autorin erleben musste. Schlimm genug, dass es auch solche Evangelikale gibt. Gut aber, dass die meisten evangelikalen Christen nicht so sind.