Loveparade – Ende mit Entsetzen

Lesezeit: 4 Minuten
Lasershow
© SenexNexus / pixelio.de

Eine Parade der Liebe sollte sie sein – die gestrige „Loveparade“ in Duisburg. Aber genau das war sie eigentlich nie. Viel besser passt der Titel eines Artikels: „Sex and Drugs and Techno“ Denn nicht um Liebe ging es bei den Umzügen, sondern lediglich um Spass und „Party“ – wie es die junge Generation so oft nennt.

Diesmal aber mündete die „Party“ in einem entsetzlichen Unglück. Wie die Medien melden wurden über 350 Menschen Opfer einer Panik auf dem Zugangsweg zum Gelände der Loveparade. 19 Menschen starben an ihren Verletzungen, über 340 Menschen wurden verletzt.

Eine Menge Vorwürfe werden nun laut. Die Planung sei gefährlich unqualifiziert gewesen, das Gelände nicht geeignet, usw. Selbst bei den Zahlen gibt es keine einheitlichen Aussagen. Das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs sei nur für 300 000 / andere Angaben 500 000 Menschen geeignet gewesen. Vom Veranstalter wurde angegeben, das ca. 1,4 Millionen Menschen dort gewesen seien. Etliche überfüllte Züge spuckten am Duisburger Bahnhof mehr und mehr Besucher dieser Loveparade aus, obwohl das Gelände eigentlich schon längst geschlossen war.

Was auch immer die Gründe und Ursachen für dieses Desaster war, zurück bleibt Entsetzen und Trauer. An dieser Stelle möchte ich mein Mitgefühl und Beileid für die Opfer und Angehörigen aussprechen. Auch wenn die Ursachen aufgeklärt werden, so wird das der Trauer kaum begegnen können. Mein Wunsch an Gott ist, dass ER allen nahe sein möge, die unmittelbar und mittelbar durch dieses Unglück betroffen sind.

Der zu solchen Gelegenheiten gern gestellten Frage: „Wo war Gott?“ möchte ich eine Antwort geben. Gott war mitten bei diesen Menschen. Mitten in dem Gedränge und nahe denen, die zu Opfern wurden. ER entzieht sich auch jetzt den Trauerenden nicht. Das ein solches Unglück geschehen konnte, ist kaum Gott zuzuschreiben.

Trotz des Entsetzens muss dennoch ein nüchterner Blick gestattet sein. Zum Beispiel auf die Motivation dieser Veranstaltungen. Der Name alleine macht eine Massenparty nicht zu einem Ausdruck der Liebe. Ausufernd egoistisches Verhalten und reichlich Drogenmissbrauch erst recht nicht. Alle Werte zugunsten eines stundenlangen Rauschs über Bord zu werfen zeigt lediglich auf, dass man sich zurecht die Frage stellen muss wozu solche Veranstaltungen derart hofiert werden.

Ich komme noch aus den Generationen aus der der Ausdruck „Sex ’n Drugs ’n Rock ‚ Roll“ stammt. Mir sind Rockkonzerte nicht fremd und auch nicht unsympathisch. Solche Ausschweifungen sind also nichts wirklich neues. Auch Unglücke auf solchen Konzerten sind nichts neues. Aber der Umgang damit scheint neu zu sein. Wurden Rockkonzerte bei ähnlichen Unglücken vorzeitig abgebrochen, ging es gestern in Duisburg mit der Party weiter – bis spät in die Nacht.

Die Veranstalter geben an, sie hätten sich dazu entschlossen um eine weitere Panik zu vermeiden. Nach meinem Empfinden eine vorgeschobene, billige Entschuldigung.
So ergaben sich die skurrilen Situationen, dass sich die Nothelfer – Sanitäter, Seelsorger und Ordnungskräfte – um Verletzte, Tote und Traumatisierte mit einer unveränderten überlauten Technomusik im Hintergrund kümmern mussten. Auch die Reporter, die über das Unglück live im Fernsehen berichteten, konnten sich aufgrund der Lautstärke der Musik zum Teil nicht einmal mitteilen. Etliche Besucher der Loveparade gaben im Nachhinein an, dass sie per Handy und Mundpropaganda von dem Unglück erfahren haben. Eine weitere Massenpanik blieb dennoch aus.

So meldet „EinsLive“:
„Gefeiert – das haben die meisten, die man morgens am Duisburger Hauptbahnhof antrifft, geschlafen weniger. „Natürlich waren wir schockiert. Die Party war erstmal für kurze Zeit vorbei“, sagt Alka. Sein Freund Lars ergänzt: „Aber was sollten wir machen? Wir kommen aus Heilbronn. Dahin wären wir ohnehin nicht zurück gekommen.“

Und so haben sie ihr Programm durchgezogen…“

Ich mag mir das lediglich einbilden (obwohl ich das nicht wirklich glaube), aber so hätten Besucher von Rockfestivals nicht reagiert. So stelle ich mir die Frage, ob die „Loveparade“ nicht schon immer lediglich Ausdruck des heutigen Egoismus war. Ausdruck einer Generation, die Werte und Lebensformen der früheren Generationen in Frage stellen – so wie die Generationen des Rock ’n Roll – war die Loveparade sicherlich nicht.
So bin ich der Ankündigung des Veranstalters, dass dies die letzte Loveparade war, nicht gänzlich abgeneigt.

Doch was zieht so viele junge Menschen zu derartigen Veranstaltungen? Die Loveparade war nur eine von vielen dieser Art. Was zieht derartige Menschenmassen zu einer Veranstaltung mit irrsinnig überlauter, völlig eintöniger, einfallsloser Musik und fragwürdigen Umfeld? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich kann nicht nachvollziehen, was in den Medien als Begründung angeboten wird und auch eigene Überlegungen führen mich noch nicht zu einer schlüssigen Antwort.
Letztlich ende ich bei etlichen Berichten von betrunkenen Kindern, weit mehr Drogenmissbrauch wie jemals zuvor, etcpp.

Gerade angesichts einer solchen Katastrophe sollten wir Christen nicht schweigen. Aber leider war meine Suche auf christlichen Blogs nach Reaktionen auf das gestrige Geschehen bisher wenig ergibig. Andere Reaktionen in vereinzelten christlichen Internetforen braucht mal wieder kein Mensch. Hier lediglich von „überufernder Sünde“ zu reden und „die Opfer seien es doch grad selbst schuld“ ist in meinen Augen nur pervers. Kein Wunder, dass bei solchen Äußerungen Niemand wert auf betont christliche Meinungsäußerungen legt.

Es ist so, dass im christlichen Glauben und in der Begegnung mit Gott wesentliche Antworten auf die Sinnsuche auch der heutigen Generationen zu finden sind. Selbst wenn die Welt sich rapide in eine Sinnlosigkeit und Perspektivenlosigkeit entwickelt, sollten und müssen wir Christen uns der Frage stellen wie wir diese Werte so leben und vermitteln können, dass die Menschen erkennen können, welche Hoffnung und Botschaft darin verborgen ist.

Deshalb gilt bei aller Kritik mein Mitgefühl zuerst den Opfern des gestrigen Unglücks. Mein dringendes Gebet an Gott ist, diesen in besonderer Weise nahe zu sein und ihnen den Trost zu schenken, den die Welt nicht geben kann.

0 votes

9 Gedanken zu „Loveparade – Ende mit Entsetzen“

  1. Oh.. das ist ja echt tragisch… habe davon noch nichts mitbekommen.. bin auch betroffen..
    Sage Amen zu Deinem Beitrag.

    Ja, was zieht Massen von Menschen zu so einer Veranstaltung?
    Ich weiß nicht…
    Ich denke immer wieder an den Vers, dass Gott den Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt hat.
    Der Mensch trägt diesen Hauch von Ewigkeit in seinem Herzen.

    Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen Kleidern, und Palmzweige waren in ihren Händen.
    Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Das Heil ist bei unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm! Off. 7

    Eine große Schar von Menschen aus allen Nationen.
    Vielleicht ist es so, dass der Mensch dannach sucht, weil es ihm gegeben ist, es zu ersehnen.

    Mir selbst geht es oft so, dass ich berührt bin von Bildern wo Menschen – wenn auch nur für kurze Zeit, zusammen kommen für eine bestimmte Sache.
    Auch wenn es bei der Love Parade um alles andere als um Liebe geht, und das Wort Liebe auf Drogen und Partysmachen, reduziert wird, ist glaube ich, die Sehnsucht dannach ein Auslöser für Viele daran teilzunehmen.
    Der Mensch sucht Einheit, überwundene Grenzen, ein gemeinsames Ziel, Frieden, Liebe..
    Von daher können solche Veranstaltungen für einen kurzen Augenblick das Gefühl der Erfüllung geben..
    seufz.
    Dabei ist das Echte so vielmehr und unvergleichlich schöner.
    Aber sie wissen es ja nicht… woher auch?!

    Einfach nur tragisch das Ganze…
    Hatte nichtmal mitbekommen, dass die Love Parade wieder stattgefunden hat…

  2. Ich kann mich nur dem Hauptbeitrag anschließen. Die Opfer und deren Angehörige tun mir auch leid.

    Ich bin aber auch froh dass es diese Veranstaltung nicht mehr geben soll, denn ich finde sie repräsentiert nicht das königreich gottes, sondern das Reich dieser welt. Meiner meinung nach hat die Loveparade nix mit einen heiligen, reinen Leben vor Gott zu tun ,sondern repräsentiert nur die pure Lust und Ausschweifung am Leben.Ich kann somit nicht nachvollziehen warum Menschen die Christen sind!!!! auf so eine Veranstaltung gehen wollen.?!

    Bitte Leute wacht endlich auf und schaut auf Jesus den Anfänger und Vollender für den es sich lohnen würde anstatt der Loveparade eine Königsparade zu machen!

  3. Tatsächlich habe ich auf christlichen Bloggerseiten keinen Artikel über die Loveparade gefunden – das wundert mich doch sehr, sonst schreiben sie in ihren Blog über alle möglichen Allerweltsthemen, aber hier Zurückhalteung. Wie kann man diese zurückhaltung deuten – Angst vor dem Thema etwa?

  4. MEIN BEILEID AN DIE OPFER UND ANGEHÖRIGE UND FREUNDE Ich möchte hier nichts gut reden es waren viele fehler, die mir am anfang 13.30 selber noch nicht bewust worden sind denn wir haben viel platz gehabt und waren eig schon viel im tunnel aber wirklich vorbereitet scheint keiner drauf gewehsen zu sein (ICH TRAUER UM EUCH) Doch auf welcher veranstaltung gab es noch keine tote? und das meistens durch Gewalt!!! Doch dafür ist die Loveparade nicht bekannt, denn alle feiern fröhlich und ausgelassen. Und schon alleine der druck sponsoren zu finden ist hoch obwohl eig ein (eintritt von 5 euro ihnen bestimmt helfen würde was keinen weh tut) LOVEPARADE 2010 WAR GEIL LOVEPARADE 2010 WAR SCHRECKLICH LOVEPARADE 2010 WAR VON TRAUER UND HASS ÜBERFLUTET LOVEPARADE 2010 IST TROZDEM EIN FEST DER LIEBE, ZUR GEMEINSCHAFT, ZUM FRIEDLICH SEIN BITTE LASST ES NIE ENDEN ONE WORLD ONE KEY ONE LOVE THE ART OF LOVE ALLE BEGEHEN FEHLER DOCH MAN MUSS AUCH VERZEIEN KÖNNEN
    und aus fehler lernt man aber das sieht man nur wenn die party wieder stattfindet

    ONE WORLD ONE KEY ONE LOVE
    THE ART OF LOVE
    LOVEPARADE 4 EVER

  5. 2. Korinther 1,3 Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater voller Barmherzigkeit, der Gott, der uns in jeder Not tröstet!

Schreibe einen Kommentar zu Richard Schutty Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner