Im aktuellen de’IGNIS-Magazin beschäftigen sich verschiedene Autoren mit dem Thema rund um: „Beziehungslos – Orientierungslos – Haltlos – Auswirkungen auf Gesellschaft und Psyche“
Das Heft mit der Nummer 40 kann hier online gelesen werden.
Mit dabei ist ein Artikel mit der Überschrift: „Vertrauen und Vertrauensverlust in Kirchen und Gemeinden“ (Seite 22-24), welcher sich mit dem Phänomen beschäftigt, dass sich immer mehr Christen von den institutionellen und programmorientierten Gemeinden abwenden. Dieser Artikel ist zur Diskussion gestellt und Feedback ist erwünscht.
Winfried Hahn spricht offen an, dass immer wieder Menschen in christlichen Gemeinden verletzt und enttäuscht werden. Das Resultat ist zunehmend, dass sich diese Menschen von den Gemeinden abwenden – wie wohl sie sich nicht von ihrem Glauben abwenden. Er verweist auch auf die Ausgabe der Zeitschrift Charisma, die sich auch mit dem Thema beschäftigt.
Die Ursachen sucht er drei Aspekten:
- Allgemeiner Trend zur Unverbindlichkeit
- Oberflächliche und unehrliche Beziehungen
- seichte Verkündigung
Unter dem zweiten Punkt berichtet er, was er selbst an Fehlverhalten christlicher Leiter miterlebt hat. Ein Fehlverhalten, welches so oder so ähnlich von etlichen Gemeindeaussteigern berichtet wird. Daher ist seine Frage: „Einzelfall oder symptomatisch für eine Zeit, in der man lieber nach Scheinlösungen und Scheinfrieden strebt, als nach echter Konfliktverarbeitung und Beziehungspflege…“ klar damit zu beantworten, dass dieses Beispiel wahrlich keinen Einzelfall darstellt.
Hier greift mir der Artikel aber zu kurz. Denn zum einen sind diese Art der Beziehungen in Kirche und Gemeinden schon immer symptomatisch. Geändert hat sich lediglich, dass Menschen sich damit zunehmend nicht zufrieden geben und nicht weiter dem Irrtum unterliegen, christlicher Glaube könne nur in bestimmten religiösen Gemeinschaften gelebt werden.
Zum anderen meine ich, dass schon die Strukturierung der programmorientierten Gemeinden, die zudem einen hohen Wert auf einen Klerus (egal ob es sich hier um einen kirchlichen oder auch freikirchlichen handelt) legen, echte und tief gehende Beziehungen nicht fördert, ja sogar oft genug wirksam verhindert.
Im dritten Punkt sucht W. Hahn nach einer brennenden Verkündigung. Welche dann wohl auch entsprechend brennende Verkündiger braucht. Dem kann ich in soweit zustimmen, dass Gemeinden mit klaren Zielen, die von der Gesamtheit der Gemeinde angestrebt und erreicht werden können, weit weniger von Fluktuation betroffen sind. Aber das alleine wird es nicht ausmachen.
Ich fände es schon gut, wenn Verkündigung viel mehr mit dem tatsächlichen Leben der Christen zu tun hätte und nicht nur eine alternative fromme Scheinwelt darin beschworen würde.
Alles in Allem ein doch interessanter Artikel, auf den es sich zu reagieren lohnt. Ganz nebenbei habe ich dabei auch entdeckt, dass diese wirklich lesenswerte Zeitschrift nun auch online zu lesen ist. So können wir abwarten, was an Reaktionen in den kommenden Ausgaben zu diesem Artikel zu finden sind.