Hemmnisse beim Start von einfachen Gemeinden

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In Gesprächen mit Christen, die über Hausgemeinden nachdenken, stelle ich immer wieder fest, dass oft sehr simple Dinge einem Start einer einfachen Gemeinde oder Hausgemeinde im Wege stehen. Oft sind es nicht einmal theologische Bedenken, die die Gründung verhindert.
Hier ein paar Beispiele die genannt wurden:

Das Haus öffnen
Tatsächlich ist der Gedanke, einfach einmal ein paar Bekannte (ob nun Christen oder Nichtchristen) zu einem Essen einzuladen oder dies gar regelmäßig zu tun, für Manche eine fast unüberwindliche Hürde. Nicht dass sie das nicht tun wollten oder es nicht zu genießen wüssten, wenn sie eingeladen werden. Nein, wenn sie selber die Einladenden sein sollen, steht ihnen ihr eigener Sinn für (ihre Vorstellung) von Gastfreundschaft im Wege. Für Manche bedeutet eine Einladung an zwei, drei andere zu einem gemeinsamen Abendbrot, ein Planungs- und Arbeitsaufwand von mehreren Tagen. Sie haben es nie gelernt entspannt und flexibel ihr Haus für Besucher zu öffnen.
Meine Empfehlung:
Wagen sie den Sprung ins kalte Wasser. Evtl. gemeinsam mit einem anderen Christen zusammen. Entlassen sie sich selbst aus der Hauptverantwortung und geben sie Gott und ihren Gästen die Möglichkeit an solchen Abenden gestalterisch mit tätig zu sein. Fragen sie nach, ob der eine oder andere Gast auch etwas zu dem Essen beitragen will, ob Jemand beim Abwasch helfen möchte, etc. IdR sind die meisten gerne bereit etwas beizutragen, ja so manchen entlastet das auch von dem schlechten Gewissen, es sich auf Kosten des Gastgebers gemütlich gemacht zu haben.
Gerade die Treffen der einfachen Gemeinde sollen durch die gemeinsame Gestaltung geprägt werden. Das beschränkt sich nicht alleine auf die Frage der geistlichen Dienste, sondern betrifft auch all das, was den Rahmen schafft.

Angst um bestehende Beziehungen
Ein solches regelmäßiges Treffen in den privaten Häusern wirkt auf Manche für ihre familiären Beziehungen bedrohlich. Wird das regelmäßige Zusammenkommen von Christen im eigenen Haus / in der eigenen Wohnung gewohnte Abläufe der Familie stören? Evtl. empfindlich in die Privatsphäre der Familienmitglieder einbrechen? Oder werden die Nachbarn sich daran stören?
Manche haben bereits zu zweit oder zu dritt solche regelmäßigen Treffen und scheuen nun davor zurück, diese auch für andere regelmäßig zu öffnen. Aus Angst davor, dass diese gewonnene Freundschaft darunter zerbrechen könnte oder sie dieser gewinnbringenden Treffen beraubt werden könnten.
Meine Empfehlung:
Wie so oft ist der beste Rat den ich hier geben kann, miteinander zu reden. Beziehen sie ihre Familie und Freunde in ihre Überlegungen und Planungen mit ein. Vereinbaren sie zunächst ein paar (zwei, drei) Probetreffen, um zu sehen wie es tatsächlich ist, wenn solche Treffen stattfinden.
Haben sie Angst darum, was ihre Nachbarn denken könnten, reden sie mit diesen. Evtl. laden sie sie sogar zu einem gemeinsamen Grillen oder ähnliches ein.
Vereinbaren sie mit ihrer Familie und Freunden, dass die bestehenden Beziehungen in der Priorität über diese Treffen stehen und dass Jeder zu Jederzeit evtl. Bedenken äußern darf.

Wie gestalten wir die Treffen?
Eine der häufigsten Fragen ist die Frage nach dem Programm des Treffens. Wie läuft soetwas ab? Wer gestaltet die einzelnen Programmpunkte? Was können wir selber tun und was dürfen wir überhaupt tun?
Meine Empfehlung:
Machen sie es so einfach wie möglich. Wagen sie das Experiment einfach mit einem gemütlichen Beisammensein beim Essen zu beginnen und fragen sie die Anwesenden, was sie an einem solchen Abend gerne gemeinsam tun möchten. Erwarten die Besucher tatsächlich ein Programm ähnlich wie in Sonntagsgottesdiensten? Fragen sie sich gemeinsam, ob Gott ihnen nur in solchen Programmen begegnen möchte. Oder könnte es sogar sein, dass Gott mehr Interesse daran hat, dass sie ihr Leben ein Stück weit miteinander teilen, resp. mitteilen? Gibt es Glaubensfragen, die Einzelne schon länger bewegen? Was hat der eine oder andere dazu zu sagen? Usw.
Denken sie auch darüber nach, ob tatsächlich der eine Punkt erst beendet werden muss, bevor der nächste beginnt. Also muss tatsächlich das gemeinsame Essen beendet und der Tisch abgeräumt sein, bevor sie über Glaubensfragen reden?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass selbst das regelmäßige Singen im Lobpreis und Gebet nicht mehr den Schwerpunkt hatte, wie es das normalerweise in Gottesdiensten hat. Das zu tun ist gut. Es dann zu tun, wenn wir es gemeinsam auch tun wollen ist weitaus gewinnbringender und mehr aus ehrlichen Herzen, als wenn es nur der übliche Programmpunkt ist.
Machen sie es sich zur Angewohnheit, dass Jeder, der zu den Treffen kommt, schon im Vorfeld darüber nachdenkt, was er beim Treffen beitragen könnte, etwas vorlesen könnte, eine Frage beisteuern könnte, etc.
Und nicht zuletzt: Trauen sie Gott zu, dass ER durch den Hlg. Geist gegenwärtig sein will und sich auch einbringen möchte. Das es Gott ist, der sie durch diese Abende führen wird.

Was tun, wenn sich Menschen bekehren?
„An wen vermittle ich denn diese Menschen, wenn sie sich tatsächlich bekehren sollten? Wer macht die Nacharbeit und führt sie weiter im Glauben?“ wurde ich gefragt. Hier spüre ich die Prägung der propgrammorientierten Gemeinden und Zweifel an der eigenen Kompetenz.
Meine Empfehlung:
Trauen sie sich selbst und Gott mehr zu! Heutzutage gibt es dermaßen viel Unterstützungsmaterial um Neubekehrte im Glauben weiterzuführen, dass sie das gut gemeinsam tun können. Sie brauchen keinen „Fachmann“. Und wenn doch, warum nicht dann und wann einen einladen? Hier möchte ich auf die apostolischen Dienste verweisen – also auf Diejenigen, die Gott in seinem Reich dazu ausgerüstet hat, auch anderen Gruppen und Gemeinden in bestimmten Dingen zu helfen und dort zu dienen.
Letztlich obliegt die Hauptverantwortung für jeden, der sich zu Gott bekehrt zunächst bei Gott. Wir sind immer nur Christen, die ihre Hilfe und Dienste anbieten können. Der Neubekehrte ist für sich vor Gott verantwortlich, ob und wie er sein Leben mit Gott gestaltet. Das ist auch in programmorientierten Gemeinden nicht anders.
Wenn die Neubekehrten nach anderen Gemeinden oder Programmen fragen, geben sie freimütig Antwort. Bieten sie evtl. sogar ihre Begleitung bei Besuchen anderer Gemeinden an. Vergessen sie nicht, kein Neubekehrter „gehört“ irgendeiner Gemeinde, jeder Christ gehört alleine nur Gott. Vertrauen sie auch hier Gott, dass er seine Kinder zu leiten weiß, sowohl die Neubekehrten wie auch sie, wenn sie konkret vor solchen Fragen stehen.

Wer trägt die Verantwortung?
Ganz schnell bekommen Manche die Frage, wer denn nun die Verantwortung tragen soll. Wer leitet dies alles und trägt die Verantwortung vor…ja wem eigentlich? Anderen Gemeinden oder Pastoren? Muss es einen Leiter geben, eine Art Pastor oder Ältesten?
Meine Empfehlung:
Brechen wir es einmal auf die Frage herunter, wer denn die Verantwortung tragen muss, wenn sie ein paar Freunde zu einem Geburtstagskaffee einladen? Brauchen sie hier einen Generalverantwortlichen oder ergibt sich soetwas nicht meist ganz von selbst?
Zunächst bleibt natürlich die einladende Familie oder Wohnungsinhaber verantwortlich, was eben die Verantwortungen eines Gastgebers betreffen. Diese können gerne zum Teil delegiert werden oder einfach auch von mehreren getragen werden.
Dann ist es eine ganz normale Entwicklung, dass sich mit der Zeit ganz von selbst herauskristallisieren wird, wer bei den Treffen der Gruppe leitend tätig ist und ob das von der Gruppe auch angenommen wird.
Einen Pastor brauchen sie nicht, und über die Frage von Ältesten können sie einmal nachdenken, wenn sich ihre Treffen verfestigt haben, ein reges Gemeindeleben stattfindet und sie anfangen sich mit anderen einfachen Gemeinden zu vernetzen. Bis dahin bleiben sie entspannt. Titel sind weitaus weniger wichtig. Wichtig ist, dass Gott unter ihnen die Gaben der Teilnehmenden einbringen und entwickeln kann.

Angst vor Aburteilung durch andere Christen
Was werden Christen aus anderen Gemeinden sagen, wenn wir anfangen uns zu treffen? Diese Frage ist leider berechtigt. Denn nicht selten werden einfache Gemeinden zunächst von Mitgliedern programmorientierten Gemeinden als minderwertige Treffen, wenn nicht gar völlig überflüssige Treffen angesehen. Das würde aber auch den meisten Neugründungen von üblichen Gemeinden so ergehen.
Die Treffen der einfachen Gemeinde werden anhand der Maßstäbe der programmorientierten und hierarchischen Gemeinden gemessen und werden nicht passen.
Meine Empfehlung:
Machen sie das Urteil anderer Christen nicht zum Maßstab dafür, ob sie sich mit einzelnen Anderen zum Austausch über Gott, gemeinsamen Gebet und gelebten Beziehungen treffen wollen. Achten sie darauf, dass sie ein offener Kreis bleiben und Niemand von irgendeiner anderen Gemeinde bewusst abgeworben wird. Wer kommen möchte sollte möglichst willkommen sein, wer nicht mehr kommen möchte sollte von ihnen mit Segen entlassen werden. Sollten sich tatsächlich Christen in ihren Treffen wohler fühlen als in einer programmorientierten Gemeinde, so machen sie sich bewusst, dass hier mündige Menschen eine eigene Entscheidung treffen. Lassen sie sich nicht einreden, sie wären damit ein „Schäfchendieb“.
Machen sie sich immer wieder bewusst, dass sie gemeinsam vor Gott kommen und dass es letztlich Gott sein sollte, der das letzte Wort darüber hat, wo und wie sich seine Kinder treffen können. Und sein Wort war und ist: „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich mitten unter ihnen!“

Wir werden keine Glaubensthemen finden, über die wir sprechen können
Diese Befürchtung, keine Themen zu finden oder nicht auf Dauer genügen Programmvorgaben zu haben, hat man immer zunächst. Zumindest die meisten haben diese Bedenken. Eigentlich ist das eine Frucht daraus, dass wir Gemeindeleben mit der Absolvierung von vorgegebenen Programmen verbinden. So lernen wir es seit Jahrtausenden, so sind wir es gewohnt.
Immer wieder höre ich auch von Hauskreismitgliedern oder -leitern bestehender Gemeinden die Befürchtung, dass sie ohne vorgegebenes Programm ganz leicht in Alltägliches abrutschen werden.
Meine Empfehlung:
Woran mag das liegen, wenn Christen bei gemeinsamen Treffen nicht auf Glaubensfragen zu sprechen kommen oder ganz leicht immer wieder auf Themen ausweichen, die mit Glauben scheinbar nichts zu tun haben? Liegt es tatsächlich daran, dass Christen ohne Programmdruck nicht über Gott zu reden und nachzudenken in der Lage wären? Oder kann es sein, dass die vorgegebenen Programme selten etwas mit ihrem konkreten Leben zu tun haben?
Meine Erfahrung ist, dass Christen, die ihren Glauben bewusst leben, nicht zusammenkommen können ohne nicht doch irgendwann auf Gott und das Leben mit Gott zu reden. Aber das muss eben nicht immer so aussehen, wie wir es aus den sonst üblichen Gemeinden kennen. So kann es sein, dass sich das Gespräch über Gott und die Bibel eben erst aus dem Gespräch übers Einkaufen, die Kinder, Politik usw. entwickelt. Jeder Christ bewegt die Frage in dem allen, wie er als Christ damit umgehen soll oder was wohl Gott darüber denken mag.
Manchmal reicht auch der Einwurf einer simplen Frage dazu, was wohl Gott dazu zu sagen hätte, aus, um das Gespräch auf Glaubensinhalte zu bringen.
Wagen sie es ihr Glaubensleben nicht mehr von ihrem Alltagsleben abzugrenzen und gar zwei Leben parallel zu leben. Gehen sie gemeinsam auf das Abenteuer ein, Gott in ihrem ganzen Leben zu finden und sich genau auch darüber auszutauschen.
Nehmen sie die Nöte des Anderen ernst. Suchen sie selbst auch und besonders Antworten darauf bei Gott. Erwarten sie nicht auf alle Fragen Antworten zu finden, vertrauen sie aber gemeinsam darauf, dass Gott involviert ist und bringen sie diese Nöte gemeinsam im Gebet zu Gott. Betrachten sie ihre Treffen als das gemeinsame Abenteuer Gott in ihrer aller Leben anzutreffen und IHN wirken zu sehen.

Es mag auch noch andere Hindernisse geben. Wer dies hier liest kann gerne in einem Kommentar solche aufzeigen und wir können gemeinsam darüber nachdenken, wie wir damit umgehen können.

Charly

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