Hemmnisse beim Start von einfachen Gemeinden

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In Gesprächen mit Christen, die über Hausgemeinden nachdenken, stelle ich immer wieder fest, dass oft sehr simple Dinge einem Start einer einfachen Gemeinde oder Hausgemeinde im Wege stehen. Oft sind es nicht einmal theologische Bedenken, die die Gründung verhindert.
Hier ein paar Beispiele die genannt wurden:

Das Haus öffnen
Tatsächlich ist der Gedanke, einfach einmal ein paar Bekannte (ob nun Christen oder Nichtchristen) zu einem Essen einzuladen oder dies gar regelmäßig zu tun, für Manche eine fast unüberwindliche Hürde. Nicht dass sie das nicht tun wollten oder es nicht zu genießen wüssten, wenn sie eingeladen werden. Nein, wenn sie selber die Einladenden sein sollen, steht ihnen ihr eigener Sinn für (ihre Vorstellung) von Gastfreundschaft im Wege. Für Manche bedeutet eine Einladung an zwei, drei andere zu einem gemeinsamen Abendbrot, ein Planungs- und Arbeitsaufwand von mehreren Tagen. Sie haben es nie gelernt entspannt und flexibel ihr Haus für Besucher zu öffnen.
Meine Empfehlung:
Wagen sie den Sprung ins kalte Wasser. Evtl. gemeinsam mit einem anderen Christen zusammen. Entlassen sie sich selbst aus der Hauptverantwortung und geben sie Gott und ihren Gästen die Möglichkeit an solchen Abenden gestalterisch mit tätig zu sein. Fragen sie nach, ob der eine oder andere Gast auch etwas zu dem Essen beitragen will, ob Jemand beim Abwasch helfen möchte, etc. IdR sind die meisten gerne bereit etwas beizutragen, ja so manchen entlastet das auch von dem schlechten Gewissen, es sich auf Kosten des Gastgebers gemütlich gemacht zu haben.
Gerade die Treffen der einfachen Gemeinde sollen durch die gemeinsame Gestaltung geprägt werden. Das beschränkt sich nicht alleine auf die Frage der geistlichen Dienste, sondern betrifft auch all das, was den Rahmen schafft.

Angst um bestehende Beziehungen
Ein solches regelmäßiges Treffen in den privaten Häusern wirkt auf Manche für ihre familiären Beziehungen bedrohlich. Wird das regelmäßige Zusammenkommen von Christen im eigenen Haus / in der eigenen Wohnung gewohnte Abläufe der Familie stören? Evtl. empfindlich in die Privatsphäre der Familienmitglieder einbrechen? Oder werden die Nachbarn sich daran stören?
Manche haben bereits zu zweit oder zu dritt solche regelmäßigen Treffen und scheuen nun davor zurück, diese auch für andere regelmäßig zu öffnen. Aus Angst davor, dass diese gewonnene Freundschaft darunter zerbrechen könnte oder sie dieser gewinnbringenden Treffen beraubt werden könnten.
Meine Empfehlung:
Wie so oft ist der beste Rat den ich hier geben kann, miteinander zu reden. Beziehen sie ihre Familie und Freunde in ihre Überlegungen und Planungen mit ein. Vereinbaren sie zunächst ein paar (zwei, drei) Probetreffen, um zu sehen wie es tatsächlich ist, wenn solche Treffen stattfinden.
Haben sie Angst darum, was ihre Nachbarn denken könnten, reden sie mit diesen. Evtl. laden sie sie sogar zu einem gemeinsamen Grillen oder ähnliches ein.
Vereinbaren sie mit ihrer Familie und Freunden, dass die bestehenden Beziehungen in der Priorität über diese Treffen stehen und dass Jeder zu Jederzeit evtl. Bedenken äußern darf.

Wie gestalten wir die Treffen?
Eine der häufigsten Fragen ist die Frage nach dem Programm des Treffens. Wie läuft soetwas ab? Wer gestaltet die einzelnen Programmpunkte? Was können wir selber tun und was dürfen wir überhaupt tun?
Meine Empfehlung:
Machen sie es so einfach wie möglich. Wagen sie das Experiment einfach mit einem gemütlichen Beisammensein beim Essen zu beginnen und fragen sie die Anwesenden, was sie an einem solchen Abend gerne gemeinsam tun möchten. Erwarten die Besucher tatsächlich ein Programm ähnlich wie in Sonntagsgottesdiensten? Fragen sie sich gemeinsam, ob Gott ihnen nur in solchen Programmen begegnen möchte. Oder könnte es sogar sein, dass Gott mehr Interesse daran hat, dass sie ihr Leben ein Stück weit miteinander teilen, resp. mitteilen? Gibt es Glaubensfragen, die Einzelne schon länger bewegen? Was hat der eine oder andere dazu zu sagen? Usw.
Denken sie auch darüber nach, ob tatsächlich der eine Punkt erst beendet werden muss, bevor der nächste beginnt. Also muss tatsächlich das gemeinsame Essen beendet und der Tisch abgeräumt sein, bevor sie über Glaubensfragen reden?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass selbst das regelmäßige Singen im Lobpreis und Gebet nicht mehr den Schwerpunkt hatte, wie es das normalerweise in Gottesdiensten hat. Das zu tun ist gut. Es dann zu tun, wenn wir es gemeinsam auch tun wollen ist weitaus gewinnbringender und mehr aus ehrlichen Herzen, als wenn es nur der übliche Programmpunkt ist.
Machen sie es sich zur Angewohnheit, dass Jeder, der zu den Treffen kommt, schon im Vorfeld darüber nachdenkt, was er beim Treffen beitragen könnte, etwas vorlesen könnte, eine Frage beisteuern könnte, etc.
Und nicht zuletzt: Trauen sie Gott zu, dass ER durch den Hlg. Geist gegenwärtig sein will und sich auch einbringen möchte. Das es Gott ist, der sie durch diese Abende führen wird.

Was tun, wenn sich Menschen bekehren?
„An wen vermittle ich denn diese Menschen, wenn sie sich tatsächlich bekehren sollten? Wer macht die Nacharbeit und führt sie weiter im Glauben?“ wurde ich gefragt. Hier spüre ich die Prägung der propgrammorientierten Gemeinden und Zweifel an der eigenen Kompetenz.
Meine Empfehlung:
Trauen sie sich selbst und Gott mehr zu! Heutzutage gibt es dermaßen viel Unterstützungsmaterial um Neubekehrte im Glauben weiterzuführen, dass sie das gut gemeinsam tun können. Sie brauchen keinen „Fachmann“. Und wenn doch, warum nicht dann und wann einen einladen? Hier möchte ich auf die apostolischen Dienste verweisen – also auf Diejenigen, die Gott in seinem Reich dazu ausgerüstet hat, auch anderen Gruppen und Gemeinden in bestimmten Dingen zu helfen und dort zu dienen.
Letztlich obliegt die Hauptverantwortung für jeden, der sich zu Gott bekehrt zunächst bei Gott. Wir sind immer nur Christen, die ihre Hilfe und Dienste anbieten können. Der Neubekehrte ist für sich vor Gott verantwortlich, ob und wie er sein Leben mit Gott gestaltet. Das ist auch in programmorientierten Gemeinden nicht anders.
Wenn die Neubekehrten nach anderen Gemeinden oder Programmen fragen, geben sie freimütig Antwort. Bieten sie evtl. sogar ihre Begleitung bei Besuchen anderer Gemeinden an. Vergessen sie nicht, kein Neubekehrter „gehört“ irgendeiner Gemeinde, jeder Christ gehört alleine nur Gott. Vertrauen sie auch hier Gott, dass er seine Kinder zu leiten weiß, sowohl die Neubekehrten wie auch sie, wenn sie konkret vor solchen Fragen stehen.

Wer trägt die Verantwortung?
Ganz schnell bekommen Manche die Frage, wer denn nun die Verantwortung tragen soll. Wer leitet dies alles und trägt die Verantwortung vor…ja wem eigentlich? Anderen Gemeinden oder Pastoren? Muss es einen Leiter geben, eine Art Pastor oder Ältesten?
Meine Empfehlung:
Brechen wir es einmal auf die Frage herunter, wer denn die Verantwortung tragen muss, wenn sie ein paar Freunde zu einem Geburtstagskaffee einladen? Brauchen sie hier einen Generalverantwortlichen oder ergibt sich soetwas nicht meist ganz von selbst?
Zunächst bleibt natürlich die einladende Familie oder Wohnungsinhaber verantwortlich, was eben die Verantwortungen eines Gastgebers betreffen. Diese können gerne zum Teil delegiert werden oder einfach auch von mehreren getragen werden.
Dann ist es eine ganz normale Entwicklung, dass sich mit der Zeit ganz von selbst herauskristallisieren wird, wer bei den Treffen der Gruppe leitend tätig ist und ob das von der Gruppe auch angenommen wird.
Einen Pastor brauchen sie nicht, und über die Frage von Ältesten können sie einmal nachdenken, wenn sich ihre Treffen verfestigt haben, ein reges Gemeindeleben stattfindet und sie anfangen sich mit anderen einfachen Gemeinden zu vernetzen. Bis dahin bleiben sie entspannt. Titel sind weitaus weniger wichtig. Wichtig ist, dass Gott unter ihnen die Gaben der Teilnehmenden einbringen und entwickeln kann.

Angst vor Aburteilung durch andere Christen
Was werden Christen aus anderen Gemeinden sagen, wenn wir anfangen uns zu treffen? Diese Frage ist leider berechtigt. Denn nicht selten werden einfache Gemeinden zunächst von Mitgliedern programmorientierten Gemeinden als minderwertige Treffen, wenn nicht gar völlig überflüssige Treffen angesehen. Das würde aber auch den meisten Neugründungen von üblichen Gemeinden so ergehen.
Die Treffen der einfachen Gemeinde werden anhand der Maßstäbe der programmorientierten und hierarchischen Gemeinden gemessen und werden nicht passen.
Meine Empfehlung:
Machen sie das Urteil anderer Christen nicht zum Maßstab dafür, ob sie sich mit einzelnen Anderen zum Austausch über Gott, gemeinsamen Gebet und gelebten Beziehungen treffen wollen. Achten sie darauf, dass sie ein offener Kreis bleiben und Niemand von irgendeiner anderen Gemeinde bewusst abgeworben wird. Wer kommen möchte sollte möglichst willkommen sein, wer nicht mehr kommen möchte sollte von ihnen mit Segen entlassen werden. Sollten sich tatsächlich Christen in ihren Treffen wohler fühlen als in einer programmorientierten Gemeinde, so machen sie sich bewusst, dass hier mündige Menschen eine eigene Entscheidung treffen. Lassen sie sich nicht einreden, sie wären damit ein „Schäfchendieb“.
Machen sie sich immer wieder bewusst, dass sie gemeinsam vor Gott kommen und dass es letztlich Gott sein sollte, der das letzte Wort darüber hat, wo und wie sich seine Kinder treffen können. Und sein Wort war und ist: „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich mitten unter ihnen!“

Wir werden keine Glaubensthemen finden, über die wir sprechen können
Diese Befürchtung, keine Themen zu finden oder nicht auf Dauer genügen Programmvorgaben zu haben, hat man immer zunächst. Zumindest die meisten haben diese Bedenken. Eigentlich ist das eine Frucht daraus, dass wir Gemeindeleben mit der Absolvierung von vorgegebenen Programmen verbinden. So lernen wir es seit Jahrtausenden, so sind wir es gewohnt.
Immer wieder höre ich auch von Hauskreismitgliedern oder -leitern bestehender Gemeinden die Befürchtung, dass sie ohne vorgegebenes Programm ganz leicht in Alltägliches abrutschen werden.
Meine Empfehlung:
Woran mag das liegen, wenn Christen bei gemeinsamen Treffen nicht auf Glaubensfragen zu sprechen kommen oder ganz leicht immer wieder auf Themen ausweichen, die mit Glauben scheinbar nichts zu tun haben? Liegt es tatsächlich daran, dass Christen ohne Programmdruck nicht über Gott zu reden und nachzudenken in der Lage wären? Oder kann es sein, dass die vorgegebenen Programme selten etwas mit ihrem konkreten Leben zu tun haben?
Meine Erfahrung ist, dass Christen, die ihren Glauben bewusst leben, nicht zusammenkommen können ohne nicht doch irgendwann auf Gott und das Leben mit Gott zu reden. Aber das muss eben nicht immer so aussehen, wie wir es aus den sonst üblichen Gemeinden kennen. So kann es sein, dass sich das Gespräch über Gott und die Bibel eben erst aus dem Gespräch übers Einkaufen, die Kinder, Politik usw. entwickelt. Jeder Christ bewegt die Frage in dem allen, wie er als Christ damit umgehen soll oder was wohl Gott darüber denken mag.
Manchmal reicht auch der Einwurf einer simplen Frage dazu, was wohl Gott dazu zu sagen hätte, aus, um das Gespräch auf Glaubensinhalte zu bringen.
Wagen sie es ihr Glaubensleben nicht mehr von ihrem Alltagsleben abzugrenzen und gar zwei Leben parallel zu leben. Gehen sie gemeinsam auf das Abenteuer ein, Gott in ihrem ganzen Leben zu finden und sich genau auch darüber auszutauschen.
Nehmen sie die Nöte des Anderen ernst. Suchen sie selbst auch und besonders Antworten darauf bei Gott. Erwarten sie nicht auf alle Fragen Antworten zu finden, vertrauen sie aber gemeinsam darauf, dass Gott involviert ist und bringen sie diese Nöte gemeinsam im Gebet zu Gott. Betrachten sie ihre Treffen als das gemeinsame Abenteuer Gott in ihrer aller Leben anzutreffen und IHN wirken zu sehen.

Es mag auch noch andere Hindernisse geben. Wer dies hier liest kann gerne in einem Kommentar solche aufzeigen und wir können gemeinsam darüber nachdenken, wie wir damit umgehen können.

Charly

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Leiten durch Überzeugen IV

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Hingabe statt Verbindlichkeit

Jeder der regelmäßige Treffen wie Hausgemeindeabende organisiert kennt die Situation: Wenn überhaupt melden sich manche Leute kurz vor dem Treffen aus verschiedensten Gründen ab. Sie kommen nicht zu dem Treffen. Ihre Gründe sind so manches mal für die Leiter kaum oder gar nicht nachvollziehbar. Frust baut sich auf und dem Leiter kommt die Frage in den Sinn: „Wozu mache ich das eigentlich alles?“

Wir haben hier ein Spannungsfeld:
Diejenigen die Verantwortung in der Hausgemeinde übernommen haben und / oder Leitung ausüben, sowie Diejenigen in deren Räumlichkeiten die Treffen stattfinden haben sich verpflichtet wenn es irgend geht bei jedem Treffen da zu sein. Entsprechend setzen sie ihre Prioritäten und hoffen auf eine gute Entwicklung dieser Treffen. Sie bereiten sich Woche für Woche auf diese Treffen vor, auch wenn es manchmal echt Mühe bereitet.
Auf der anderen Seite haben wir Christen, die „lediglich“ Besucher dieser Treffen sind. Da sie nicht organisatorisch verantwortlich sind, nehmen sie sich eher die Freiheit individuell zu entscheiden, ob sie zu den konkreten Abend kommen oder dieses eine Treffen auch mal ausfallen lassen. Hier jetzt direkt an Konsumentenhaltung zu denken ist überzogen – auch wenn der Gedanke nahe liegt.

Mir sind schon einige Vorträge, Strategien und Artikel über die Förderung der Verbindlichkeit unter Christen begegnet. Wenige fand ich hilfreich. Aus den USA kennen wir sogar so genannte Verträge, den z.B. Mitglieder von Hausgemeinden miteinander eingehen. Ich für meinen Teil würde unter keinen dieser Verträge meine Unterschrift setzen.

Nimmt diese Unverbindlichkeit in den Augen der Leiter überhand, wird dann auch schon mal neu – mit mehr oder weniger Druck – über die notwendige Verbindlichkeit in der Gruppe gesprochen und darauf gedrungen, dass die Mitglieder sich dem einfügen. Oft haben solche Bemühungen kaum oder keinen Erfolg.

Wo liegt hier das Problem? An unserer mehr und mehr individuell ausgerichteten Kultur, die kaum noch Verbindlichkeit kennt? Aus mangelnder Unterordnung der Einzelnen unter Gott?
Oder liegt das Problem doch ganz woanders? Ich meine, es liegt oft ganz woanders.

Hingabe statt Verbindlichkeit
Machen sie mit mir einmal folgendes Experiment:
Schließen sie die Augen und fühlen sie mal, wie sich folgende zwei Begriffe anfühlen: „Verbindlichkeit“ und dann „Hingabe“.
Was empfinden sie, wenn sie zuerst den einen und dann den anderen Begriff auf sich wirken lassen? Nicht wenige fühlen sich beim Begriff „Verbindlichkeit“ unwohler als beim Begriff „Hingabe“. Dabei ist „Hingabe“ der intensivere Begriff. Hingabe verlangt weit mehr als nur Verbindlichkeit und dennoch wird „Hingabe“ angenehmer empfunden.

Verbindlichkeit
Was verbinden wir mit diesem Begriff? Wir fühlen uns an etwas oder jemand gebunden. Daher mag auch das Unwohlsein kommen, wenn wir diesen Begriff auf uns wirken lassen. Gebunden, nicht frei in seinen Entscheidungen.
Woran binden wir uns denn, wenn wir den Begriff in unser Setting der regelmäßig stattfindenden Treffen stellen? Da wird von Leiterseite ganz schnell vorgebracht, dass man sich hier Gott gegenüber verbindlich zeige. Aber das wird anders empfunden. Wer in einer gesunden Beziehung mit Gott lebt wird durchaus auch hier und da empfinden, dass es nicht Gott ist, der jetzt erwartet, dass man zu dem Treffen kommt. Und das glaube ich gerne.
Es stellt sich eher das Gefühl ein, dass man sich hier an ein Programm oder noch schlimmer an die Leiter binden solle. Ist es Gott der die Treffen einberuft oder doch eher Menschen? Doch die Menschen, oder?
Damit will ich nun wirklich nicht sagen, dass solche Treffen falsch wären! Natürlich sind sie gut und wichtig. Der Schreiber des Hebräerbrief bringt es scheinbar auf den Punkt:
Hebräer 10:25 indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das um so mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht!
Aha, also doch, wir sollen die Versammlungen nicht versäumen. Diese sollten Priorität haben vor so vielen Privatinteressen. Ist dem wirklich so? Steht das dort? Sehen wir doch einmal genauer hin, vor allem auf den Zusammenhang:
Hebräer 10:23 Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung unwandelbar festhalten denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat 24 und lasst uns aufeinander acht haben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, 25 indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das um so mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht!
Zunächst geht es darum, dass wir fest an dem Bekenntnis der Hoffnung festhalten und uns einander ermutigen, dies zu tun. Dies gründet auf die unwandelbare Treue Gottes zu uns. Wir sollen positiv einander zugewandt sein und ein positives Interesse aneinander zeigen. Zur Liebe und guten Werken sollen wir uns anreizen. Wie tun wir das? Mit der vorwurfsvollen Frage, wo der Andere denn beim letzten Treffen gewesen sei? Wohl kaum. Mit dem erhobenen Zeigefinger Verbindlichkeit mahnend? Eher nicht. Eher doch mit echtem Interesse.

Das echte Interesse kann sich z.B. Darin zeigen, dass man bei einer telefonischen Absage, aufgrund eines Unwohlseins dem Absagenden Freiheit gibt und das schlechte Gewissen nimmt. Ja sogar anbietet für ihn zu beten, jetzt sofort am Telefon oder nachher beim gemeinsamen Gebet in der Gruppe. Begegnet man mir so, wenn ich absage weil es mir an dem Tag nicht gut geht, werde ich mehr Interesse haben, das nächste mal dabei zu sein.

Jetzt erst, nach der Betonung der positiven Zuwendung kommt der Schreiber des Hebräerbrief auf die Treffen zu sprechen. Mir scheint er hebt diese besonders hervor, weil er darin gesunde und wohltuende Gelegenheiten sieht, einander Gutes zu tun und nicht die bloße Pflichterfüllung eines Programms gegenüber.
Er schaut auf solche, die diese Zusammenkommen säumen und regt an, einander zu ermuntern, statt zu ermahnen. Luther übersetzt hier den griech. Begriff „para-kaleo“ mit „ermahnen“ – was man so tun kann – doch passt diese Deutung nicht in den Kontext. So mancher liest hier die Bedeutung des Ermahnen im Sinne von:
jemandem zureden (um ihn zu ermahnen), jemandem ermahnen, zu etw. auffordern, anfachen, aufrufen, antreiben; jemandem etw. einschärfen
Die andere richtige Lesart von „ermahnen“:
Jemand trösten, gut zureden, ermuntern, freundlich und stärkend zu jemandem sprechen
ist hier richtiger. Daher lasst uns einander ermuntern und nicht den Zeigefinger mahnend erheben.

Mancher nimmt die unmittelbar folgenden Verse zu der Bibelstelle noch hinzu:
Hebräer 10:26 Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, 27 sondern ein furchtbares Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird.
Aber Vorsicht! Hier findet ein Gedankensprung statt. Der Schreiber bezeichnet nicht das Versäumen der Treffen als mutwilliges sündigen. Es geht hier wieder darum unwandelbar an dem Bekenntnis der Hoffnung festzuhalten und nicht um die Versammlungen.

Hingabe
Wie sieht es nun mit der Hingabe aus? Würden wir Christen auffordern sich einer Gemeinde, einer Organisation oder einem Programm hinzugeben, ernten wir zurecht heftige Ablehnung. Hingabe ist zu stark, als das wir dies auf Menschen und deren Versammlungen anwenden wollten. Sich aber Gott, unserem Retter, Erlöser und liebenden Vater hinzugeben ist ein gänzlich anderer Gedanke. Etwas was wir aus Liebe zu Ihm tun wollen und wozu wir uns auch gegenseitig ermuntern können / sollen.
Hingabe kann nicht eingefordert werden, so wie Verbindlichkeit. Jemand gibt sich entweder Gott hin oder er tut es nicht. Zwingen können wir keinen und er wird auch nicht von Gott gezwungen. Gott umwirbt uns beständig und ermuntert uns zur Hingabe, er zwingt uns nicht dazu.
So schreibt Paulus:
Römer 12:1 Ich ermahne (ermuntere) euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. 2 Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

Gebe ich mich Gott nun hin, so hat das natürlich Auswirkungen auf meine Prioritäten. Das kann sehr wohl die Auswirkung haben, dass auch die Versammlungen eine hohe Priorität bekommen, unabhängig davon, wie wichtig diese Versammlungen denen sind, die sie organisieren. Hingegebene Jünger haben den natürlichen Wunsch sich zu versammeln, miteinander Gott zu loben, Gottes Wort zu studieren und liebevolle Gemeinschaft untereinander zu pflegen. Hingegebene Jünger muss ich nicht ermahnen, es reicht ihnen Gelegenheiten anzubieten.

Und wieder: Leiten durch Überzeugen
Wieder geht es darum, dass wir durch ein positives Vorbild leiten. Wenn Leiter vorbildlich in der positiven Hinwendung zum Anderen handeln und den Anderen begegnen, ist dieser attraktiv für die Jünger. Ein solcher wird durch eigene Hingabe und der damit verbundenen freudigen Verbindlichkeit Vorbild sein. Begegnet der Einzelne im Leiter einem angenehmen Vorbild, der auch noch ehrliches Interesse zeigt, wird dieser dem Leiter eher folgen wollen.
Bedenken wir, wie Gott mit uns handelt. Er, der nun wirklich alles Recht hätte von uns zu fordern, umwirbt uns mit Freundlichkeit und Liebe. Er zeigt Langmut und Sanftmut mit uns. Er setzt uns nicht unter Druck, weil wir Versammlungen versäumen. Sollten wir nicht diesem Vorbild nachahmen?

Nicht gerufen Gemeinden zu gründen
Richard Schutty schrieb letztens, dass Gott uns nicht geboten hat, Gemeinden zu gründen. Das ist sehr wahr! Gott hat uns geboten Jünger zu machen (Matth. 28:19+20) Machen wir uns noch einmal deutlich: Gott hat uns nicht beauftragt in die Städte der Welt zu gehen und dort regelmäßige Versammlungsprogramme anzubieten. Gott hat uns nicht zu Programmen gerufen, sondern zu den Menschen. Ihnen, den Menschen, zu begegnen verlangt auch ihnen in ihrer Individualität zu begegnen. Das mag sich dann evtl. auch darin ausdrücken, dass nicht immer alle brav beisammen sind.
Ich meine es ist immer wieder wichtig, dass wir uns das ins Gedächtnis rufen – gerade dann, wenn uns Frust übermannt, weil wieder einmal Einige für die Versammlung abgesagt haben.
Die Menschen der Gemeinde und damit die eigentliche Gemeinde gehört nicht den Leitern, sie gehören alleine nur Gott. Machen wir nicht den Fehler unsere Versammlungen mit der Gemeinde zu verwechseln. Jesus allein ist es der die Gemeinde gegründet hat und der diese formt und prägt. Unsere Versammlung ist nicht die Gemeinde, sondern nur das Zusammenkommen eines Teils der Gemeinde – ein sichtbarer Ausdruck des Leibes Christi. Programme sind hier lediglich Hilfsmittel und nicht der Sinn und Zweck der Versammlungen.

Hingabe statt Verbindlichkeit
Lasst uns nun einander ermuntern uns Gott hinzugeben und darin positiv anreizende Vorbilder sein. Gerade, wenn wir in Leitungsverantwortung stehen, sollte der liebevolle Charakter Gottes durch uns scheinen. Und wenn uns wieder der Frust übermannt fragen wir uns erneut, wem wir uns hingegeben haben: unserem liebenden Gott oder einem Programm.
Lasst uns einander anreizen uns Gott konsequent hinzugeben, so werden wir auch in unserem Denken verändert und die gemeinsamen Zeiten werden ganz natürlich für jeden von uns an Wichtigkeit gewinnen.

Teil I
Teil II
Teil III
Zur Diskussion über dieses Thema…

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Leiten durch Überzeugen II

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Die Autorität des Leiters

Immer wieder ist die Autorität von Leitern in der Gemeinde ein Thema. Die Frage, welche Autorität sie haben und wer sie ihnen gibt.

Im ersten Teil habe ich ja schon ausgeführt, dass ein ganzer Teil der Leiterautorität durch die gegeben wird, die sich freiwillig der jeweiligen Leitung unterstellen. Hier haben wir also schon eine erste Ebene der Autoritätsvermittlung: durch die Gemeinde.

Die zweite Ebene der Autoritätsvermittlung ist die Vermittlung von Autorität durch Gott.
Gott bestätigt hier durch sein Wirken, dass er den geistlichen Leiter als solchen mit der Aufgabe des Leitens betraut hat. Wie aber genau verhält es sich hier in dieser Ebene? Was heißt das genau?

Die Aufgabe des Leitens

Es wäre falsch davon auszugehen, dass Gott zunächst und zuerst Autorität an Leiter vermittelt. Leiten ist kein Amt, Leiten ist eine Aufgabe. Somit vergibt Gott zunächst die Aufgabe des Leitens an reife und bewährte Christen.
Reif und bewährt sollen sie sein, führt Paulus an:
1 Timotheus 3:2 Der Aufseher nun muss untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, sittsam, gastfrei, lehrfähig, ……….. 4 der dem eigenen Haus gut vorsteht und die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält…………. 6 nicht ein Neubekehrter, damit er nicht, aufgebläht, dem Gericht des Teufels verfalle. 7 Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, damit er nicht in übles Gerede und in den Fallstrick des Teufels gerät.
Titus 1:9 der an dem der Lehre gemäßen zuverlässigen Wort festhält, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.

Gott vergibt hier eine Aufgabe, wie er sie im Gespräch zwischen Jesus und Petrus in Joh. 21:15ff erläutert. (Nicht verwunderlich also, dass Petrus sich in seinem Brief, 1.Petr. 5:1-4, genau darauf wieder bezieht) Hier nimmt Jesus wiederum Bezug auf sein Reden über die Schafe und den Hirten in Joh. 10:1ff. Hier zeigt er auch ab Vers 11 den Unterschied zwischen guten Hirten und Mietlingen – Tagelöhner, die sich um Schafherden kümmern – auf. Der Hirte, der für seinen Herrn die Schafe hütet, hat keinen Besitzanteil an den Schafen. (Auch der „den Hirten anvertraute Anteil der Herde“ im 1.Petr. 5:3 ist kein Besitzanteil, sondern drückt lediglich aus, dass dies ein Teil der gesamten Herde Gottes ist.) Er hat kein Amt, er hat eine Aufgabe. Die Ausführung seiner Aufgabe definiert ihn als Hirten und nicht ein Titel.
Gott gibt seinen Hirten aber auch eine Beglaubigung mit, dass sie zurecht diese Herde hüten. Gott bestätigt die Aufgabe des Hirten indem er ihm eine Autorität vermittelt.

Hier kommen wir zu dem Wesen der geistlichen Autorität
Das Wesen der geistlichen Autorität ist, dass sie niemals genommen, sondern immer verliehen wird. Sie wird zum einen von Gott und zum anderen von dem Gemeindegliedern verliehen. Wann immer sich ein geistlicher Leiter eine Autorität nehmen will, handelt er entgegen dem Wesen göttlicher Leitung.
Jegliche Autorität, die ein Leiter also hat, ist eine Ausstattung um die Aufgabe tun zu können.

Gerne wird hier eine besondere Autorität der Leiter im geistlichen Bereich, insbesondere im Gebet für seine Leute angeführt. Es wird davon gesprochen, dass Christen mit einen geistlichen Schutz durch Leiter abgedeckt sein müssten. Leider ist es nicht selten so, dass die Gläubigen eher Schutz vor div. Leiter benötigten, als das sie Schutz durch Leiter erfahren.

Die innerweltlichen Aufgaben der Leiter sind i.d.R. Leicht erkennbar: es geht hier um das Vermitteln und das Achten auf die richtige Lehre, dem Achten darauf, dass innerhalb der Gemeinde die Beziehungen untereinander in Gottes Sinne gelebt werden, zu vermitteln, aufzuerbauen und zu trösten, usw.
Ich möchte hier auch erwähnen, dass der Leiter auch eine Schutzaufgabe für seine Gemeindemitglieder nach Außen hin hat. Werden Gemeindeglieder von Außen in Frage gestellt oder gar mit Vorwürfen angegriffen o.ä., so erwartet Gott hier eine Loyale Haltung des Leiters zu seinen Gemeindegliedern. Allzu oft wird aber auf den Klatsch und Tratsch unter Leitern gehört und dem Gemeindeglied weniger geglaubt, als den Worten anderer Leiter. Klatsch und Tratsch, oder wie Luther es nannte: „Afterreden“, gibt es schon viel zu viel im Leib Christi. Welch ein Vorbild geben Leiter hier ab, wenn sie dem Klatsch Gehör schenken oder gar dies sogar noch unter sich zu tun pflegen?
Nicht nur, dass der Leiter selber von Außen her einen guten Ruf haben soll (1.Tim. 3:7), so soll er auch die Gemeindeglieder dazu anhalten auch außerhalb der Gemeinde einen guten Ruf zu erwerben.

Wie aber sehen die geistlichen Aufgaben des Leiters aus?

Die geistliche Autorität des Leiters

Auch hier haben wir zunächst eine Aufgabe, die der Leiter von Gott her hat. Wir können dies insbesondere am Beispiel des Paulus sehen: Röm. 1:9ff, Eph. 1:14ff, Phil. 1:9ff und 1.Thess. 1:2 – das Gebet für die Gläubigen.
Paulus betete regelmäßig und mit voller Hingabe für die, die ihm anvertraut wurden. Dies ist eine vornehmliche Aufgabe der Leiter, die leider zu oft vernachlässigt wird. Zu oft empfinden geistliche Leiter nicht im Ansatz die Leidenschaft für ihren anvertrauten Teil der Herde, wie wir es im Beispiel des Paulus erleben können. Paulus rang im Gebet für jeden Einzelnen in all den Gemeinden, die er gegründet oder betreut hat. Oft, so schreibt er, betet er unter Tränen und innerem Ringen für diese Christen.

Wie verhält es sich nun hier? Hat der Leiter im Gebet besondere Autorität in Bezug auf seine Christen?
Halten wir nochmals fest: Autorität wird verliehen, nicht genommen. Auch hier wird besondere Autorität von Gott als Reaktion auf das aufrichtige und hingebungsvolle Gebet des Leiters erwidert. Durch Gottes Reaktion vermag der Leiter auch Gebete in Vollmacht für seine Gemeindeglieder zu sprechen. Aber ist diese Vollmacht eine besondere Vollmacht? Nein! Jeder Christ, der aufrichtig und hingebungsvoll für andere Christen betet, wird dieselbe Vollmacht durch die Reaktion Gottes erhalten. Denn nicht der Beter ist hier ausschlaggebend, sondern Gott, der die Gebete hört und entsprechend reagiert. Autorität im Gebet fußt ausschließlich auf der Reaktion Gottes, nicht auf den Beter selber – das sollten wir immer im Hinterkopf behalten. Gott ist der Handelnde und nur Ihm gebührt alle Ehre dafür. Fürbitte füreinander zu tun ist ein Gebot an den gesamten Leib Christi. Für geistliche Leiter ist es zusätzlich noch Bestandteil ihrer Aufgabe. Sie haben also nicht nur das allgemeine Gebot der Fürbitte, sondern auch die besondere Aufgabe für ihre Gemeindeglieder zu beten.

Im Gebet hat der Leiter dann auch die Autorität zu binden und zu lösen (Matth. 18:17 und Joh. 20:23 im Kontext der Sündenvergebung) oder um Heilung der Seele und des Körpers zu beten (Jak. 5, etc.). Aber immer ist es so, dass der Leiter hier etwas als Aufgabe hat, was dem Gesamtleib Christi als Gebot gegeben wurde, somit also auch von jedem anderen Christ ausgeübt werden kann. Im Besonderen hat der Leiter eher die Aufgabe Andere in solchen Gebeten anzuleiten, als sie alle selber zu tun.

Weiter hat auch der neutestamentliche Leiter geistliche Aufgaben und Autorität in rituellen Handlungen wie Salbung mit Öl, Taufe und Abendmahl. Aber auch hier: neben dem dass Alle aufgerufen sind solche Handlungen aneinander zu tun, ist der geistliche Leiter besonders dazu beauftragt. So wird keine dieser Handlungen erst durch die Hand des Leiters besonderen Wert zuteil. Jede Tauf in der richtigen Haltung vor Gott ist eine gültige Taufe, jedes Abendmahl in der richtigen Haltung eingenommen ein würdiges und vor Gott gültiges etc. Dem Leiter ist auch hier keine besondere Autorität zugeordnet, es sind aber seine besonderen Aufgaben, diese zu tun und darin anzuleiten. Man bedenke, das Paulus von sich im 1.Kor. 1:14 sagt, dass er lediglich zwei Mitglieder der Korinther Gemeinde getauft hat. Offensichtlich wurden die Taufen auch durch andere Gemeindeglieder ausgeübt – so wie auch im Beispiel des Diakons Philippus in Apg. 8:36ff
Hier muss auch noch das Vermitteln von geistlichen Gaben oder Aufgaben durch Handauflegung erwähnt werden. Auch hier unterstehen solche Handlungen nicht der Willkür des Leiters, sondern bedürfen immer der Bestätigung durch Gott und der Gemeinde. Die Handlung der Handauflegung ist auch nur eine Symbolische und von geringem Wert, wenn sie nicht durch Gottes Reaktion bestätigt wird.

Ebenso gibt es besondere Segnungshandlungen, die im Aufgabenbereich eines geistlichen Leiters gegeben werden. Diese Aufgaben werden i.d.R. Durch die Gemeindeglieder vermittelt. Dies können Trauungen, Kindersegnungen, etc. Sein. Wir finden solche Handlungen kaum im Wort Gottes wieder, dennoch haben sie sich nach und nach in die Gemeinde eingefunden.

Der neutestamentliche Leiter im Vergleich zum alttestamentlichen Priester

In unschöner Regelmäßigkeit kommen Zeiten unter den Christen wieder, wo geistliche Leiter sich mit den Priestern und Propheten des alten Testaments vergleichen, deren besondere Aufgabe es war, Mittler zwischen Gott und den Menschen zu sein. Kaum ein Opfer, das nicht durch einen Priester dargebracht werden musste, kaum ein Segen, der nicht von einem Priester gesprochen werden musste, kaum ein Wort Gottes an sein Volk, das nicht von einem Propheten weitergegeben wurde. Aber dies ist das alte Testament! Wir befinden uns im neuen Testament und haben nur noch einen Mittler zwischen Gott und Menschen: Jesus Christus.
1 Timotheus 2:5 Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, 6 der sich selbst als Lösegeld für alle gab, als das Zeugnis zur rechten Zeit.
Durch die Erlösungstat am Kreuz durch Jesus Christus sind wir in den neuen Bund gekommen, in dem wir nun alle Priester und Könige unter Jesus sind:
1 Petrus 2:5 lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus! ……… 9 Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat

Dies sollte eigentlich klar sein und wurde u.a. Durch Luther wieder im Besonderen betont, dass es kein spezielles Priestertum mehr gibt, sondern dies durch ein allgemeines Priestertum abgelöst wurde. Dennoch erlebt der Leib Christi immer wieder, dass Leiter sich über den Leib erheben wollen und für sich Autorität beanspruchen, die dem gesamten Leib gegeben wurde und nicht mehr einzelnen Personen im Besonderen.
Klar, es erscheint leichter zu sein in einem Amt mit besonderen Autoritäten die Aufgabe des Leitens auszuüben, aber dies hinterlässt immer nur destruktive Spuren. Jeder Leiter, der sich als Mittler – wenn auch nur im Speziellen – zwischen Gott und Menschen versteht, will sich an die Stelle Jesu setzen. Jede Leitungsaufgabe muss im Lob Gottes münden, muss den Gläubigen auf Gott zentrieren und fokussieren. Der Leiter muss hinter seiner Aufgabe des Leitens verschwinden um dem Ruhm Gottes Raum zu geben.
Das entbindet die Gemeinde aber nicht, dem Leiter lobende Anerkennung für seine gute und treue Ausübung seiner Aufgabe zu geben: 1.Tim. 5:17-19

Leiten durch Überzeugen im Umgang mit der anvertrauten Autorität

Kommen wir zum eigentlichen Thema zurück, denn dies soll und kann hier keine abschließende Aufzählung der Aufgaben von geistlichen Leitern sein. Autorität ist also verliehen und gegeben, damit die Aufgabe, zu der die geistlichen Leiter beauftragt sind, in guter Weise ausgeübt werden kann.
Es bleibt: Jede Autorität wird erst als solche wirksam, wenn sie als solche erkannt und anerkannt wird. Neutestamentliche Leiter haben nicht die Aufgabe zu richten und damit Autorität Gottes über die Anerkennung durch den Leib Christi hinweg wirksam auszuüben. Gott mag und wird durch von Ihm berufene Leiter durch besondere Wirkungen und geistlichen Gaben seine Berufung der Person bestätigen. Aber dies ist alles zum Zeugnis gegeben und nicht zum manipulieren, zum Machterhalt oder gar zum richten des Volk Gottes. Und jeder Leiter darf nicht vergessen: egal wie außergewöhnlich die geistliche Gabe sein mag, in der er wirken kann, sie wird niemals dazu gegeben, damit der Leiter an die Stelle Gottes rücken darf. Ich betone das so, weil dies ein sehr sensibles Gebiet ist. Allzu schnell werden Leiter dazu verführt, sich in den Mittelpunkt zu stellen und den Fokus von Jesus auf sich zu verbiegen. (Apg. 20:30)

Ein geistlicher Leiter wird also im Leib Christi seinen Platz finden und Anerkennung finden, wenn er seine Aufgabe in überzeugender Weise ausübt, sich darin bewährt und sorgsam mit der ihm verliehenen Autorität umgeht. Jeder der darin gut zu arbeiten weiß, wird nicht um Anerkennung ringen müssen. Und selbst wenn sie ihm verweigert wird, so wird ein solcher Leiter nicht im Zorn reagieren, wissend dass nicht er beschnitten wird, sondern Gott beschnitten wird (1.Sam. 8:7). Auch hier ist Paulus ein gutes Beispiel eines neutestamentlichen Leiters. (2.Tim. 14-18)

Charly
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Leiten durch Überzeugen

Lesezeit: 4 Minuten

Vorwort

Schon länger bewege ich dieses Thema und will dazu einen Artikel schrieben. Desto mehr ich darüber nachdenke, desto länger scheint mir dieser Artikel zu werden. Irgendwann muss man irgendwo damit Anfangen und somit starte ich jetzt einfach mal und werde wohl mit der Zeit mehr und mehr Teile hinzufügen.

Leiten durch Überzeugen

Eine der am häufigsten genannten Bibelstellen zur Leitung in der Gemeinde ist folgende:
Hebräer 13:17 „Gehorcht und fügt euch euren Führern! Denn sie wachen über eure Seelen, als solche, die Rechenschaft geben werden, damit sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn dies wäre nicht nützlich für euch.“

Viel Leid kann man von Christen berichtet bekommen, wenn man sie zu ihren Erfahrungen mit dieser Bibelstelle befragt. So mancher berichtet dann von erlebten geistlichen Missbrauch und anderen Bibelversen in der Art von: „Taste meinen Gesalbten nicht an“
Und tatsächlich lesen wir hier nicht etwas von bedingungsloser Unterordnung unter Leitern der Gemeinde?

Schauen wir in den Grundtext:
Für „Gehorcht“ steht im Griechischen: „peitho“

was bedeutet: sich binden, trauen, vertrauen; zustandegekommen
aufgrund von Überredung bzw. Überzeugung, daher: sich auf etw. oder jmd. verlassen

Hier die üblichen Verwendungen dieses Wortes (aus den Strongs)
I.) Akt. tr.: überzeugen
1) jmdn. zu oder von etw. überreden bzw. überzeugen; Überzeugungskraft
anwenden (konatives Präsens). {Ac 18:4 19:8,26 26:28} ua.
2) jmdn. bereden, beschwatzen, jmdn. durch bitten zu etw. überreden.
{Mt 27:20 Ac 13:43 26:28 2Co 5:11 Ga 1:10}
3) jmdn. besänftigen, beruhigen; jmdn. auf seine Seite ziehen, sich
jmdn. gefügig machen. {Mt 28:14 Ac 12:20 14:19 Ga 1:10 1Jo 3:19}
II.) Akt. und Pass. von Pf.2 und Plpf. (mit Präs. Bedeutung):
sich verlassen auf…
1) Vertrauen gefaßt haben, fest vertrauen, seine Zuversicht auf etw.
oder jmdn. setzen, gewiß und sicher sein, d. Überzeugung haben…;
sich auf etw. verlassen, glauben an…;
{Mt 27:43 Php 1:14 2Th 3:4} ua.
III.) Pass.: überzeugt sein
1) sich überreden bzw. überzeugen lassen; Glauben haben in etw. oder
an jmdn.; glauben, zum Glauben kommen. {Lu 20:6 Ro 8:38 Heb 6:9} ua.
2) sich fügen, jmdm. (bereitwillig) Folge leisten, auf jmdn. hören,
gehorchen, folgen.
{Ac 5:36,37,40 23:21 27:11 Ro 2:8 Ga 5:7 Heb 13:17 Jas 3:3}

Wie wir also leicht sehen können hat neutestamentliche Leitung nichts mit Hierarchie zu tun, die einfach gesetzt wird und der man sich, aufgrund ihres Bestehens, unterzuordnen hat.
Gerade Hebräer 13:17 würde eigentlich richtiger oder vollständiger so ähnlich übersetzt sein: „Gehorcht und fügt euch freiwillig euren Führern, die euch aufgrund ihrer Worte und Taten überzeugt haben!“ Denn das bedeutet das Wort „peitho“ eigentlich.

Folgende ebenfalls bekannte Bibelstelle unterstreicht diesen Aspekt nochmal:
1 Petrus 5:1 Die Ältesten unter euch nun ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden des Christus und auch Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: 2 Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist nicht aus Zwang, sondern freiwillig, Gott gemäß, auch nicht aus schändlicher Gewinnsucht, sondern bereitwillig, 3 nicht als die, die über ihren Bereich herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde werdet! 4 Und wenn der Oberhirte offenbar geworden ist, so werdet ihr den unverwelklichen Siegeskranz der Herrlichkeit empfangen. 5 Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter! Alle aber umkleidet euch mit Demut im Umgang miteinander! Denn «Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade».

Für Missbrauch keinen Raum

Verstehen wir also, dass Leitung durch Überzeugen geschieht, so nehmen wir möglichen Missbrauch durch Machtgehabe jeglichen Raum. Macht hat hier keine Relevanz, denn Macht wird über hierarchische Ordnungen ausgeübt. Hier steht der Leiter aber auf derselben Ebene wie der Geleitete. Die Leitung wird nicht gesetzt, sondern der Leiter bekommt vom Geleiteten das Vertrauen zugesprochen, Leitung auszuüben. Leitung wird also nicht „von Oben her“ definiert, sondern „von Unten her“. Niemand muss sich also Jemanden unterordnen, weil dieser in ein Amt eingesetzt wurde. Jeder darf sich aber freiwillig entscheiden sich einem Leiter unterzuordnen, weil dieser ihn überzeugt hat.

Durch Überzeugung Unterordnen

Damit kommen wir zur anderen Seite der Hebräerstelle: das freiwillige Unterordnen, weil man überzeugt wurde.
Durch Unterordnung / Gehorsam gegenüber einem Leiter spricht man ihm Vertrauen aus. Man tut es in biblischen Sinne also immer dann, wenn man von der Person des Leiters durch seine Worte und Taten überzeugt ist, das dies ein guter Leiter ist.
Man könnte jetzt auf die Idee kommen, dass mich der Leiter immer erst von einer Idee für die Gemeinde überzeugen muss und erst dann ordne ich mich dem ggf. Unter. Das wäre allerdings völlig falsch verstanden. Im Hebräerbrief lesen wir: „Gehorcht euren Leitern“ und nicht eine demokratische Idee der Entscheidungsabstimmung.
Wir Ordnen uns einem Leiter also unter, weil wir es freiwillig tun, weil wir von seinen Worten und Taten überzeugt wurden. Das beinhaltet auch, dass wir diesem Leiter vorlaufendes Vertrauen aussprechen. Also auch bereit sind uns in bestimmten Dingen ihm unterzuordnen, wenn wir diese noch nicht ganz verstehen oder noch nicht davon überzeugt sind. Eben in dem Vertrauen dass dieser Leiter fähig ist gute Entscheidungen zu treffen. Indem wir dadurch immer wieder erleben, was die Entscheidungen dieses Leiters bewirken, bewerten wir immer wieder neu, ob und wie weit wir uns ihm unterordnen – ihm Gehorsam sind.

Überzeugen braucht Zeit

Ich höre schon div. Leiter stöhnen. So etwas braucht doch ewig lange Zeit und kann man dann noch effektiv Gemeinde leiten? Ja, man kann!
Es geht hier nicht darum mit jedem einzelnen Gemeindemitglied einen Überzeugungsprozess durchzugehen um dann erst Entscheidungen in der Gemeinde umsetzen zu können. Leiter werden nach der Bibel bestätigt und nicht eingesetzt. Das bedeutet, dass jeder Leiter schon im Vorfeld durch seine Worte und sein Handeln überzeugt hat. So können neuere Mitglieder der Gemeinde auch der Gemeinde vertrauen, dass dieser Leiter aufgrund seines überzeugenden Reden und Handelns bestätigt wurde und ihm somit auch vorlaufendes Vertrauen aussprechen.
Dies funktioniert erst recht, wenn wir das biblische Modell der Hausgemeinde wählen, in der die Gemeindegruppe immer überschaubar bleibt und Jeder Jeden kennen kann. Will man aber große Gemeinden bauen, so wird dieses Leiten durch Überzeugen mehr und mehr nicht mehr funktionieren.

Es gibt noch mehr Bibelstellen, die eindrückliche Aspekte auf das Leiten durch Überzeugen werfen. Dazu will ich später hier noch mehr ergänzen.

Charly

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