Heute habe ich eine Werbemail für die neue AUFATMEN bekommen. Darin fand ich einen Hinweis und einen Link auf einen interessanten Artikel:
„mein freiwillig gottloses Jahr“ (Hier als Pdf-datei zum Download)
Darin beschreibt ein Pastor, wie er in der Aufarbeitung seiner Glaubenskrise seinen Gott aus seiner Vergangenheit ermordet hat und ein „freiwilliges gottlose Jahr“ begann.
Er schrieb einen Brief mit einer radikalen Absage an das Gottesbild, das er tief in sich getragen hat. Nach gut einem Jahr ist er auf dem Weg zu einer neuen, tieferen Beziehung zu Gott.
Zitat AUFATMEN:
Was tut man, wenn man als Pastor durch Druck, überbordende Erwartungen, falsche Glaubens und Lebenseinstellungen in eine tiefe Lebenskrise kommt, die Gesundheit, Beziehung, Familie und Arbeit gefährdet? Wenn es gar nicht mehr weiter geht, sucht man die intensive Hilfe von Fachleuten – Ärzten und Therapeuten, die mit einer kranken Seele Wege der Heilung gehen können. Als Teil solch eines Heilungsprozesses während der Zeit in einer psychosomatischen Fachklinik entstand der hier veröffentlichte Brief, der mit einem alten, falschen Glauben abrechnet und ein „freiwillig gottloses Jahr“ einläutet, aus dem es erst in jüngster Zeit einen vorsichtigen Neuaufbruch gibt. AUFATMEN dokumentiert die Momentaufnahme einer Glaubenskrise, die nicht nur Fragen an den eigenen Glauben stellt, sondern Wege zu haltbarem Grund zeigt.
Glaubensbilder begraben
Ich bin Gott recht dankbar, dass ich aufgrund meiner Lebensgeschichte niemals mein Bild von Gott in so drastischer Weise begraben musste. Vielmehr musste ich mein Bild von Gemeinde radikal begraben, um zu dem durchzubrechen, was nach meiner heutigen Auffassung Gott unter Gemeinde versteht. Dazu musste auch ich durch mehr wie eine Lebenskrise gehen, um das alte, falsche loslassen zu können.
Gott habe ich in diesen Zeiten – eigentlich bis Heute – immer treu erlebt, als Gott der mich nicht verlässt, mich aber auch zu nichts zwingt, was mich zerstören würde.
In diesen Zeiten des Zerbruchs und Erneuerung habe ich neu verstanden, was David im Psalm 139 schrieb:
Psalmen 139:1 … HERR, du hast mich erforscht und erkannt. 2 Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du verstehst mein Trachten von fern. 3 Mein Wandeln und mein Liegen du prüfst es. Mit allen meinen Wegen bist du vertraut. 4 Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge siehe, HERR, du weißt es genau. 5 Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen, du hast deine Hand auf mich gelegt. 6 Zu wunderbar ist die Erkenntnis für mich, zu hoch: Ich vermag sie nicht zu erfassen. 7 Wohin sollte ich gehen vor deinem Geist, wohin fliehen vor deinem Angesicht? 8 Stiege ich zum Himmel hinauf, so bist du da. Bettete ich mich in dem Scheol, siehe, du bist da. 9 Erhöbe ich die Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, 10 auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen. 11 Und spräche ich: Nur Finsternis möge mich verbergen und Nacht sei das Licht um mich her: 12 Auch Finsternis würde vor dir nicht verfinstern, und die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie das Licht. 13 Denn du bildetest meine Nieren. Du wobst mich in meiner Mutter Leib. 14 Ich preise dich darüber, daß ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl. 15 Nicht verborgen war mein Gebein vor dir, als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewoben in den Tiefen der Erde. 16 Meine Urform sahen deine Augen. Und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben, die Tage, die gebildet wurden, als noch keiner von ihnen da war. 17 Für mich aber wie schwer sind deine Gedanken, o Gott! Wie gewaltig sind ihre Summen! (Rev. Elb)
Ich habe verstanden, dass David hier zunächst garnicht von dieser allgegenwärtigen Nähe Gottes begeistert war. David wollte wirklich weg von Gott! Gottes Gegenwart wurde ihm zur Qual, bis…. ja bis er anfing sich Gedanken darüber zu machen, warum Gott sich ihm nicht entzog, obwohl er alles getan hat, um sich Gott zu entziehen. An den unmöglichsten Orten war Gott immer noch da.
Aber Gott war nur da – ER hat nicht mit David geschimpft, ihn nicht bestraft, ER war einfach da. Sogar das „auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen“ meint im Grundtext ein passives Leiten. Ein Leiten, das dadurch geschieht, dass Gott seine Hand vor dem endgültigen Abgrund hielt, sodass David nicht abstürzen konnte. In keiner Weise hat Gott an ihm gezogen oder gezerrt – Gott war einfach nur da.
Diese Gottesnähe habe ich erfahren, als die Gemeinde sich von mir abgewandt hat, als mein Leiden für andere zu viel wurde. Gott hat mir keine Predigten gehalten, mir keine Vorwürfe gemacht, nicht an mir herumgezerrt.
David beginnt im Psalm nachzudenken, warum Gott ihn nicht verlässt und kommt zu der Erkenntnis des absoluten Ja Gottes zu ihm. Gott war es, der ihn (uns) geschaffen hat. Gott kannte alle Tage seines (unseres) Lebens, bevor auch nur einer von ihnen da war. Er wusste schon von Anfang an, dass diese Zeit kommen wird, in der David (ich) sich vor Gott – oder dem Bild, dass er bis dahin von Gott hatte – verbergen wollte, davor fliehen wollte. Gott sagt Ja zu David (zu mir und uns), weil Gott ihn (uns) geschaffen hat. Im Angesichts der Tragödie unseres Lebens sagt Gott ohne jeden Vorbehalt Ja zu David, zu dir und zu mir.
Gott kann es vertragen,
wenn wir mit ihm böse sind und wenn wir mit ihm hadern und motzen. Gott schon, so mancher Frommer eher nicht – aber was soll’s? Und so kann Gott auch diesen Brief dieses Pastors vertragen und wendet sich nicht ab, sondern lässt sich von diesem Pastor neu finden.
Welche Angst hatte ich Gott zu verlieren, wenn ich mich von dem abwende, was da „Gemeinde“ genannt wird. Und wie sehr ließ ER sich von mir neu und tiefer finden, als ich es zuvor tat. So wie dieser Pastor letztlich Gott nicht verlassen hat, finde ich mich auch tiefer verbunden mit der wirklichen Gemeinde Gottes – auch wenn die dem so wenig entspricht, was allgemein als solche propagiert wird.
Wenn Sie auf einem ähnlichen Weg sind, lassen Sie sich ermutigen falsche Gottes- und Gemeindebilder zu begraben. So wie David es uns schildert, verlässt Gott uns auf solchen Wegen nicht. Gott ist treu und in so vielem so anders, dass es sich wahrlich lohnt IHN zu suchen.