Studie zum Adoptionsrecht für Homosexuelle

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Holzfamilie
© S. Hofschlaeger / pixelio.de

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) plädiert für das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare, nachdem eine Studie belegen soll, dass Kinder in so genannten Regenbogenfamilien keine Nachteile erfahren.  Doch was ist eigentlich von dieser Studie zu halten? In wie weit gibt diese Studie das her, was jetzt lautstark verkündet wird?

Es wird behauptet,
dass Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften genauso gut aufwachsen, wie in heterosexuellen Familien. Auch erfahrene Diskriminierungen würden den Kindern nicht schaden. Zwei Väter/Mütter seien genauso gut wie die klassische Familie mit Vater und Mutter.

Kann diese Studie das wirklich belegen?
Zunächst findet hier jeder Interessierte auf den Seiten des Justizministeriums eine Zusammenfassung der Studie. (pdf-Datei)

Was wurde in dieser Studie eigentlich gemacht?
Diese Frage ist wesentlich um einschätzen zu können, in wie weit diese Studie eine echte Aussagekraft hat. Daher hier ein paar, wie ich meine, wichtige Punkte:
Wer wurde befragt?
Es fällt auf, dass nur drei Gruppen befragt wurden: Homosexuelle und wenige Kinder, die mit diesen zusammenleben und eine kleine Gruppe Experten. Zitat:
„Die Situation von 693 dieser Kinder wurde in dieser Studie durch Befragung der Eltern erfasst; 95 dieser Kinder und Jugendlichen wurden zudem persönlich befragt…
Die Datenbasis dieser Studie besteht aus verschiedenen methodischen Untersuchungseinheiten. Den zentralen Baustein bildet eine telefonische Befragung von 1.059 Eltern bzw. deren Partner(inne)n in Regenbogenfamilien. Darunter leben 866 Elternteile in LP und 193 in einer Lebensgemeinschaft ohne Eintragung (nLG). Da teils beide Partner(innen) zu verschiedenen Kindern der Familie befragt wurden, liegen Informationen für 693 Kinder von insgesamt 625 Elternpaaren in LP vor, wovon 48% Jungen sind. Zur Vertiefung der Erkenntnisse aus dieser standardisierten Befragung wurden von 28 Eltern in verschiedenen Familienkonstellationen im Rahmen einer qualitativen Zusatzstudie differenzierte Auskünfte zu ihrer Lebenssituation eingeholt. Sowohl die telefonische Befragung als auch die persönlichen Interviews geben somit die Situation der Kinder und der Familien aus Sicht der Eltern wieder.
Zur gezielten Berücksichtigung der kindlichen Entwicklung wurden insgesamt 119 Kinder, die mindestens 10 Jahre alt waren, im Rahmen einer psychologischen Teilstudie mit einem eigenen persönlichen Interview in die Studie einbezogen. Darunter befinden sich 95 Kinder, die in einer LP aufwachsen.
Weiterhin wurden die Erfahrungen von 29 Expert(inn)en zur rechtlichen und sozialen Situation der Eingetragenen Lebenspartnerschaften abgebildet. Dabei handelt es sich um acht Angehörige von juristischen Professionen, vier Vertreter(innen) von Verbänden (Lesben- und Schwulenverband sowie Kinderschutzverbände), sechs Mitarbeiter(innen) von Jugendämtern, fünf Lehrer(innen) sowie fünf Mitarbeiter(innen) von Beratungsstellen und
eine Therapeutin in eigener Praxis

Es wurden nur die homosexuellen Paare/Eltern befragt, nicht die heterosexuellen Elternteile oder das heterosexuelle Umfeld! Es wurde anscheinend auch nicht das tatsächliche Umfeld (Kindergärten und Schule) der befragten „Familien“ einbezogen.
Was wurde hier erwartet? Eine neutrale, objektive, interessenfreie Schilderung der Realität? Das ist bei der Auswahl der Interviewpartner schlicht unmöglich.
Zudem wurden die Kinder ausschließlich telefonisch befragt. Zitat:
„Im Rahmen der Kinderstudie wurden 95 Kinder und Jugendliche aus Eingetragenen Lebenspartnerschaften (43 Jungen, 52 Mädchen) im Alter von 10 bis 18 Jahren telefonisch zu zentralen Aspekten ihrer Entwicklung wie z.B. Bindung und Beziehung zu den Eltern, psychischen Anpassung und Befindlichkeit, Konflikten in der Familie und Diskriminierungserfahrungen befragt. / … Es handelt sich um Kinder von Eltern, die an der Erwachsenenbefragung im Rahmen der Hauptstudie teilgenommen hatten. Die Teilnehmer der Hauptstudie waren über die Möglichkeit der Teilnahme an der Kinderstudie informiert worden…
Der Großteil (93%) der Kinder und Jugendlichen lebte zum Zeitpunkt der Interviews mit ihrer leiblichen Mutter und deren Partnerin zusammen.
Eine derartige Befragung ist für eine psychologische Beurteilung nicht ausreichend. Da hier eine reale Einschätzung der Antworten aufgrund von zB. Körpersprache oder direkte äußere Beeinflussung nicht möglich ist.
Gab es Vergleichsgruppen?
Nein, es gab keine in dieser Studie interviewte Vergleichsgruppen. Das heißt, dass alle Aussagen lediglich aus dem Hintergrund der Befragten bewertet werden können. Eine objektive Bewertung fand in dieser Studie nicht statt.
Kontakt zum andersgeschlechtlichen Elternteil
Die allermeisten der Kinder aus der Studie haben weiterhin gelegentlichen bis regelmäßigen Kontakt zu dem gegengeschlechtlichen Elternteil. Da dies so ist, fallen diese Kinder in etwa in einen Vergleich mit Scheidungskindern. Die Studie gibt also keine wirkliche Auskunft dazu, wie es Kindern ergeht, die ausschließlich homosexuelle Partner als „Eltern“ haben. Dort wo es in der Studie so war, sind die Kinder noch viel zu klein, als dass hier qualifizierte Feststellungen gemacht werden könnten.

Was also ist von der Aussagekraft dieser Studie zu halten?
Diese Studie kann nur relativ wenig zu der Frage beisteuern, wie die tatsächliche Kindesentwicklung unter homosexuellen Paaren ist. Sie ist in keiner Weise ausreichend um derart weitreichende Forderungen zu stellen, wie es Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hier tut. Erst wenn diese Studie in einen Kontext von vielen weiteren Studien und langjährigen Untersuchen gestellt wird, findet sie eine tatsächliche Aussagekraft.

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7 Gedanken zu „Studie zum Adoptionsrecht für Homosexuelle“

  1. Die Bundesjustizministerin Zypris möchte das volle Adoptionsrecht auch für gleichgeschlechtliche Paare auf den Weg bringen. Sie hat dabei die Lebensrealität in unserem Land und in diesem besonderen Fall die rechts- und sicherheitslose Lebenslage von Kindern, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aufwachsen im Blick und setzt nicht nur verfassungsrechtliche Urteile, sondern auch EU-Recht und deutsches Gleichstellungsrecht in die Tat um. Vorbildliches Verhalten, das ich von einer Bundesjustizministerin auch erwarte. Meine persönlichen Vorbehalte gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und der Praxis der Kindererziehung in diesen Beziehungen lasse ich um der Sachlichkeit einfach mal außen vor. Seit bestimmt zehn Jahren werden regelmäßig Ergebnisse aus ähnlichen Studien, vor allem auch aus dem bisher eher konservativen US-amerikanischen Raum veröffentlicht und die Ergebnisse sind immer dieselben: Objektiv gibt es keinen Grund gleichgeschlechtliche Paare weder in punkto Kindererziehung noch in anderen Dingen strukturell zu benachteiligen. Mit der vorstehenden Aussage beziehe ich mich direkt auf den gemachten Einwand, dass das volle Adoptionsrecht erst nach „vielen weiteren Studien und langjährigen Untersuchungen“ gewährt werden könne. Diese Langzeituntersuchungen finden schon lange statt. Da ich selbst nicht als bildungsresistent gelten möchte, nehme ich diese Zahlen zur Kenntnis und bilde mir auch entgegen meiner subjektiven Vorbehalte ein entsprechendes Urteil. Da muss ich wohl versuchen, noch etwas an mir zu arbeiten, um meine bisherige innere Haltung zu überwinden. Ich bin halt in den alten Werten erzogen worden. Dass dies nicht immer gut und richtig war, zeigt sich im Zusammenhang mit diesem Beispiel. Die vorgestellte Studie ist eine von vielen. Sie ist nicht die einzige ihrer Art, selbst im bundesdeutschen Raum nicht. Zypris‘ Vorstoß ist vielleicht auch Wahlkampf, aber nicht allein auf dieser einzigen Studie begründet. Diese ist wohl vielmehr der berühmte Tropfen im Fass, der nun Taten folgen lässt. Eine wohl gereifte und überprüfte Entscheidung. Gerade von der derzeitigen (Noch-)Regierung wünschte ich mir ein solches Vorgehen häufiger und hoffe eine entsprechend veränderte Praxis auch künftig von meinen Volksvertreterinnen und -vertretern.
    Abschließend nochmal zur Studie selbst: Es wird kritisiert, dass die Aussagekraft der Studie gering wäre, was mit fehlerhaftem Vorgehen in der Untersuchungsanordnung begründet wird. Dem muss ich widersprechen. Die vorgestellte Studie arbeitet im Rahmen der Forschungsfrage vollkommen seriös. Erstens: Kontrollgruppen werden nur in Erhebungen gebildet, die inferenzstatistische Aussagen treffen wollen. Die vorliegende Studie ist dagegen eine reine Explorationsstudie. Zweitens: Sie will nicht abbilden, wie das vermeintlich heterosexuelle Umfeld, ferner Schule und Kindergarten von gleichgeschlechtlichen Elternschaften hält oder wie diese das Kindeswohl einschätzen, sondern explorativ die wahrgenommene Lebensrealität in Lebenspartnerschaften mit Kindern erfassen. Das persönliche Befragungen mit Beurteilungen der Körpersprache nicht gemacht wurden, trägt nur zur Seriosität bei, denn solche Beurteilungen sind wertende Interpretationen und in wissenschaftlich-objektiven Zusammenhängen vollkommen indiskutabel. Nicht umsonst weden auch in persönlichen Befragungen standardisierte Leitfadeninterviews (wie z.B. auch hier vorliegend) oder Fragebögen eingesetzt, um den Einfluss des/der Befragenden möglichst klar auszuschließen. Einem Einwand sei statt gegeben: Zur Lebensrealität aller Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften kann die Studie keine konkreten Aussagen treffen, da die Untersuchungsgesamtheit nur aus Probandinnen und Probanden in eingetragenden Lebenspartnerschaften besteht und sich die Repräsentativität der Ergebnisse auf diese Kohorte beschränkt. Diese Partnerschaften folgen in der Regel einem klassisch heterosexuellen Familienwertebild (Indiz dafür ist die Eintragung), wenn es sowas gibt und auch Erziehungsstill (mit entsprechenden Variationen untereinander natürlich). Für die Lebenswelt ALLER Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in Deutschland sind die Ergebnisse nur Tendenzaussagen und dürfen von skeptischen Zeitgenossinnen und -genossen auch gern so gewertet werden.

    Nun denn, ich wünsche der Ministerin viel Erfolg für eine nächste Legislatur und darin vor allem auch in der Auseinandersetzung im Bundesrat, sollte es zum Gesetzentwurf kommen. Meine persönliche Unterstützung ist ihr sicher. Von den Kommentatorinnen und Kommentaren hätte ich künftig gern etwas mehr Sachlichkeit statt Polemik, vor allem im Zusammenhang sozialwissenschaftlicher Debatten. Die Brille, durch die die eigene Welt sonst gesehen wird, darf man dabei gern einmal kurz absetzen, wenn wirklich daran etwas gelegen ist, zu einem mündigen Urteil gelangen zu wollen. Mich ärgert solche unqualifizierte Meinungsmache ehrlich gesagt. Vielleicht hilft es, sich einmal die Dokumentation „Das Fest des Huhns“ (1992) anzusehen, um zu begreifen, was ich mit der Brille der Eigenweltsicht meine. Hat zwar nicht direkt mit diesem Thema hier zu tun, aber mit einem verwandten Diskriminierungsmerkmal im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes. Öffnet mir selbst immer wieder auf’s Neue die Scheuklappen. Dabei wünsche ich gute Unterhaltung!

    Mit herzlichen Grüßen aus der sächsischen Landeshauptstadt!

  2. Ich habe mich oben lediglich darauf beschränkt, die politische proklamative Aussage, dass diese Studie nun letztendlich belegen würde was behauptet wird, zu hinterfragen. Dafür habe ich die tatsächliche Aussagekraft dieser einzelnen Studie hinterfragt.
    Selbstverständlich müssen für eine tatsächliche Bewertung dieser Frage auch etliche psychologische Untersuchungen mit einbezogen werden. Studien dieser und ähnlicher Art sind einfach nicht aussagekräftig genug.

    Welche Haltung ich letztlich zu dieser Frage habe, habe ich garnicht erläutert und wird aus dem obigen Artikel auch nicht wirklich ersichtlich. Ganz sicher fährt man schlecht, wenn man versucht mich in irgendwelche Vorurteilstöpfe zu stecken.

    Zu der Frage selbst bezweifel ich massiv, dass tatsächlich schon zuverlässige Aussagen über diese Fragestellung gemacht werden können, Das ergibt sich schon alleine aus dem Fakt, dass nirgendwo auf dieser Welt homosexuelle Partnerschaften lange genug entsprechende Rechte und Existenz in gesellschaftlicher Akzeptanz hat, als dass es überhaupt echte Erkenntnisse geben könnte. Erst Recht in der Frage von Kindern, die ausschließlich bei einem homosexuellen Elternpaar aufwachsen.

    Für mich stellen sich auch weitere Fragen bei dieser Diskussion. Nicht alleine ob Kinder in solchen Situationen besonders leiden oder nicht. Es geht im wesentlichen auch um die Frage der Wertevermittlung und die lange noch nicht abgeschlossene Frage, welchen tatsächlichen Einfluss der Begegnung mit beiden Geschlechtern, in der Rolle von Autoritätspersonen, resp. Maßgebliche Bezugspersonen, in der Entwicklung von Kindern hat. Maßstab müssen hier die Kinder sein und nicht das Begehren der (hier homosexuellen) Erwachsenen.

  3. Nirgendwo auf der Welt „in gesellschaftlicher Akzeptanz“? In welcher Welt? Allein ethnologisch betrachtet sind mittlerweile 133 Ethnien bekannt, in denen alternativgeschlechtliche Beziehungskonstellationen (u.a. dabei immer auch mit dabei gleichgeschlechtliche Partnerschaften) gesellschaftlich akzeptiert und im täglichen Leben voll integriert sind. Bis hin zu eigenen Status als gesellschaftliche Institution, oft gebunden an den institutionalisierten Geschlechtsrollenwechsel. Sabine Lang veröffentlichte schon 1990 ihre Dissertation zum Thema.
    Allein in Deutschland diskutieren wir nun schon so viele Jahre in unterschiedlicher Intensität um die Frage nach Integration gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften. Langsam sind es die Befürworter leid, immer wieder dieselben fadenscheinigen Argumentationslinien zu widerlegen, egal ob empirisch oder hermeneutisch oder emotional. Unsere eigene Generation muss wohl erst endgültig den Stab abgegeben haben, dass sich eklatante Missstände endlich ändern.
    Es wird kritisch die Frage nach der Wertevermittlung angestrengt. Welche Werte vermittelt denn eigentlich eine Debatte, die Entrechtete ausgrenzt, die in unterschiedlich starker Nuancierung bestimmten Bevölkerungsgruppen das Existenzrecht abspricht bzw. gerade einmal eine Semiexistenz zugesteht? Ein Beispiel: Von einigen Kritikerinnen und Kritikern hört man immer wieder, dass der Wert der Familie gestärkt werden müsse. Gemeint ist immer wieder mal die heterosexuelle Verbindung im Ehestatus. Weder Familie, noch Ehe sind jedoch Werte. Sie sind uns Wert, wohl wahr, aber sind selbst keine Werte. Wert sind sie uns nach altem Muster, weil sie als kleinste Zelle der Gesellschaft eine wirtschaftlich abgesicherte Rückzugsgemeinschaft darstellen, in der der/die einzelne zur individuellen Geltung kommen darf. Sicher auch aus vielen weiteren Begründungen heraus. Fakt ist, dass etwas Wert hat, wertvoll ist, weil es einem bestimmten als gut angesehenen Zweck dient. Selbst jedoch ist dies kein Wert.
    Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften mit oder ohne Erziehung von Kindern erfüllen dieselben Zwecke wie gegengeschlechtliche. Es gibt objektiv tatsächlich keine Gründe diese Lebensgemeinschaften rechtlich zu benachteiligen. Gerade aber im Hinblick auf Kindererziehung handeln die Betroffenen in der Regel weit überlegter, gerade weil ihnen die eigene Lebenssituation in einer ausgrenzenden Gesellschaft präsent ist. Der Kinderwunsch ist lang und wohl überlegt. Viele Abwägungen werden getroffen. Die Kinderplanung begrenzt sich nicht auf den Entschluss Kinder zu haben und die Vorbereitungen nach der Geburt. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung, denn meine Tochter lebt selbst seit beinahe 9 Jahren mit einer Frau zusammen und ich bin seit einem halben Jahr Opa. Auch in ihrem Freundeskreis lässt sich dieser Trend zur überlegten Kindschaft beobachten.
    Eine amerikanische Studie hat ergeben, dass Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften durchschnittlich im Hinblick auf Selbstwert, Eigen- und Fremdverantwortlichkeit, Gesellschaftsbewusstsein etc. weit besser abschneiden als Kontrollgruppen aus klassisch heterosexuellen Verbindungen. Zudem sind die Vulnerabilitätswerte unterdurchschnittlich. Wenn doch nur heterosexuelle Beziehungen im Hinblick auf Wertevermittlung, Leidensdruck u.a. ebenso kritisch untersucht und betrachtet würden. Pauschal wird davon ausgegangen, dass diese besser wären. Völlig unkritisch. Geraten Sprösslinge aus heterosexuellen Verbindungen nicht ganz so wie gewünscht, werden mannigfaltige Erklärungen dafür gesucht. In der Regel sucht man Erklärungen im Kind selbst. Findet man sie jedoch im Einfluss der Eltern, dann heißt es salopp: Das arme Kind. Kein Wunder bei diesen Eltern. Schlimm! Und dann wird zur Tagesordnung übergegangen. Gerät ein Kind aus einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft jedoch nicht, dann ist schnell der Grund gefunden, dass es natürlich an der Beziehungskonstellation der Eltern liege und es ertönen Rufe nach Gesetzen, Verboten etc. – da muss man schließlich zum Wohle der Kinder etwas tun. Natürlich vollkommen rational begründet. Man wolle ja schließlich nicht in einen Vorurteilstopf gesteckt werden. Das Vorurteile erstmal den Großteil unserer Handlungsfähigkeit überhaupt ausmachen, wird gar nicht reflektiert. Wie absurd ist denn das??? Es ist einfach nur beschämend, was in diesem Land (nicht) geschieht. Meine Schwiegertochter hat das Glück, dass sie den kleinen David via Stiefkindadoption annehmen werden darf. Damit ist sie in Rechten und Pflichten meiner Tochter gleichgestellt und darf als vertraute Bezugsperson für das Kind Sorge tragen. Würde meine Tochter jetzt zu Tode kommen, wäre David Halbweise mit unbekanntem Vater (wie dies bei unzähligen Alleinerziehenden Müttern in der Bundesrepublik im übrigen auch der Fall ist). Obwohl ihre Lebensgefährtin da ist, bekämen wir als Großeltern das Kind eher zugesprochen als sie. Das ist nicht recht. Was solls. In zwei Wochen wird David getauft und meine Schwiegertochter wird die Patenschaft übernehmen. Somit füllt zumindest erstmal eine kleine kirchenrechtliche Fürsorgebestimmung diese Lücke bis die Stiefkindadoption durch sein wird. So vielen anderen gleichgeschlechtlichen Paaren, vor allem aber eben jenen, die sich eines Kindes per Adoption angenommen haben, bleibt die Stiefkindadoption versagt. Das ist eine unerträgliche Situation für die Eltern vor allem aber für das Kind. Es muss damit rechnen, eher in ein Heim übermittelt zu werden, falls dem Adoptivelternteil etwas geschieht, als den Verlust mit dem verbliebenen Elternteil verarbeiten zu können. Die Frage nach Adoption für gleichgeschlechtliche Paare oder nicht ist inhuman und hat nichts mit den westlich-christianisierten Werten zu tun, die ich vertrete. Es muss endlich Rechtssicherheit her, auch über die Reform des Adoptionsrechts hinaus. Meine Tochter, ihre Lebensgefährtin und mein Enkel sind mir wertvoll und ihre Beziehung hat Wert. David wird es an nichts fehlen. Auch nicht an männlichen Rollenvorbildern. Die wird er in seinem Alltag haben, nicht nur durch mich oder seinen anderen Opa. Kinder finden die Vorbilder, die sie suchen eh von ganz allein. Das liegt in ihrer Natur.
    Mir war daran gelegen, noch einmal einige Gedankensprünge meinerseits anzufügen. Sicher wird meine Haltung aus meinem persönlichen Hintergrund heraus nun auch noch einmal nachvollziehbarer. Es darf niemals vergessen werden, dass hinter allen pauschalen Begriffen und Diskussionen immer reale Lebensverhältnisse stehen, individuelle Menschen, mit einer eigenen Biografie, mit Stärken und Schwächen. Sie weinen, träumen, feiern, schimpfen, arbeiten, kochen etc. sind sympathisch oder unsympathisch genauso unterschiedlich und vielfältig wie alle anderen auch. Ob und in welcher Partnerschaft sie ihr leben gestalten, ist vollkommen irrelevant.

  4. Also ich hingegen empfinde es als nervtötend, wenn solche Argumentation vorgebracht wird, die mit faktischer Sachlichkeit wenig bis nichts zu tun hat und damit dann auch noch solche Vorwürfe verbunden werden.

    Nein, die Homoehe ist extrem junge Geschichte und es gibt keinerlei Gesellschaft in der solches schon lange genug bestehen würde, als dass die Auswirkung auf Kinder in solchen wirklich beurteilt werden könnten. Also bitte, bleiben wir doch bei der Wahrheit und nicht künstlich zurechtgedeutete Betrachtungen.

    Wenn ich solche Polemiken lese wie Homosexuelle als „Entrechtete“ etc. vergeht mir die Lust an der Diskussion. Dadurch dass sich Angehöriger bestimmter Randgruppen selbst als Märtyrer ausrufen wird eine echte Meinungsfindung schon im Keim erstickt. Wenn sie aber darauf bestehen, betrachte ich mich als Christ mit evangelikaler Ausrichtung auch als „Entrechteter“ – hilft uns sowas weiter?

    Von welchen Werten ich rede? Nun, ich gehe mal davon aus, dass sie sich auf meinem Blog umgesehen haben. Da fragen sie noch, von welchen Werten ich rede? Nur eins bitte: Ich rede von den Werten, die ich aus meinem Glauben ziehe und nicht von der polemischen Überziehung so mancher Befürworter, die diese dem christl. Glauben zuordnen. Es geht mir absolut um die Fragen was Ehe nun wirklich ist und wie auch die menschliche Sexualität zu verstehen ist. Ich oute mich hier als ein Mensch, der Homosexualität nicht als eine der natürlichen Formen der Sexualität versteht – ohne damit auch gleich bewertet zu haben, wie Homosexualität dann einzuordnen sei. Diese Meinung habe ich nicht vom „grünen Tisch“ her, sondern aus dem Erleben mit/von Homosexuellen und der Auseinandersetzung mit der Psyche des Menschen.

    Die „eklatanten Misstände“ unterliegen ebenso der individuellen Deutung und eher weniger einer objektiven Betrachtung. Ich frage mich, wie man von „eklatanten Missständen“ reden kann, wenn Homosexuelle in unserem Land soviel Freiheit und Anerkennung finden wie niemals zuvor in der Weltgeschichte? Genauso gut könnte man die regelmäßigen Anfeindung Derjenigen, die sich erlauben ein differenziertes Bild über Homosexualität haben, seitens der Homobefürworter als „eklatanten Missstand“ bezeichnen. Solange wir uns in solchen Superlativen bewegen, wird es nie zu einer vernünftigen Verständigung kommen.

    Ich werte Familie noch aus ganz anderen Gründen sehr hoch – und meine damit bisher ausdrücklich eine heterosexuelle Familie. Dabei geht es mir weniger um traditionelle Werte, sondern zB eher um Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie, etc. Diese hier zu diskutieren würde aber den Rahmen eines Blogs völlig sprengen.
    Aus diesem Interesse kommt es, dass ich mir diese „ach so erhellende“ Studie genauer angesehen habe und zu meiner Bewertung gekommen bin.

    Fakt ist, dass die Ehe in unserer Kultur auch ganz ohne die Debatte um die Homoehe in einer destruktiven Entwicklung steckt. Den Schaden, den dies bei der heranwachsenden Generation hinterlässt ist unübersehbar. Bisher bin ich der Meinung, dass angesichts dessen diese erregte Diskussion um speziell die Homoehe überzogen erscheint. Wenn eine Gesellschaft ihre Kinder bereits dem egoistischen Individualismus opfert, erscheint die Diskussion über die Entwicklung von Kindern in Homoehen geradezu grotesk. Nichts desto Trotz soll und muss auch dieser Themenbereich im Interesse unserer Kinder objektiv und gründlich betrachtet werden.

    Zu dem was sie zu der Adoptionsfrage erläutern: Sie scheinen völlig die Möglichkeiten der Patenschaft im allgemein gesellschaftlichen Rahmen, als auch der klaren Willensbekundung via Testament aus ihrer Argumentation auszuklammern. Damit stellen sie ein Bild der rechtlichen Lage in Deutschland her, dass einseitig uns schief ist. Also wenn schon, dann reden wir doch über alle rechtlichen Mittel und nicht nur über willkürlich selektierte Aspekte.

    Mir ist es auch wichtig, die konkreten Menschen hinter den Diskussionen zu sehen. Und ich meine, dass diesen mit einer derart emotional, polemisch aufgeputschten Diskussion nicht geholfen wird. Ich empfinde es heuchlerisch, wenn einzelne Familienkonstellationen so selektiert diskutiert werden und alle vorhandenen Missstände in den bestehenden, von der Gesellschaft eher anerkannten, Familien verschwiegen werden. Aber das es überall Missstände gibt kann und darf nicht die Begründung dafür sein, etwas pauschal als Gut zu heißen, was wir Defakto noch nicht wirklich beurteilen können.

  5. Mir fällt auf, dass meine beiden Kommentare sie anscheinend emotional berühren. Sie werfen mir Polemik vor. Ich habe mir meine Kommentare noch einmal angesehen und kann zu meinem Bedauern keine Polemik erkennen, außer dass ich das Wort im ersten Kommentar explizit benutzte. Stattdessen vermisse ich konkrete Ausführungen ihrerseits. Wenn ihnen an einer Diskussion gelegen ist, als solche kann ich diesen Blog hier allerdings noch nicht erkennen, da mir stichhaltige und konkrete Argumentationslinien ihrerseits fehlen, dann sollten wir uns erstens tatsächlich differenziert statt generalisiert und zweitens konkret statt oberflächlich austauschen. Ich habe mich bemüht, beiden Momenten gerecht zu werden und erachte ihre Ausführungen dahingehend als zweifellos ausbeufähig. Ebenfalls werfen sie mir vor, die Unwahrheit zu sagen, was ich streng zurückweisen möchte. Sollten Sie ernsthaft an Belegen zu meinen Standpunkten interessiert sein, dann erhalten sie von mir gern die dazugehörigen Quellenangaben. Ich bin Sozialwissenschaftler und beschäftige mich unter anderem auch mit dem Thema sexuelle Identität. Zugegebenermaßen werden meine Thesen ergänzt durch die persönliche Betroffenheit innerhalb unserer Familie, was eine besondere Aufmerksamkeit meinerseits verlangt, um objektiv zu bleiben. Dessen bin ich mir bewusst. Inhaltlich habe ich dem Oberthema hier eigentlich nichts mehr hinzu zu fügen.
    Ihre persönliche Haltung, sie sprechen ihre konfessionelle Bindung an aus der heraus sie zu ihren Aussagen finden, respektiere ich vollkommen. Nur leider erschöpft sich damit eine sachliche Diskussion, wie andern Orts auch. Wo jemand glaubt, da haben rationale Argumente keinen Platz. Das liegt in der Natur der Sache, da sich ja Glaube definitionsgemäß eben daran festmacht, das er über die Vernunftsebene hinaus geht bzw. sich dieser entzieht. Diese scharfe Trennung zwischen Vernunft und Glaube gilt seit der Antike, seit Aristoteles‘ „Metaphysik“ (singemäß übersetzt hinter oder nach dem Wissen über die Natur) bis heute. Meinungsbildung geschieht immer durch den Austausch von Fakten, dem Austradieren von Für und Wider über einen Diskussionsgegenstand, Glaubensfindung ist weitgehend eine intuitive Sache. Ich meinte mich auf ersterer Ebene hier auszutauschen, durch das Anführen von Fakten und Fallbeispielen, wie ich es aus meiner Profession kenne. Nein, ich habe mir ihren Blog nicht weiter angesehen. Daher war ich einigermaßen überrascht, plötzlich das Totschlagargument Glaube zu lesen. Doch da muss ich einfach passen. Glaube lässt sich nicht diskutieren. Und Begründungen aus dem persönlichen Glauben heraus motiviert auch nicht. Die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist eben ein hochzuschätzendes und schützenswertes Gut unserer Kultur. Im übrigen ist dies einer unter anderen echten Werten, die es zu kultivieren und an die nächste Generation weiter zu geben gilt. Sie sollen die gleichgeschlechtliche Elternschaft natürlich aus dem Glauben heraus gern geringer schätzen oder von mir aus auch explizit negativ beurteilen, wenn ihnen daran liegt. Etwas anderes dagegen ist es jedoch, auf der rationalen Ebene sich einzugestehen, dass 1. die geforderte Rechtssicherheit faktisch legitimiert ist und 2. das es selbst nach Jahrzehntelanger Suche nach Missständen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften keine Anhaltspunkte für objektiv gegebene Zweifel an deren legitimer Existenzberechtigung gibt. Für die Auseinadersetzung zu diesem Thema auf der Glaubensebene und der Vernunftsebene sollten sie ernsthaft darauf achten ebenenkonform zu beurteilen und diese nicht miteinander zu vermischen. Ich entnehme ihren Ausführungen, dass sie ein Mensch höherer Bildung und auch mit geisteswissenschaftlichen Inhalten und humanwissenschaftlichen Methoden vertraut sind. Demzufolge wissen sie ganz genau, was ich mit Ebenenkonformität meine, wie ich hoffe. Vielen Dank für, ich glaube/meine zu wissen man nennt das hier heutzutage Chat, also diesen Austausch. Es grüßt sie recht herzlich – W. Karnath

  6. @Guido
    Danke für den Link – ein mMn guter Artikel

    @Walther Karnath
    Sie werfen mir hohe Emotionalität und mangelnde Sachlichkeit vor. Dies garnieren sie selbst mit Vorhaltungen wie:
    „Ihre persönliche Haltung, sie sprechen ihre konfessionelle Bindung an aus der heraus sie zu ihren Aussagen finden, respektiere ich vollkommen. Nur leider erschöpft sich damit eine sachliche Diskussion, wie andern Orts auch. Wo jemand glaubt, da haben rationale Argumente keinen Platz. Das liegt in der Natur der Sache, da sich ja Glaube definitionsgemäß eben daran festmacht, das er über die Vernunftsebene hinaus geht bzw. sich dieser entzieht.“
    Dazu kann ich nur erwidern, dass genau dieser (entschudligung) Blödsinn in meinen Augen lediglich die Arroganz wiederspiegelt, die aus meiner Sicht jede vernünftige Diskussion erstickt. Ihre Behauptung dass glaubende Menschen ergo nicht zu rationalem Denken fähig wären – denn genau das sagen sie mit solchen Sätzen aus – disqualifiziert sie und jeden der solche Behauptungen aufstellt von jeder Sachlichkeit. Genau diese Formen der „Diskussion“ verleiden mir den Austausch mit den sogen. „Befürwortern“ der Integration homosexuellen Lebens in unserer Gesellschaft. Gerade weil ich nicht gegen homosexuell Empfindende Menschen bin, ärgert mich diese Pseudodiskussionen enorm.

    Gerade wenn sie für sich in Anspruch nehmen Sozialwissenschaftler zu sein, sollten sie sich doch solcher dummen Vorverurteilungen enthalten. Allerdings halte ich ihnen zugute, dass ich schon weitaus polemischere Diskussionspartner in diesem Themenbereich hatte.
    Ich möchte sie herausfordern ihre eigene Stellung zu dem Thema – gerade auch als mittelbar Betroffener – dahingehend zu hinterfragen, in wie weit dieses Thema für sie bereits zu einem ideologischen (um nicht zu sagen Glaubens-) Thema geworden ist.

    Ich habe versucht zu vermitteln, dass ich das Thema „Elternschaft Homosexueller“ nicht vornehmlich aus dogmatischer Sicht meines Glaubens betrachte. Ich habe in meiner ursprünglichen Betrachtung der angeblich so erhellenden Studie auch keine Argumente aus dem chr. Glauben angeführt. Ich betrachte dieses Thema weitaus differenzierter unter Einbeziehung psychologischer und auch soziologischer Erkenntnisse. Wenn sie mir darauf erwidern:
    „Sie sollen die gleichgeschlechtliche Elternschaft natürlich aus dem Glauben heraus gern geringer schätzen oder von mir aus auch explizit negativ beurteilen, wenn ihnen daran liegt.“
    kann ich nur sagen, dass auch sie sich besser erst ein wirkliches Bild von ihrem Gegenüber machen sollten, statt dann wieder Jemanden pauschal abzuurteilen.
    Ich hingegen werde mir weiterhin die Mühe machen, mir eine möglichst objektive Meinung zu erarbeiten. (Was leider bedeutet dass man dann fast mehr damit beschäftigt ist die ganzen ideologisch überhöhten Argumentationen auszufiltern, als sich mit sachlich, faktisch richtigen Argumenten beschäftigen zu können.)

    Ich bedanke mich auch bei ihnen für diesen Austausch und wünsche ihnen und ihrer Tochter, dass sie den besten Weg für sich finden.

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