Lies und du wirst erkennen?

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Bibel
© Burkard Vogt / pixelio.de

Wissen sie was in der Bibel steht oder im Koran? Haben sie diese Bücher schon einmal gelesen? Sehr häufig stellt man in Diskussionen über Glauben fest, dass Viele eigentlich nicht wissen, was in den Büchern steht, die die Glaubensgrundlage der jeweiligen Glaubensrichtung bilden.

Die Salafisten machten mit der Aktion „Lies!“ auf sich aufmerksam, in der sie kostenlos einen deutschsprachigen Koran verteilten, ohne unmittelbar eine weitergehende Diskussion über ihren Glauben damit zu suchen. Sie sind der Überzeugung, dass alleine das Lesen des Koran die Menschen zu ihren Glauben bekehren wird.
Wer nun meint, da hätten sich die Salafisten etwas gänzlich neues einfallen lassen, der irrt. Christen verteilen seit Jahrhunderten Bibeln. Denn eine ähnliche Überzeugung finden wir auch bei uns Christen. Wenn die Menschen nur die Bibel lesen würden, so würden sie zum Glauben an den darin beschriebenen Gott finden.

Nun aber lässt der Vorzeigeatheist Richard Dawkins mit einem Kommentar über eine Bibelverteilaktion aufhorchen:
Die Zeitschrift Pro teilt mit: In England will das Ministerium für Erziehung, anlässlich des 400ten Jahrestages der Erstveröffentlichung der King-James-Bibel an alle Schulen des Landes eine dieser Bibeln verteilen.

„Neben den enthusiastischen Befürwortern, bemängeln die Kritiker, dass die Verteilaktion unfair gegenüber den Kindern sei, die nichts mit dem christlichen Glauben zu tun hätten. „Dies ist nicht einfach ein Stück Weltliteratur. Es ist die Heilige Schrift einer einzelnen Religion“, wird Terry Sanderson, Präsident der Nationalen Humanistischen Gesellschaft, im „Guardian“ zitiert. Es sei nicht die Aufgabe der Regierung, das Buch einer einzelnen Religion zu vermarkten. Vor allem nicht in Schulen, in denen eine große Religionsvielfalt herrsche.“



Richard Dawkins hat in seinem Buch „der Gotteswahn“ den Glauben an Gott als Wahnvorstellung dargestellt. Dennoch wird über ihn berichtet:
„Ein Muttersprachler, der noch nie ein Wort in der King James Bible gelesen hat, gleicht einem Barbaren,“ schreibt Dawkins in einer Kolumne für die britische Tageszeitung „Guardian“. Der Autor und Evolutionsbiologe erklärt, dass er die Aktion sogar finanziell unterstützt hätte, wenn er gefragt worden wäre.“

„Dawkins unterstützt die Aktion trotzdem – allerdings mit anderen Motiven. „Menschen, die sich bisher wenig mit der Bibel beschäftigt haben, sind mit der These hereingelegt worden, dass die Bibel eine gute moralische Richtschnur ist. Ich habe zudem die zynische, menschenfeindliche Meinung gehört, dass Menschen ohne die Bibel keinen moralischen Kompass hätten. Der sicherste Weg, die Menschen eines Besseren zu belehren, ist es, sie selbst in der Bibel lesen zu lassen“, schreibt Dawkins.“

Viele glauben, dass das Lesen der Bibel oder des Koran alleine schon zu der Erkenntnis führen würde, die er selbst favorisiert. Aber was ist an dieser Überzeugung nun wirklich dran?
Es gibt zahlreiche Berichte davon, dass sich Menschen zum Christentum oder zum Islam bekehrt haben, weil sie das jeweilige Buch gelesen haben. Offensichtlich ist aber auch, dass etliche diese Bücher lesen, ja zum Teil sogar intensiver studieren als manche Gläubige und darin lediglich Beweise dafür finden, dass der Glaube an sich schon Unsinn sei.

Redet Gott durch sein Wort zu Menschen?
Als eifriger Bibelleser kann ich obige Frage nur mit Ja beantworten. Ja, Gott redet durch sein Wort zu manchen der Leser. Doch scheint das, was die Menschen hören oder daraus lernen, recht unterschiedlich zu sein. Selbst bei Diskussionen unter Christen über die Bibel, kann man oft meinen, es müsse mehrere, gänzlich unterschiedliche Ausgaben der Bibel geben, so unterschiedlich die Erkenntnisse, die daraus gezogen werden.

Ich befürchte ja, dass ein Mensch alleine durch das Lesen eines Buches lediglich von einer Religion überzeugt werden kann. Darum geht es allerdings im Glauben – zumindest im christlichen Glauben – nicht. Jesus ist nicht Mensch geworden um eine Religion zu gründen. Jesus wurde Mensch, um den Menschen die direkte, unmittelbare Gemeinschaft mit Gott selbst wieder zu ermöglichen. (So steht es zumindest in der Bibel.) Es dreht sich also zunächst nicht um eine richtige Schriftenauslegung oder um Riten, Strukturen und Gebäude. Genau hier scheint mir auch der wesentliche Unterschied beim Lesen der Bibel zu liegen: Ob ein Mensch die Bibel aus irgendeinem Grund liest oder ob er beim lesen der Bibel im Dialog mit dem Gott steht, der in der Bibel beschrieben wird. Denn wer Gott selbst die Möglichkeit einräumt, dem Leser die Bibel zu erläutern, hat die Chance die Bibel in dem Sinne zu erfassen, wie der Autor – Gott – sie gemeint hat.

Ich bin für solche Verteilaktionen.
Ich habe keine Angst davor, dass unsere Gesellschaft durch das Verteilen des Koran oder der Bibel grundlegend verändert würde. Ich bin sehr dafür, dass sich möglichst jeder selbst ein Bild davon macht, was diese Bücher vermitteln. Ich bin auch überzeugt, dass jeder, der möglichst vorurteilsfrei den Koran und die Bibel liest, leicht feststellen wird, dass diese beiden Glaubensüberzeugungen nicht kompatibel sind.
Und ja, ich trage auch die Hoffnung, dass verschiedene Menschen beim lesen der Bibel dem Gott begegnen, der mir nun schon so lange vertraut ist. Ich traue es Gott allemal zu, dass er suchenden Menschen beim lesen der Bibel ins Herz spricht. Aber an einen Automatismus, dass jeder der nur das richtige Buch liest auch zur selben Überzeugung kommen muss, wie ich sie habe, glaube ich nicht.

Meine Kritik an der britischen Aktion ist eigentlich, dass nicht nur jede Schule, sondern möglichst jeder Schüler, der die Bibel haben möchte, eine King-James kostenlos erhalten sollte. Evtl. bieten manche chr. Werke dem Ministerium dazu ein Joint Venture an?

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5 Gedanken zu „Lies und du wirst erkennen?“

  1. Ein Mensch ohne Bibelwissen kann sicherlich nach moralischer richtschnur leben. Im Römerbrief steht das dem Menschen das Gesetzt ins Herz gegeben ist.
    Jeder hat ein ein empfinden für Ungerechtigkeit!

  2. Jesus ist nicht Mensch geworden um eine Religion zu gründen. Jesus wurde Mensch, um den Menschen die direkte, unmittelbare Gemeinschaft mit Gott selbst wieder zu ermöglichen.

    Wahre Hingabe an GOTT

  3. Ich will nicht, dass meine Daten im Internet stehen. Ich kann auch nicht ausschliessen, dass hier Personen mitlesen die mich früher kannten. Habe die wahre Hingabe erfahren. Oder um es mit Worten von Thomas zu formulieren, ich habe endlich meinen Herrn und meinen GOTT

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