Es ist traurig zu sehen, wenn eine gesellschaftliche Diskussion um Diskriminierung darin ausschlägt, selbst diskriminierend zu sein. So ist es mal wieder in der Diskussion um Diskriminierung homosexuell empfindender Menschen. Im Kampf gegen Diskriminierung werden mal wieder derart harte Denkverbote gefordert, dass Menschen aus den eigenen Reihen nachhaltig diskriminiert werden.
Worum geht es? Um eine Petition mit der Forderung leidenden Homosexuellen Therapien zu verweigern, Politik und Ausgrenzung und Denkverbote im Kino.
Jens Spahn, in letzter Zeit besonders bekannt geworden durch kurzes Denken und populistischen Äußerungen, haut mal wieder einen raus. In mehreren Publikationen ist folgendes nachzulesen: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich offen gezeigt, sogenannte Konversionstherapien zu verbieten, die Homosexuellen helfen sollen, ihre sexuelle Orientierung zu verändern. In seiner „Facebook-Sprechstunde“ vom 13. August sagte er: „Ich kriege ja immer wieder die Aufforderung in Form einer Petition, dass das verboten werden soll.“ Dagegen sei er grundsätzlich nicht. Die angeblichen Heilungsversprechen seien „Quatsch – und das ist vor allem für die Betroffenen, denen da irgendwie was eingeredet wird, eine enorme psychische Belastung“. Was dort stattfinde, sei eine „Form von Körperverletzung“. Dass die Angebote „völliger Humbug“ und für die Betroffenen auch gefährlich sein könnten, stehe für ihn deshalb völlig außer Frage. Man habe sich mit dem Thema – auch in Rücksprache mit dem Bundesministerium für Justiz – schon beschäftigt, so Spahn in seinem Video. Die Frage sei nur, „ob und wie man das so verbieten kann, dass es irgendwas bewirkt“. Dazu hätten auch die Initiatoren der Petitionen bisher keinen Vorschlag, so der Minister. Gute Ideen könnten ihm jedoch gern zugeschickt werden. (So bei idea nachzulesen.)
Wenn man sich mit Konversionstherapien beschäftigt, gibt es tatsächlich vieles was Diskutiert werden muss und zum Teil auch abzulehnen ist. Man darf hier aber nicht den beliebten Fehler machen, exotische „Behandlungen“ und alte Praktiken als allgemeinen geltend und aktuell zu verkaufen. Genau das wird aber so gut wie überall getan! Damit wird das erste Denkverbot gesetzt: Eine totale Ablehnung darüber nachzudenken und zu forschen, ob eine sexuelle Umorientierung bei Homosexuellen möglich sein kann. Seltsamerweise wird das bei anderen, gesellschaftlich geächteten sex. Orientierungen sogar gefordert! Hier hingegen darf nicht einmal mehr in diese Richtung gedacht werden.
Das bringt im Ergebnis, dass Menschen, die unter ihrer homosexuellen Empfindungen leiden, jegliche Therapie verweigert wird, wenn diese nicht das klare Ziel aufweist, den Betroffenen darin zu helfen, ihre homosexuellen Empfindungen völlig zu akzeptieren und ggf auch auszuleben.
Nochmal Zitat aus idea:
Kritik an den Äußerungen übt das Institut für dialogische und identitätsstiftende Seelsorge und Beratung (ehemals „Wüstenstrom“). Dessen Pressesprecher Stefan Schmidt (Tamm bei Ludwigsburg) erklärte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, es gebe „sehr wohl“ auch Menschen, die unter homosexuellen Empfindungen leiden. „Herr Spahn sollte sich vielleicht einmal persönlich mit Menschen treffen, für die ihre Homosexualität tatsächlich ein echter Konflikt ist und die eine Leidensgeschichte haben, die sie selbst nicht auf Diskriminierung zurückführen“, so Schmidt. Als Gesundheitsminister sei er ferner dazu verpflichtet, nicht nur „seine eigenen Empfindungen und Erfahrungen zum Maßstab zu machen“, sondern „vor allem all diejenigen Menschen ernst zu nehmen, die für sich einen anderen Umgang mit ihren Empfindungen wünschen, weil sie für sich persönlich ein Leiden feststellen“. Es widerspreche der Therapiefreiheit und greife unmittelbar in die sexuelle Selbstbestimmung ein, wenn man andeute, dass es solche Menschen nicht gebe und sie „sich eine Veränderung im Bereich ihrer Sexualität nicht wünschen dürfen“. Das gelte auch für Versuche, „Fachleuten zu verbieten, solches Leiden und Wünsche von betroffenen Menschen ernst zu nehmen und sie zu unterstützen“.
Niemand wendet mehr Methoden der 70er Jahre an
Wenn Spahn sich allerdings auf die Ansätze der Konversionstherapien in den 70er Jahre beziehe – dabei wurden Elektroschocks und Brechmittel eingesetzt – unterstütze das Institut dessen Sichtweise: „Dann kann und muss man von Körperverletzung sprechen. Wir kennen aber keine Psychotherapeuten und keine Organisationen, die solche Methoden anwenden oder propagieren.“ Genauso wenig seien Organisationen bekannt, die Menschen Konflikte einredeten oder „Heilungs-“ oder Veränderungsversprechen im Bezug auf eine sexuelle Orientierung äußerten: „Auch so etwas wäre unethisch und therapeutisch und seelsorgerlich unredlich.“ Das Institut entwickelt Konzepte und bietet laut eigenen Angaben Fortbildungen für den Bereich Identität und Sexualität an. Es ist Mitglied im „Deutschen Dachverband für Christliche Beraterinnen und Berater“ (ACC).
Vom Bundestag wurde bereits im März 2017 ein Verbot von Konversionstherapien abgelehnt. Völlig zurecht, wie ich meine. Auch wenn es fragwürdige und ggf auch schädliche Therapieansätze immer noch geben sollte, darf hier nicht pauschal alles verboten werden. Würde ein solches Verbot von der Politik ausgesprochen, müsste konsequenterweise auch ein nicht unerheblicher Teil alternativer Therapien zu allen möglichen Beschwerden verboten werden, weil auch hier Quacksalberei betrieben wird mit zum Teil auch tödlichen Folgen. (Stichwort: z.B. tödlich endende alternative Krebsbehandlung durch einen Heilpraktiker in Brüggen.)
Es kann und darf auch nicht sein, dass politisch Denkverbote ausgesprochen werden. Wer das unbedingt haben will, mag in ein diktatorisch regiertes Land umsiedeln. In einem freiheitlich demokratischen Land darf es sowas nicht geben.
Denkverbot bei Outings im Kino
Ein weiter Fall betrifft ein Denkverbot in Bezug auf Homosexualität in England, ausgesprochen durch die Kinokette „Vue Cinemas“.
Es gibt bereits international eine übergroße Anzahl an Filmdokumentationen über das Leben homosexuell empfindender Menschen bis hin zu ihrem Outing und den daraus folgenden Konsequenzen. Daran, dass es die gibt, haben wir uns schon gewöhnt. Nun gibt es allerdings eine Doku einer christlichen englischen Organisation „Core Issues Trust“, in der Interviewpartner davon erzählen, dass sie früher homosexuell empfunden, dies jedoch nun abgelegt hätten. (So nachzulesen bei „pro“) Dieser Dokumentarfilm sollte am 8. Februar 2018 in einem Londoner Kino der Kette gezeigt werden. Das Kino sagte die Premierenveranstaltung jedoch einen Tag vorher ab mit der Begründung, der Inhalt des Films entspreche nicht den Werten der Kinobetreiber.
Zitat:
Für den Film mit dem Titel „Voices of the Silenced“ (Stimme der zum Schweigen Gebrachten) wurden 34 Menschen in sieben Ländern interviewt. Darunter sind 15, die nach eigener Aussage homosexuelle Praktiken und Empfindungen hinter sich ließen. Ihre Statements sind auch auf der Webseite zum Film zu sehen.
Im Vorfeld gab es eine Unterschriftenaktion gegen die Uraufführung des Films, die rund 600 Leute unterschrieben haben. Am Tag, an dem die Uraufführung hätte stattfinden sollen, demonstrierten vor dem Kino dann einige Dutzend wiederum gegen die Absage der Kinobetreiber. Der umstrittene Film wurde schließlich in einem Konferenzraum in Westminster gezeigt.
Zitat:
Der Produzent und Regisseur des Films, Mike Davidson, erklärte gegenüber Premier: „Wir sagen nicht, dass jemand, der sich als homosexuell sieht, krank ist. Uns geht es darum, dass Menschen das Recht und die Freiheit haben sollten, ihre unerwünschte Homosexualität zu verlassen, und dass sie respektiert werden sollten.“ Die christliche Journalistin Andrea Minichiello Williams von der Organisation „Christian Concern“, die den Film unterstützt, sagte: „Ironischerweise bestätigen PinkNews und ‚Vue cinema‘ die Aussage des Films. Die Stimmen sollen tatsächlich zum Schweigen gebracht werden.“
Wie die amerikanische Nachrichtenseite Christian Post berichtet, hat die christliche Organisation „Core Issues Trust“ Klage gegen den Kinobetreiber „Vue Cinemas“ eingereicht. Es geht um mögliche nicht eingehaltene Vertragsabsprachen und durch die Absage entstandene Kosten. Wie das Magazin weiter berichtet, hat sich „Vue Cinemas“ mittlerweile bereiterklärt, die Kosten zu zahlen.
Fassen wir zusammen: Dokus über den Weg zum Outing von homosexuell empfindender Menschen, weg von heterosexuellen Leben und Praktiken hin zu homosexuellen, werden gesellschaftlich gewünscht und gefördert. Dokumentationen, in denen Menschen berichten, dass sie den umgekehrten Weg gegangen sind, sind unerwünscht, werden boykottiert und werden gar mit Denkverboten belegt. Diskriminierung pur, nur halt diesmal in die andere Richtung.
Hier widerspricht sich die Argumentation der Genderbewegung selbst.
Ein Hauptargument der LGTB-Bewegung ist, dass sexuelles Empfinden und deren Ausprägung nicht statisch und in zwei oder drei Kategorien einzupferchen sei. Wenn dem so ist, warum wird dann zwar das Denken einer Entwicklung einer Person hin z.B. zur Homosexualität mit Zähnen und Klauen verteidigt, eine entgegengesetzte Entwicklung aber mit einem Denkverbot belegt?
Das ist nicht nur unlogisch, das ist Diskriminierung pur! Eine Diskriminierung die perverser weise mit einem Kampf gegen Diskriminierung begründet wird.
Wie blind muss man sein, um nicht zu erkennen, dass diese Diskussion in Teilen längst derart pervertiert ist, dass sie selbst tut, was sie angeblich bekämpfen will?
Ein Gedanke zu „Homosexuell mit Denkverbot“