Schon vor einigen Wochen viel mir dieser TV-Werbespot eines Internet-Urlaubsportals auf. Normalerweise ignoriere ich solche. Doch dieser sucht an Geschmacklosigkeit und im Überschreiten ethischer Grenzen Vergleiche. (Nicht, dass es solche nicht gäbe.) So kurz wie dieser Spot auch ist, so widerlich ist er in seiner schockierenden Ignoranz. Erschrocken hat mich auch, dass so manche Gesprächspartner zunächst diesen Inhalt nicht verstanden haben und somit die Brisanz nicht erkannten.
Der Dialog zweier Männer in dem Spot lautet folgendermaßen:
„Ich sollte überhaupt nicht hier sein.
Es ist Jahre her. Da hat man mich im Ausland verwechselt und ich wurde eingesperrt. Für ein Verbrechen, das ich nicht begangen hab.“
„Unglaublich! … Ich sollte übrigens auch nicht hier sein. Aber wenn ein Luxusurlaub 70% günstiger ist, wie konnte ich da Nein sagen?“
Zu kurz um den Inhalt nachzuvollziehen? Ok, dann schauen wir mal genauer hin:
Der Ausdruck des ersten Mannes zeigt deutlich, dass er das erlebte Trauma noch nicht wirklich überwunden hat und sich mitteilen möchte.
Es mutet an, dass er für Jahre im Ausland unschuldig im Gefängnis saß. Nun ist er endlich wieder frei, weil der Irrtum der Verwechslung mit dem eigentlichen Straftäter doch noch aufgefallen ist und die Justiz den Irrtum eingestanden hat.
Solches erleben zu müssen hinterlässt ein schweres Trauma. Solches zu verarbeiten ist enorm schwierig. Also nichts, mit dem man Scherze treiben sollte.
Der zweite Mann ist derart in seiner egoistischen Ignoranz verfangen, dass er sein Urlaubsschnäppchen für vergleichbar oder zumindest erwähnenswert findet.
Genau das ist der abartig widerwärtige Moment in dem Spot.
Ok, der Spot bewirkt, was er soll: Er ruft Aufmerksamkeit hervor. In dem er schockiert. Das ist nichts Neues. Doch hier wurden für mich Grenzen überschritten, die gewahrt werden sollten.
Dieser Spot wurde genau in einer Zeit produziert und gesendet, in der zunehmend Fälle von zu Unrecht im Ausland Inhaftierten Menschen bekannt werden. Eine Zeit, in der größenwahnsinnige Despoten massenweise Menschen inhaftieren, weil ihre Meinung nicht gefällt, etc. Aufgrund dieses Umstands generiert der Spot die Aufmerksamkeit. Doch diesen Effekt in dieser speziellen Art zu nutzen, ist in meinen Augen unethisch und verwerflich.
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