In der Vorosterzeit gibt es wieder das eigentlich ansprechende und spannende Quiz von ERF: „Wo ist O?“ Dieses Spiel wurde schon einmal in Abwechselung mit „Wo ist W?“ in der Vorweihnachtszeit angeboten. Eine sehr gelungene Sache, wie ich finde.
Spannende und knifflige Fragen sind unter Zuhilfenahme von Wikipedia, Youtube und Suchmaschinen zu lösen – Fragen, die sich irgendwie rund um Ostern (respektive Weihnachten) drehen.
Als ich die Information auf den Seiten vom ERF fand, freute ich mich schon darauf. Ich wurde aber stutzig als ich den Hinweis fand, dass dieser Quiz diesmal nicht auf einer Homepage des ERF zu finden ist, sondern als Anwendung bei der Datenkrake Facebook.
Nun bin ich alles andere als ein Fan von Facebook. Nicht nur, dass mich diese Anwendung als Sozial Community überhaupt nicht überzeugt – da gibt es deutlich bessere. Mich stößt auch ab, dass es einen regelrechten Boom auch unter Christen in Bezug auf die schon mehrfach überführte Datenkrake Facebook gibt. So gut wie jeder zweite Deutsche Internetuser unterliegt dem regelrechten Wahn, er müsse dort zu finden sein und es wirkt so, dass so mancher nicht mehr weiß, dass es im Internet deutlich mehr und besseres als gerade Facebook gibt. Das alles auf Kosten eines halbwegs vernünftigen Umgangs mit den persönlichen Daten.
Nun also meint auch der ERF, er müsse diesen Wahn unterstützen und auf Facebook mitmischen. Wer weiß, ob bei dieser Entscheidung überhaupt zur Sprache kam, dass Facebook so unsicher ist.
Nun denn, ich habe mir das dort angesehen, denn die Verlockung dieses Spiels war hoch. Ein eigenes Facebook-Profil ist natürlich Teilnahmevoraussetzung.
Also ein Tarnprofil erstellen und los? Immer langsam! Denn noch ist folgende Hürde zu nehmen:
Der ERF möchte also nicht weniger als den kompletten Zugriff auf alle Daten des Facebook-Profils, welche für „Alle“ freigegeben sind. Liest sich harmlos, ist es aber nicht! Mit diesen Informationen kann man die User in der Regel schon recht gut durchleuchten. Kein Wunder, dass mit genau solchen Informationen manche Firmen (so wie Facebook selbst ja auch!) reichlich Geld machen.
Nun stellt sich die Frage, wozu der ERF als christliches Werk so viele Daten sammeln möchte. Sollte ein christliches Werk nicht eher gegen solche bedenklichen Trends, wie dem Facebook-Wahn und der bedenklichen Bereitwilligkeit so vieler Internetuser mit ihren Daten so großzügig umzugehen, arbeiten?
Ich weiß nicht, was der ERF damit bezweckt. Eventuell kann man ja mit der Zeit mehr dazu erfahren. Gut finde ich das aber absolut nicht und kann somit dieses ansonsten wirklich gute Spiel: „Wo ist O?“ nicht länger unterstützen.
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Ich habe eine Emailanfrage an den ERF geschickt und in Auszügen folgende Antwort erhalten:
Dieses Jahr haben wir … „Wo-ist-O“-Quiz … als Facebook-Variante veröffentlicht. Dafür haben wir vor allem zwei Gründe: Zum einen möchten wir testen, wie sich die viralen Grundstrukturen von Facebook für die Weitergabe niederschwelliger evangelistischer Inhalte (wie das Osterquiz) eignen, zum anderen möchten wir die dafür erforderlichen technischen Rahmenbedingungen ausloten.
Was die Genehmigung für die Nutzerdaten angeht – Facebook bietet hier Inhalteanbietern wie uns eine Schnittstelle an, bei der man je nach gewünschter Interaktion mit den Leuten beim User einen bestimmten Umfang an Datennutzung „beantragen“ kann. Wir haben hier das niedrigste Level an Datenabfrage gewählt, das bei Facebook überhaupt möglich ist. Grundsätzlich ist diese Abfrage aber notwendig, damit wir für jeden Mitspieler „seinen“ Spielstand mitführen können und er/sie an der Stelle weiterspielen kann, wo er zum letzten Mal aufgehört hat.
Uns ist sehr bewusst, dass das Projekt dieses Mal auf die bestehende Facebook-Nutzerschaft beschränkt ist, auch was die evangelistische Reichweite angeht. Das war wie gesagt dieses Mal so gewollt – heißt aber keinesfalls, das es in Zukunft nicht auch wieder völlig offene Projekte für jedermann geben wird.
Freundliche Grüße
Jörg Dechert
Zum einen zeigt diese Antwort auf, welch eine Datenkrake Facebook ist. Dennoch verstehe ich dieses Experiment durchaus so, dass der ERF zumindest Facebook auch als Plattform ihrer Arbeit nutzen will. Dass er damit aber auch wieder neue User auf Facebook lockt und so der Datenkrake ausliefert, sollte dem ERF nicht bewusst sein? Ich bin immer noch der Meinung, dass auch christliche Werke verantwortungsvoll daran mitarbeiten sollten, Internetuser davon abzuhalten, sich bei solchen mehr wie fragwürdigen Plattformen anzumelden. Ob hier der Nutzen (Internetuser mit evangelistischen Inhalten erreichen) tatsächlich dem Schaden (Datenmissbrauch durch Facebook) überwiegt?