Salafisten in Mönchengladbach VIII

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© Charly Lücker

Der Druck auf die Salafisten in Mönchengladbach ist wohl zu groß geworden, denn der Verein „Einladung zum Paradies“ wird aufgelöst. So zumindest der Vorsitzende Sven Lau beim letzten Freitagsgebet des EZP am vergangenen Freitag.

Die Bürgerinitiative / W. Schultz ist darüber aber nicht wirklich begeistert, denn Pierre Vogel und Sven Lau haben die Salafiten aufgerufen sich an verschiedensten Orten in kleinen Gruppen in Privatwohnungen zu versammeln. W. Schultz, in völliger Unkenntnis der  rechtlichen Lage in Deutschland, ist davon überzeugt, dies sei Verfassungswidrig. Aber gut, wer das lockere Treffen zum Smalltalk vor und nach Veranstaltungen auf dem Bürgersteig oder auf an der Straße angrenzende Privatgrundstücken als anmeldungspflichtige Demonstrationen einordnet, wird auch anderes nicht besser wissen.

Der Verfassungsschutz sollte eigentlich über die Entwicklung nicht glücklich sein – zumindest dann nicht, wenn er die Salafisten weiterhin unter Beobachtung stellen will. Denn in diversen Ländern kann man an den dort verfolgten christlichen Gemeinden sehen, dass unorganisierte Hausversammlungen selbst dann nicht zu überwachen sind, wenn man solche Gewaltmethoden wie in China über Jahre hinweg anwendet um diese Treffen  zu verhindern.
Was also wurde durch diesen Druck und das angestrebte Verbotsverfahren gewonnen? Das die Überwachung um so schwerer geworden ist und das die Herzen und Fronten umso verhärteter sind. Das kommt dabei heraus, wenn man nicht vernünftig über die Konsequenzen seiner angestrebten Ziele nachdenkt.
Eins sollte nämlich sicher sein: Nur weil ein Verein verboten, und Versammlungsräume geschlossen werden, werden die Anhänger dieser extremen moslemischen Richtung nicht aufhören ihren Glauben zu leben und dafür zu werben.

Dieses letzte Freitagsgebet des EZP endete dann noch in einem kleinen Scharmützel, bei dem W. Schultz ein blaues Auge geschlagen wurde. Die Medien und im Internet auftauchende Berichte verschwiegen jedoch ein paar nicht unbedeutende Kleinigkeiten, die zur Zeit in einem zweiteiligen Video der Salafiten auf Youtube zu sehen sind. Nämlich den Fakt, dass die Aggression und auch körperliche Angriffe schon vor dem Freitagsgebet auch von Seiten der BI ausgegangen sind. Nachdem dieses abschließende Freitagsgebet zu Ende war, kam es in der emotional aufgeheizten Stimmung dann zu diesem Schlagabtausch.
Auch wenn man die Entwicklung bis dahin genauer betrachtet, entschuldigt das natürlich diesen Eklat nicht. Es erklärt ihn nur. Und dies zeigt im Kleinen, wie Gewalt entsteht und das dabei bei weitem nicht nur eine Seite die Verantwortung trägt.
Im Übrigen hat selbst Pierre Vogel in einer am folgenden Tag erschienen Videobotschaft diesen Schlagabtausch verurteilt. (Ich bin mir ganz sicher, dass es nun wieder Genügende gibt, die darin lediglich eine Finte vermuten – aber was soll’s.)

Man darf gespannt sein, wie es weitergehen wird. Die Salafisten werden sich weiter treffen, der Verfassungsschutz sie beobachten, die Innenminister über Verbote nachdenken.
Immerhin hat der amtierende Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich mit der Aussage auf dem Präventionsgipfel durchaus Recht, dass sich auch und gerade die muslimischen Vereinigungen und Moscheen deutlich sichtbarer gegen den Extremismus im Islam stellen müssen und dass sich die Moslems selbst, aufgrund der gemeinsamen Glaubensgrundlagen und Kenntnissen, deutlich besser mit den Randgruppen, wie den Salafisten, auseinander setzten können. Gerade wenn die Moslems nicht unter einem Generalverdacht stehen wollen empfehle ich eine deutlichere Haltung und sichtbarere Aktivität ihrerseits.
Die weitere deutsche Gesellschaft sollte aber auch nicht dabei stehen bleiben, zu überlegen, wie man Aussteigern helfen und unbequeme Gruppen verbieten kann. Wie ich schon in meinem letzten Beitrag aufzeigte, sollte auch reichlich Interesse darauf gelegt werden, warum solche Gruppen solch einen Zulauf haben.

Wie sehr wäre es wünschenswert, wenn mit diesem Thema und diesen Menschen in unserem Land intelligenter umgegangen würde. Eine Haltung á la: „Du bist anders, also musst du weg!“ darf in unserer Gesellschaft nicht nachhaltig Fuß fassen. Ebenso wäre es wünschenswert, wenn sich Kritiker und Gegner von Glaubensgruppen zumindest genügend Fachwissen aneignen würden, um in ihrer Kritik auch seriös zu erscheinen.

Fortsetzung

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3 Gedanken zu „Salafisten in Mönchengladbach VIII“

  1. Hier eine aktuelle Reportage die in der Reihe „Hier und Heute“ im WDR zu sehen war

    „Die Eiferer von Nebenan“
    Es ist gut zu sehen, dass die Aggressionen nicht alleine von den Salafisten ausgeht. BI in Aktion…..
    Was mir daran nicht gefällt ist, dass nicht scharf genug dargestellt wird, dass die im letzten Jahr aufgetretene ProNRW keinen Zuspruch in MG fand. Ebenso wie die PI-News.net (die ihre URL über das Video gelegt hat) nichts mit der Reportage zu tun hat. Schon interessant, wer sich bei dem Thema an was bedient.

    Interessant auch der „Augenzeugenbericht“ des Anwohners bei „cosmo-tv“ vom Sonntag (Video noch nicht im Net verfügbar), der mit keinem Wort erwähnt, dass die „armen Karnevalisten“ mal eben eine Glastür eingetreten haben. Immer wieder interessant, wie selektiv Geschehnisse geschildert werden.

  2. Ein Interview mit dem Politologen Harald Schmid aus Hamburg im derStandart.at scheint mir interessant zu sein:
    „Was haben islamische und islamophobe FundamentalistInnen gemeinsam?
    Beide erklären sich die Welt durch ein einfaches Modell, und dieses Modell setzen sie absolut. Sie operieren gegen Pluralismus, gegen Toleranz. Egal, ob religiöser oder säkularer Fundamentalismus – beide Strömungen unterminieren die Demokratie. Im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht aber derzeit der islamische Fundamentalismus, der mit Gewaltbereitschaft identifiziert wird. ….“

    hier das Interview

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