Kalenderspruch oder doch deutlich mehr?
Dieser Vers ist mir in so manchen Diskussionen um Glaubensfragen begegnet, selten aber in der Form, wie Paulus ihn meinte. Zu oft wird er wie ein Kalenderspruch verwendet. Damit wollen sich zu oft manche Christen vor einer kritischen Hinterfragung ihrer Glaubensüberzeugungen erwehren. Eigentlich wird so ausgesagt, dass jeder nach seinem Gusto entscheidet, was er für wahr halten will und damit für ihn gilt oder eben nicht. Oder dass man sich aus vorgetragenen Lehrmeinungen einfach das aussuchen soll, was einem (geprüft) gefällt. Das kann es nicht sein, was Paulus uns hier sagen wollte.
Was also gibt es in Bezug auf diesen Vers zu beachten?
Kontext
Wie immer gilt bei Bibelversen als erstes Kriterium der Kontext. So hat auch dieser Vers hat einen konkreten Bezug zu den zwei Versen davor.
1 Thessalonich 5:19 Den Geist löscht nicht aus! 20 Weissagungen verachtet nicht, 21 prüft aber alles, das Gute haltet fest! (Rev.Elb.)
Es geht hier also nicht um etwas Beliebiges, was geprüft werden soll. Es geht konkret um Weissagungen / Prophetien. Hier bringt der Apostel auch eine veränderte Haltung in Bezug auf Prophetien ein, wenn man den Unterschied zu Alten Testament betrachtet. Denn dort drohte jedem Propheten, der falsches prophezeite oder seine eigenen Gedanken als Reden Gottes ausgab, der Tod. Im NT hingegen drohen solche Strafen nicht mehr, viel mehr sollen die Gaben des Geistes inmitten und durch die Versammlung geschärft werden. Eben, indem sie geprüft und kritisch hinterfragt werden.
Erweiterter Kontext
Wenn man die Aufforderung zu prüfen an sich betrachtet, findet man im NT immer wieder die Anweisung auch jedwede Lehre kritisch am Wort zu prüfen. Als besonderes Beispiel werden uns die Christen aus Beröa aufgezeigt:
Apostelgescht 17:10 Die Brüder aber sandten sogleich in der Nacht sowohl Paulus als Silas nach Beröa; die gingen, als sie angekommen waren, in die Synagoge der Juden. 11 Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte. (Rev.Elb.)
Immer wieder finden wir im NT ernste Warnungen vor falscher Lehre. Damals wie heute darf nicht leichtherzig alles als biblische Lehre angenommen werden, was einem gefällt. Alles soll geprüft werden. Jeder, der eine solche Prüfung aber nicht mag oder gar verweigert, zeigt, dass er Gottes Wort nicht ernst nimmt und alleine seinem Herzen folgen will.
Kontext, Kontext, Kontext
Hier haben wir auch einen der wichtigsten Punkte, was prüfen angeht: Geprüft wird immer anhand einer Vorgabe. Die Vorgabe bei biblischer Prophetie oder Lehre ist immer das Wort Gottes. Nicht unsere Vorlieben, nicht Zeitgeist oder was uns sonst noch bewegt. Dabei stoßen wir nicht selten auf die Begrenztheit des eigenen Wissens oder Vermögens. Gerade darum warnt der Apostel eindringlich:
Jakobus 3:1 Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wißt, daß wir ein schwereres Urteil empfangen werden! (Rev.Elb.)
Täuscht euch nicht! Wer vor anderen seine Auffassungen über die Lehre der Bibel vehement vertritt und Hinterfragen und Kritik daran nicht zulassen will, tritt in seinem Verhalten als ein solcher Lehrer auf. Wer das so tut, sollte hoffen, dass es kaum jemanden gibt, der solche Lehren freimütig übernimmt.
Fazit
Dieser Bibelvers der diesjährigen Jahreslosung ist ein gewichtiger. Er sollte wirklich sehr ernst genommen werden. Denn wenn wir ihn ernst nehmen und anwenden, werden wir im Glauben immer weiter wachsen. Wer ihn aber wie einen Kalenderspruch behandelt, fällt sehr leicht in diverse Fallen und kann dabei Schiffbruch erleiden.
Darum also: Prüft alles und behaltet das Gute!