Musikgeschmack von Christen?

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Gitarrenspieler
© Charly Lücker

idea meldet: „Christen hören lieber klassische, Nichtreligiöse lieber Rockmusik“. So zumindest lautet eine Studie des australischen Soziologen Haydn Aarons (Melbourne). Der hatte Kirchgänger und Solche, die keine Kirchen besuchen befragt.

Als Christ mit jahrzehntelanger Erfahrung mit Christen und Gemeinde, halte ich dieses Ergebnis für unglaubwürdig. Oder anders gesagt: Das Ergebnis hängt von denen ab, die man fragt.

Der Soziologe Aaron: „So gaben 43 Prozent der Kirchgänger an, regelmäßig klassische Konzerte zu besuchen und in die Oper zu gehen.“ Da bildet sich für mich ein Bild der Befragungsgruppe ab, welches nun wahrlich nicht repräsentativ war. Eben eine Befragung von „Kirchgängern“ der Großkirchen (Katholisch / Evangelisch) mit einem geschätzten Altersdurchschnitt von ca. 75 Jahren. Ganz sicher wäre ein völlig anderes Ergebnis herausgekommen, wenn er als Australier z. B. Besucher von den australischen Hillsong-Gemeinden befragt hätte. Kein Wunder, sind diese doch im Altersdurchschnitt viel jünger und klare Anhänger der nun schon weltweit bekannten Lobpreismusik.

Der Soziologe verglich in seiner Studie, wer zu klassischen Konzerten als auch zu Opern und wer in Clubs oder auf Rockkonzerte geht. Was wäre wohl herausgekommen, wenn er nur einmal einen Blick darauf geworfen hätte, welche Art Musik Christen in ihren Gemeinden oder schlicht privat hören?
Weitere Frage: habe ich einen klassischen Musikgeschmack, weil ich nicht Clubs oder Rockkonzerte besuche? Zu meiner Person kann ich dazu nur sagen: Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun!

Ok, soweit ist das ja nichts Neues. Was ich mich aber frage, ist: warum werden Christen immer wieder als derart altbacken, von Vorgestern und geschmacklich stark eingeschränkt dargestellt?
Medien und zum Teil die Christen selbst, stellen Christen sehr häufig so seltsam dar. Begegnet man hingegen Christen aus allen möglichen chr. Konfessionen, sind diese in vielen Punkten nicht so, wie dargestellt. Moderner, weltoffener, aufgeschlossener und streitbarer als immer wieder behauptet.

In der gesellschaftlichen Diskussion krankt es ja schon an der Sprache. Da wird klassische Musik immer noch als die „anspruchsvolle“, die „ernste“ Musik bezeichnet und so von allen anderen Musikrichtungen abgegrenzt. Betrachtet man jedoch diverse Stücke verschiedenster anderer Musikrichtungen, so muss man feststellen, dass es hier genauso sehr anspruchsvolle und ernste gibt. So wie auch in der klassischen Musik schlicht Schlager aus dem 17ten Jahrhundert zu finden sind, die die mindere Qualität von Schlagermusik teilen.
Deshalb sollte man festhalten, dass solche sprachlichen Abgrenzungen schlichtweg albern und diskriminierend sind. Wer klassische Musik so bezeichnet, trägt lediglich seine Arroganz zur Schau. Fachliche Ahnung spreche ich zumindest solchen, die eine solche Sprache pflegen, rundweg ab. Auch dann, wenn sie, wie dieser australische Soziologe, an Universitäten und Hochschulen lehren.
Wünschen würde ich mir, dass sich die Darstellung von Christen in den Medien endlich mal der aktuellen Realität anpasst.

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