Allenthalben wird dem fünfjährigen Jubiläum von Hartz IV gedacht. Wobei ich nicht wirklich weiß, wo es hier etwas zu jubilieren gäbe. Aus diesem Grunde und weil ein älterer Artikel von mir mit dem Titel: „echte Arbeitslosenzahlen“ regelmäßig und im Besonderen recht häufig in den letzten Tagen per Suchmaschine aufgerufen wird, heute nochmal ein paar Gedanken zum Thema.
Gestern gab es auf WDR5 eine Anrufsendung mit dem Titel: „Tagesgespräch“ über das Thema. Als Gast war Prof. Matthias Knuth, Uni Duisburg-Essen dabei, der u.a. eine sehr interessante Bemerkung machte. Er führte aus, dass von den ARGEn selbst, von ca. 27% Abgänge in eine ungeförderte Arbeit, gerade einmal zw. 1% und 1,5% vermittelt werden! Der Rest sind z.B. selbst gesuchte Stellen o.ä. Da die Vermittlung in Arbeit eine der maßgeblichen Aufgaben der ARGEn sein soll (möglichst ungeförderte – heißt keine ABM, Aufstocker oder andere weitere finanzielle Förderung durch die ARGE) – Stichwort Fördern und Fordern -, ist das mehr wie ein Armutszeugnis für Hartz IV. Wenn man zudem bedenkt, unter welchen Druck Arbeitslose gestellt werden, wenn sie nicht auch den miesesten Job bereit sind anzunehmen, schreit diese moralische Heuchelei meiner Meinung nach zum Himmel.
In meinem vorherigen Artikel zum Thema hatte ich einen Link zur Übersicht der Pressemeldungen des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gesetzt. Dort lohnt es sich zum Thema immer wieder einmal hinein zu schauen. So findet sich dort auch eine Meldung zum aktuellen Thema. Dort sind wieder interessante pdf-Dateien angehängt.
So wird dort z.B. aufgeschlüsselt, dass jeder zweite Abgänger aus Arbeitslosigkeit aus dem Jahr 2007 weniger als 7,50 EUR Stundenlohn verdient. Genauer verdienen 16% unter 5,- EUR pro Stunde und 32% zwischen 5,- EUr und 7,50 EUR pro Stunde. Das macht zusammen 48% der Abgänger aus Hartz IV in eine Anstellung. Das wiederum bedeutet, dass wohl die meisten dieser Abgänger weiterhin durch die ARGEn eine Aufstockung ihres Gehalts bedürfen, um überleben zu können.
Längst nicht jeder Abgänger aus Harzt IV geht in eine Erwerbstätigkeit ab. So sind 17% der Abgänger weiterhin arbeitslos und 6% Hausfrauen/-männer (leben z.B. vom Gehalt des Lebenspartners), 6% Rentner, 3% Mutterschutz/Elternzeit und 5% ohne weitere Angaben. Zusammengezählt verlassen also 37% der Abgänger aus Hartz IV ihre Abhängigkeit von den ARGEn nicht in eine Erwerbstätigkeit.
Etwas mehr als ein Viertel der der Personen, die aus dem Grundsicherungsbezug in eine Erwerbstätigkeit wechseln, arbeiten unterhalb ihres formalen Qualifikationsniveaus.
Die Fachleute sind sich einig, dass wir in diesem Jahr wieder mit annähernd (offiziell gemeldeten und nicht in div. Maßnahmen versteckten) 5 Millionen Arbeitslose rechnen müssen. Die realen Zahlen der durch Arbeitslosigkeit oder in weiterer Abhängigkeit von den ARGEn befindlichen Betroffenen dürfte sich wohl weiter in etwa in der doppelten Anzahl bewegen.
Bevor hier jetzt Panik ausbricht muss die Frage gestellt werden, ob sich unsere Gesellschaft eine solche Menge leisten kann. Ich meine ja – fragt sich aber wie lange noch.
Finde ich wichtig, solche System zu hinterfragen. Ich hatte mit meinem ersten jur.Examen keine angemessene Anstellung gefunden (Putzen gehen wäre vielleicht noch drin gewesen, wiewohl ich kein off. Gebäudereiniger bin).
Dann meine theologische Ausbildung. Jetzt arbeite ich zwar in „meiner Branche“, habe netto aber unter 400,-€. Wäre nicht der Verdienst meiner Frau, wäre es echt schwer.
Immerhin: Ich liege dem Steuerzahler nicht auf der Tasche. Ist doch auch schon was! 🙂