Guttenberg und die Gutmenschen

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Nun haben es Medien und Politiker geschafft, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist zurückgetreten. Am Ende seiner Rücktrittserklärung sagte er, er sei am Ende seiner Kraft.

Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie nun schon seit Monaten eine der übelsten medialen Schlammschlachten gegen eine öffentliche Person in Deutschland ausgebrochen ist. Jede Menge Gutmenschen plustern sich auf um jede Gelegenheit zu nutzen auf unterstem Niveau gegen diesen Minister zu agieren.  Einem Minister, der eher durch seine Kompetenz und durch klare Worte aufgefallen sein sollte. Er hat mehr bewegt, wie die meisten derer, die sich jetzt so aufgeblasen haben. Das nicht alles nur gut war, was er tat liegt nahe – weil dies schlicht normal ist und keiner sich davon freisprechen kann.

Zu der Plagiatsaffäre:
Was wohl dabei herauskommen wird, wenn die Seite Guttenplag tatsächlich nun auch Doktorarbeiten anderer Politiker analysiert? Ich kann mir gut vorstellen, dass die Seifenblase der angeblich so rechtschaffenen Doktoren platzt. Ich persönlich glaube vielen Doktoren nicht, dass sie in ihren Doktorarbeiten nicht geschummelt haben.
Wozu aber auch einen Doktortitel derart in den Himmel heben? Damit hat eine Person lediglich (mehr oder weniger) bewiesen, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Lage war, genug Fachwissen derart zusammenzustellen und zu formulieren, dass ihnen ein entsprechendes Gremium dafür einen Titel verliehen hat. Ob diese Doktoren aber auch wirklich verstanden haben, was sie dort zusammengetragen haben und ob sie tatsächliche Fachkompetenz erworben haben, müssen sie – wie alle anderen auch – im Berufsleben beweisen. Und da haben wir es auch schon: Die Realität zeigt, dass es eine Menge Stümper mit Doktortitel gibt. Also, wozu aufregen, wenn es offenbar wird, dass Guttenberg eine schlampige Doktorarbeit abgegeben hat? Viel wichtiger ist, wie er heute seine Arbeit macht. Und die machte er offensichtlich besser, wie so mancher seiner Kollegen.
Diese ausufernde Empörung der Akademiker hat auch das Potential das an die Oberfläche zu spülen, was ein Großteil der deutschen Bevölkerung tatsächlich von dem Wert der akademischen Orden hält, die dort Akademiker unter sich verteilen. Die Assoziation zu manch Karnevalsorden liegt da näher, als es so mancher wahr haben will.

Ich empfinde Bedauern für den Schritt, zu dem Guttenberg sich gezwungen fühlte und Ekel vor dem Gutmenschentum und der Schlammschlacht, die unsere Nation nun schon seit Monaten mehr und mehr genossen hat. Medien spielen sich als Königsmacher auf und das Volk – blind wie eh und je – stimmt zu einem Teil in diesen Kanon mit ein.  🙁

Es stellt sich eigentlich viel mehr die Frage, wer ein derartiges Interesse daran hat, Guttenberg abzuschießen. Ich orte hier Neid der Unbeliebten. Ein Verhalten wie in einer Grundschule. Und solche Leute sitzen in unserer Regierung! Was denken wir uns dabei, solche Leute derart zu hofieren und auch noch zu wählen? (Stichwort FDP – noch Fragen?) Man darf gespannt auf die Wahlbeteiligung der nächsten Wahlen sein. Es würde mich nicht wundern, wenn die massiv in den Keller sackt – was absolut negativ für unsere unmittelbare Zukunft sein kann.

Ach ich sollte eventuell doch noch erwähnen, dass ich kein CDU-Wähler bin, es nie war und wohl auch nie werde. Und Leser der Blöd-Zeitung bin ich auch nicht 😉

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5 Gedanken zu „Guttenberg und die Gutmenschen“

  1. Ich war bis zu dem Zeitpunkt, als herauskam, dass Herr Guttenberg nicht nur ein paar Fußnoten vergessen hat, sondern systematisch und in großem Umfang geklaut und betrogen hat, pro Guttenberg.
    Wer aber in kleinen Dingen betrügt, dem kann ich auch in großen nicht vertrauen. Vertrauen ist aber das Grundkapital eines Politikers. Die meisten Menschen können/wollen sich nur 10 Minuten pro Tag mit unserem Gemeinwesen, sprich Politik, befassen und können nicht jede politische Aussage persönlich überprüfen: Sie brauchen Vertrauen. Auch ich kann nicht Feldjäger-Ermittlungsberichte zur Kundus-Affäre lesen, um zu prüfen, welche Version wahr ist: die des Ministers oder die des entlassenen Generals.
    Es ist auch ein Akt von Nächstenliebe, dass ich meine Arbeit so gut ich kann mache. Ich erwarte, das auch von meinem Bäcker, Politiker und Arzt… Ich wünsche niemandem, dass er an einen Arzt oder Anwalt gerät, der besser schwätzen kann als arbeiten. Die Konsequenzen können verheerend, ja tödlich sein. Ich höre täglich Geschichten von Menschen, die ihre Gesundheit verloren haben, weil sie u.a. den falschen Arzt gewählt haben und nicht zum anerkannten Spezialisten gegangen sind. Das ist sehr traurig.
    Ein Land, dessen höchste Repräsentanten, göttliche Gebote aktiv brechen dürfen, ohne dass die Gesellschaft Konsequenzen fordert und durchsetzt, ist arm dran. Ich wünsche niemandem, dass er so viel Korruption und Willkür erleben muss wie die Menschen in Russland u.a. Ländern. Es ist seit langem bekannt, dass Putin sein Doktorarbeit abgeschrieben hat. Allerdings hat er sich die Mühe gemacht, die gestohlenen Texte zu übersetzen.
    Keiner ist gerecht, aber jeder muss sein Bestes geben.

    1. Wenn man die Frage stellt, wem man in der Politik wirklich vertrauen kann, sag ich mal ganz platt: so gut wie keinem! Politik ist das falsche Feld Jemanden unbedingtes Vertrauen zu schenken.
      Seine Arbeit als Verteidigungsminister hat Guttenberg mMn sehr gut gemacht. Ich will nicht verteidigen, was er da mit seiner Doktorarbeit gemacht hat. Nur ist das wirklich diese Schlammschlacht wert? Die ging schon lange vor der Entdeckung der Doktorarbeit los – die war nur ein willkommener Aufhänger.

  2. Also ich empfinde überhaupt kein bedauern, daß KT zurückgetreten ist, obwohl ich ihn ansonsten recht sympathisch fand. Und honoriere daß er den „Stabilisierungseinsatz“ in Afghanistan Krieg genannt hat. Und ich habe auch nicht CDU gewählt. 🙂
    Aber so ist nun mal das politische Spiel in Deutschland. Wer sich erwischen lässt muss gehen oder aussitzen. Und das betrifft ALLE Parteien. Da ist keine Partei besser und jede wird es ausnutzen wenn sich eine solche Chance bietet jemand zu Fall zu bringen.
    Was mich an kT Guttenberg sehr gestört hat war die übliche Prozedur des scheibchenweisen Zugebens dessen, was dann sowieso schon erwiesen war. Er hat bei seiner Doktorarbeit bewusst betrogen. Dafür fliegen andere sofort von der UNI wenns herauskommt. Und er war auch Dienstherr von Bundeswehr-Studenten, die für solch eine Sache ebenfalls von der UNI geflogen wären. Und DAS wäre überhaupt nicht gegangen. Der Rücktritt war folgerichtig und er ist kein Opfer der Medien oder des politischen Gegners sondern seines eigenen Hochmuts. Er ist kein Märtyrer und ich nehme ihm übel daß er sich so darstellt.
    Hätte er so wie Käßmann seine Verfehlung ohne Kompromisse sofort zugegeben und die Konsequenzen gezogen, könnte ich ihn weiter respektieren. Aber so ist er für mich nur noch eine Lachnummer.

    1. Sorry, aber ich bin doch erstaunt, mit welcher Dreistigkeit sich Bürger unseres Landes herausnehmen gegenüber einer Person der Öffentlichkeit selbst die ärgsten Beschimpfungen herausnehmen. Manche der in den Medien geäußerten Behauptungen – wie Betrüger, Psychopath, etc. – wären normalerweise als Beleidigung strafbewährt. Das du ihn nun als Lachnummer bezeichnest, finde ich daneben. Diese „Lachnummer“ hat eine deutlich bessere Politik gemacht, wie viele derer, die sich jetzt selbst zum „Aufstand der Gerechten“ zählen.
      Für mich ist Guttenberg auch nicht mehr als ein Politiker, aber eben einer, der durch die Qualität seiner Arbeit eher Überzeugen konnte. Ich himmel den Mann sicherlich nicht an oder blende alles Mögliche aus. Bei manchen seiner Aktionen habe ich auch nur den Kopf schütteln können – so wie bei der TV-Show in Afghanistan.
      Wenn ich ihn aber in Relation zu den anderen Politikern stelle, meine ich, müssten eine ganze Reihe anderer noch vor ihm ihren Hut nehmen. Zum teil überführte Straftäter und immer noch im Amt.
      Konsequenzen hätten sicherlich kommen müssen. Aber eine derartige Schlammschlacht ist unter aller Kanone.

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