Ehe für Alle – Ein Trugspiel unter vielen

Lesezeit: 5 Minuten
Verwirrung
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Nun hat der Deutsche Bundestag tatsächlich im Vorfeld der Bundestagswahlen im September in einem Gewaltakt die „Ehe für Alle“ durchgewunken. Was für eine Farce, was für ein übles Politspiel und Veralberung der Gesellschaft. Ein wahlwirksames Schauspiel mit längst noch nicht sicherem Ausgang. Voraussichtlich wird das Bundesverfassungsgericht wieder entscheiden müssen, ob diese Bundestagsentscheidung Bestand haben wird. Aber für die kommende Bundestagswahl wurde der gesellschaftlichen Masse wieder ein Bonbon zum lutschen gegeben.

Nein, ich bin jetzt nicht auch dem Verschwörungsvirus anheim gefallen. Ich benutze meinen Verstand und denke einfach nur gründlich durch, was mir dargeboten wird. Also keine Angst, ich bin weit weg von Populismus, von Gutbürgertum, und was einem noch so an Schlagwörtern jetzt einfallen mag. Ich lade hier lediglich wieder ein, ein populäres Thema gründlicher anzusehen, als es im Trend gemacht wird.

Was steckt hinter dieser aktuellen Entscheidung und wie konnte es gelingen, gerade jetzt dieses Thema durchzudrücken, welches im Vorfeld über viele Jahre hinweg zurecht kritisch verhindert wurde? Und wen interessiert das alles tatsächlich? Erleben wir hier ein Ergebnis einer gesteigerten allgemeinen politischen Bildung oder doch nur einer allgemeinen Ignoranz und Denkfaulheit?
(Hinweis: Meine eigene Meinung zur „Ehe für Alle“ findet man ganz am Ende des Artikels.)

Wir erleben heute ein Zwischenergebnis eines politischen Spiels, mit dem zur Zeit die Gesellschaft an vielen Punkten / in vielen Themen in die Irre geführt wird. Dieses Beispiel des Durchwinkens einer „Ehe für Alle“ zeigt, wie wenig unsere politischen Meinungsbildner und politisch Verantwortlichen am tatsächlichen Wohl unserer Gesellschaft interessiert sind. Dies zeigt auch auf, wie wenig unsere Politiker solchen gesellschaftlichen Verwirrspielen gewachsen sind, respektive fähig sind, solche zu erkennen. Diese Farce zeigt uns auf, wie im Bundestag teilweise unverantwortlich entschieden wird. Hier war der Druck der kommenden Bundestagswahl ausschlaggebend. Zum Einen um potentiellen Wählern vorzuführen, wie potent die jeweilige Partei sei. Zum Anderen um politischen Gegnern ein potentes Thema aus der Wahlwerbung wegzunehmen, mit dem sie beim Wähler punkten oder bei zukünftigen Koalitionsbildungen Druck ausüben könnten.

Aber dies alleine anzuführen wäre nur Populismus, ohne echten Sinn. Hier müssen andere Fakten ebenso betrachtet werden. Denn unsere Politiker sind auch nur Menschen, wie du und ich. Genauso zu verwirren und zu verführen. Also auch du und ich, lieber Leser, sind gefordert zu hinterfragen, woher wir meinen, zum Beispiel zu diesem Thema, eine echte, belastbare Meinung zu haben. Oder sind auch wir nur Denkfaul und entscheiden uns lieber im Strom mitzuschwimmen?

Also was steckt noch hinter dieser Entwicklung mit solchen Ergebnissen?
Bleiben wir beim aktuellen Beispiel der „Ehe für Alle“.

Wurde hier nun tatsächlich eine Bahnbrechende und immens wichtige Entscheidung getroffen? Betrifft diese Entscheidung wirklich einen wesentlichen Teil unserer Gesellschaft? Nein, in allen Punkten.

Selbst die unmittelbare Zielgruppe der Homosexuellen ist nur in einem tatsächlich minimalen Anteil an einer Ehe für Homosexuelle interessiert. Die meisten homosexuell Lebenden wollen diese engen Bindungen, die eine Ehe bedeutet, nicht. Sie favorisieren ihre freie Art der Partnerschaften und der Sexualpraktiken, die sie seit Jeher leben. Die wenigsten homosexuellen Paare, welche sich auf Dauer als ein solches empfinden und bezeichnen, wollen als Paar eigene Kinder haben.
Das sind Fakten, die schon vor Jahren auch von Homosexuellen selbst offen zugestanden wurden. Das bedeutet, dass eine kleine, aber um so lautere Minderheit unter den Homosexuellen, verbunden mit einer immer größeren, denkfaulen Mehrheit von Mitläufern der „political correctness“ geschafft hat, exotische Vorstellungen und Wünsche als Mainstream zu verankern.

Dies geschieht zum Beispiel durch gezielte Veränderung des allgemeinen Sprachgebrauchs. Bei „Übermedien“ kann man dazu eine kritische Betrachtung nachlesen, wie aus der „Home-Ehe“ die „Ehe für Alle“ wurde und welche Auswirkungen das hat. (Hier klicken)
Tatsächlich ist der Begriff „Ehe für Alle“ komplett irreführend und hat das Potential für eine Erweiterung, die jetzt noch verneint aber in Zukunft dennoch möglich wird.
Es geht eben nicht darum, die Ehe für Alle zu öffnen, damit jeder ganz nach seinem Gusto heiraten kann, was oder wen er will. (Das geschieht bereits auf unserer Welt, wie man hier nachlesen kann.) Es geht (noch) um die Homo-Ehe.

Medienmacher spielen eine nicht unwesentliche Rolle bei der Meinungsbildung. Zum Beispiel in der Wertung von Umfragen und Untersuchungen. So wurde Anfang des Jahres in den Medien verbreitet, dass der überwiegende Teil der deutschen Gesellschaft für eine „Ehe für Alle“ wäre, aber gleichzeitig ebenso überwiegend eine Abneigung gegen die Zuschaustellung homosexueller Partnerschaft hat. (Hier nachzulesen) Dabei zeigt diese Umfrage lediglich, das man mit den richtigen Fragen auch die erwünschten Antworten bekommen kann. Sogar diese offenliegende Diskrepanz des Umfrageergebnis animiert nur wenige Medienmacher die Umfrage selbst in Frage zu stellen. Das war keine seriöse Umfrage, das war ein Beispiel bewusst einseitiger politischen Meinungsmache.
An sehr vielen Punkten kann jeder aufmerksame Konsument der Medien feststellen, wie Unwahrheiten zur Wahrheit propagiert werden. Da werden nur Halbwahrheiten propagiert oder im Nachfeld übernommen. (Z.B. die angebliche „unterlassene Hilfeleistung“ eines kath. Krankenhauses gegenüber einer Vergewaltigten die (die angebliche unterlassene Hilfeleistung) nie eine solche war. Etcpp.) Hier werden Fakten zugunsten des favorisierten Weltbilds manipuliert. Das auch Medienmacher nur Menschen sind, die ebenso nur in der Lage sind, innerhalb ihres eigenen Weltbilds zu denken, ist bekannt. Daher trifft auch diese nur das selbe Urteil wie jeden, der solche Nachrichten kritiklos schluckt.

Andere Meinungsmacher, wie auch die Kirchen, verrennen sich in ihrem eigenen Populismus, ohne zu merken, dass auch sie nur das selbe Spiel spielen und nur die Rolle des Buhmanns, des ewig Gestrigen übernehmen. Oder sich, wie die EKD, als Chamäleon aufführen und allem hinterherhecheln, was verspricht die Kirchenbänke wieder zu füllen. Eine kompetente, kritische Meinungsbildung wird auch hier kaum angeboten.

Und nicht zuletzt spielt die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung keine unwesentliche Rolle. Denn unsere Gesellschaft entwickelt sich mehr und mehr zu einem ignoranten, willenlosen, denkfaulen Haufen, der zufrieden ist, wenn sein Spieltrieb befriedigt wird und ihm vorgegaukelt wird, seine eigene Kommunikationsblase sei tatsächlich die ganze Welt.
Komplexe Zusammenhänge werden verweigert. So bin ich mir sicher, dass die meisten Leser dieses Blogartikels nicht bis hierhin weiter gelesen haben werden. Zu viel Text, zu viel zum Denken. Texte, die eine geringe Länge von Zeichen überschreiten, werden heute kaum noch gelesen. Sich dann noch mit den komplexen Hintergründen und Zusammenhängen der „Ehe für Alle“ zu beschäftigen ist mittlerweile den meisten in unserer Gesellschaft zuwider. Dann doch lieber nachschauen, welch ein Blödsinn im Net getwittert und gepostet wird. Hauptsache, es sind kurze Sätze ohne Anspruch durchdacht werden zu müssen.
Wenn du, lieber Leser bei dieser (zugegeben polemischen) Aussage nun protestieren willst, zeigt das auf, dass du zu den Wenigen gehörst, die auch lange Texte Lesen 😉 Die eigentliche Zielgruppe meiner Kritik wird niemals beim lesen bis hierhin kommen.

In der Summe appelliere ich also für mehr kritischen Medienkonsum und einer ebensolchen Meinungsbildung. Ich appelliere ebenso dafür, dass Politik nicht nur für Wahlperioden gemacht wird, sondern tatsächlich zum Wohle unserer Gesellschaft. Das Meinungsmacher sich wieder darauf besinnen, dass ihre Aufgabe nicht kurze, leicht verdauliche Meldungen sind, sondern kompetente Meinungsbildung. Verzichtet auf Polemik und begebt euch wieder in den konstruktiven Streit.

Und nun, wie versprochen, meine eigene Meinung zur „Ehe für Alle“:
Diesen Entschluss des Bundestages halte ich für einen Irrtum. Nicht zielführend, keine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Ich sehe darin das konkrete Potential der nachhaltigen Zerstörung wichtiger gesellschaftlicher Werte.
Ich halte den Wunsch nach einer Homo-Ehe in den meisten Fällen konkret gelebter Fakten für eine gesellschaftliche Übertreibung. Faktisch ist der Status der Ehe für das konkrete Ausleben nicht nötig, wie auch überwiegend nicht gewünscht und damit die Aufweichung der Ehe in unserer Gesellschaft überflüssig und sogar schädlich. Klar, das bedeutet für einzelne Wünsche homosexueller Paare eine Erschwernis. So wie andere Paare auch mit diversen Erschwernissen zu kämpfen haben, die ihnen von unserer Gesellschaft auferlegt werden. Ja sogar solchen Erschwernissen, deren Beseitigung eine weit höhere Priorität haben müssten, als eine Homo-Ehe haben kann. Das Leben ist nun mal kein Zuckerschlecken und die Gesellschaft nicht dazu da, exotische Wünsche zu erfüllen.
Für mich ist dieser Bundestagsbeschluss ein trauriges Zeugnis der gesellschaftlichen Irrwege unserer westlichen Welt.

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12 Gedanken zu „Ehe für Alle – Ein Trugspiel unter vielen“

  1. Ein langer Text, gewiss, und die Länge zeigt mir, daß es Dich emotional zutiefst berührt. Inhaltlich kommt bei mir anfangs vor allem eine Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen rüber: Alle wollen kurze Texte, nicht denken, die Politiker denken nur in Wahlperioden und die Medien machen auch nichts besser…
    Dazu mein Gedanke: Ich teile die Kritik in weiten Teilen, hab aber den Vers „vergiß nicht, was Er Dir Gutes getan hat“ im Hinterkopf. Wir haben eine Demokratie. Das bedeutet, daß wir viel größere Freiheitsrechte, viel mehr Möglichkeiten haben, als unsere Vorfahren – gerade auch in religiöser Hinsicht. Das erkaufen wir uns jedoch mit anderen Nachteilen. Wenn ein Politiker gewählt werden will – und das will er, wenn was im Kühlschrank sein soll – dann muß er an die Wahltermine denken, dann muß er effekthaschend dafür sorgen, sich und seine Partei als besonders potent und was noch darzustellen. Ähnlich mit dem Journalisten: Der kann auch redlich schreiben, lange nachdenken und hungern, oder er produziert viele kurze Artikel ohne Aussage oder mit auf Verfälschung rauslaufende Verkürzungen mit reißerischen Titeln – und wird gelesen, hat was im Kühlschrank.
    Gut find ich das auch nicht, es ist aber die Welt, in der wir leben – und sie könnte schlimmer sein.

    Dem eigentlichen Thema, der gesetzlichen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit heterosexuellen Partnerschaften, widmest Du vergleichsweise wenig Platz. Irritiert hat mich die Aussage (ich verkürze/pointiere): Die Homosexuellen wollen eh kaum heiraten/ Kinder erziehen. Das mag so sein (ich weiß ich nicht, ich kenn keine entsprechenden Erhebungen), aber ist das auch nicht bei vielen Heteros so? Wie hoch ist denn die Heiratsrate? Wie viele heiraten denn nur aus steuerlichen Gründen, ganz ohne Kinderwunsch? Hier mit Zahlen zu argumentieren geht IMHO in die falsche Richtung. Es ist kein Argument.
    Sicherlich hast Du Recht,daß die Gesellschaftnicht den Zweck hat, exotische Wünsche zu erfüllen, aber sie hat eben auch nicht den Zweck, exotische Wünsche ohne Not zu behindern. Darum geht es doch: Besteht diese Not, oder nicht? Ich meine nein, Du scheinst zu meinen: Ja, es gibt diese Not.

    Diese Not besteht bei Dir darin, wenn ich Dich richtig verstehe, in einer Aufweichung der Ehe. Ich habe dieses Argument nie verstanden. Was wird denn bitte aufgeweicht? Führt die gesetzliche Gleichberechtigung der Homo-Ehe nun dazu, daß ich mich von meiner Frau scheiden lasse? Wohl kaum. Führt sie dazu, daß meine Tochter nicht heiraten wird? Kann ich mir nicht vorstellen.

    Ich sehe nicht das geringste Problem darin, wenn zwei Menschen, die einander lieben, zu gleichen Bedingungen zusammen leben können, unabhängig davon, ob sie gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts sind. Hier Unterschiede zu machen, welcher Art auch immer, bedeutet eine Minderbewertung einer Form der Partnerschaft. Ich weiß nicht, wieso ich das gut finden sollte.

    Vielleicht kannst Du dazu noch was schreiben?

    1. Hallo Benny,
      gerne schreib ich doch noch was dazu 🙂
      Zunächst mal, was ich schon dazu geschrieben habe: Ehe für Alle oder für Keinen? Kurz: Eigentlich brauchen wir eine neue Definition von Ehe in unserer Zeit.

      Da Ehe im Moment eigentlich nicht wirklich definiert ist, kann da auch nichts aufweichen, oder? Das die bestehende individuelle Eheauffassung durch die Freigabe an neue Gesellschaftsgruppen nicht bedroht ist, sehe ich auch so. Anders allerdings bei den Eheauffassungen, die durch jüngere Schichten unserer Gesellschaft noch erworben werden muss. Die müssen sich doch fragen, was das sein soll, Ehe? Ein Steuersparmodell? Eine doch sehr unsichere Altersabsicherung? Ein gesellschaftlicher Status, bis es dann nicht mehr so gut klappt unter den Ehepartnern? Eine Trennungserschwernis mit gerichtlicher Erschwerniszulage? …

      Das was so oft argumentativ angeführt wird, Schutz für das Zeugen und Aufziehen der Kinder / langjährige, möglichst bis zum Tod des Ehepartners geltende Umsorgungspflicht, finanzielle Entlastung der Gesellschaft durch die Ehe, etcpp., gilt doch heute auch schon lange nicht mehr für die heterosexuelle Ehe. Daher tragen diese Argumente eben nicht mehr um damit die Abneigung gegen eine Homo-Ehe zu begründen.

      Habe ich etwas dagegen, wenn Homosexuelle heiraten wollen? Unter der Voraussetzung, dass die halt ihre eigene Auffassung von Ehe haben, nein. Nach meiner Eheauffassung wäre das zwar weitgehend keine Ehe, aber das ist hier weniger relevant. Ich habe ja nicht vor mich von meiner Frau scheiden zu lassen um einen anderen Mann zu heiraten.

      Das was mich hier umtreibt, ist diese diskriminierende Jubelstimmung. In den letzten Tagen wird doch Jeder, der tatsächlich Ehe als eine langfristige Partnerschaftsbindung zwischen Mann und Frau definiert, im besten Falle als unverbesserlicher ewig-Gestriger dargestellt, wenn nicht als fundamentalistischer Fanatiker angesehen. Das was mich umtreibt sind diese Einheitsmedienmeldungen, in der keinerlei konstruktive Kritik an diesem Konstrukt „Ehe für Alle“ oder besser „Ehe für homosexuelle Paare“ gebracht wird. Fast alle unisono: „Endlich, das wurde auch Zeit, was besseres konnte diesbezüglich garnicht kommen, ….“
      Wo bleibt der Respekt vor der Meinungsfreiheit Anderer? Wo die echte, nicht gefakte Toleranz?

      Und hier kommt mein Argument, dass hier etwas überaus gefeiert wird, was die eigentliche Zielgruppe nur in einer überschaubaren Minderheit wirklich haben will. Das ist eben kein längst überfälliger Durchbruch, das ist eine Gesetzesveränderung für eine sehr kleine Zielgruppe. Aufgeweicht wird hier weniger die kaum noch vorhandene gesellschaftliche Definition von Ehe, sondern der Schutz der Gesetze vor Willkür. Z.B. die gesetzliche Änderung zugunsten von Abtreibungen. Betrachte nur mal die Zahlen, wieviele „unüberwindbare Notfälle“ es hier alleine in Deutschland jedes Jahr gibt und wieviele Menschen deshalb im Mutterleib ermordet werden. Dasselbe bahnt sich bei der Euthanasie / „Sterbehilfe“ an. In Ländern um D herum, ist es längst pervertiert und wird immer schlimmer. Öffnet man leichtfertig oder eben aus populistischen Gründen Gesetzesgrenzen an bestimmten Stellen, ufert dies vorhersehbar aus. Von daher ist die Frage, für wen demnächst dann noch die „Ehe“ geöffnet werden wird und wozu es überhaupt noch eine Ehe geben soll, durchaus berechtigt.
      Damit einher geht, dass völlig zurecht die Diskriminierung bestimmter Gruppen aufhören soll. Doch Fakt ist, dass nun einfach nur andere Gruppen (zB Christen aus Freikirchen, etcpp.) zunehmend diskriminiert werden. Unterm Strich wird hier garnichts besser. Toleranz wird immer mehr zur Tolleranz.

      Ebenso kommt hier mein Argument, dass immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft, Meinungen übernehmen und inbrünstig verteidigen, die sie garnicht haben. Denn um eine Meinung zu etwas zu haben, sollte man wenigstens halbwegs verstanden haben, worüber man eine eben solche haben will. Nur die Mühe, Wissen aufzubauen, wollen sich immer weniger Menschen machen.

      Wie Meinungsmache durch Pseudowissenschaftliche Studien gemacht wird, die im Grunde nichts aussagen, habe ich zB hier besprochen: Studie zum Adoptionsrecht für Homosexuelle

      Die Erhaltung der Freiheit und einer Demokratie erfordert unbedingt eine Wissens- und Meinungsbildung auch komplexere Inhalte. Denkfaulheit und Populismus endet immer im Fanatismus. Das ist zur Zeit eindrucksvoll in Europa nachzuvollziehen 🙁

  2. In den letzten Tagen wird doch Jeder, der tatsächlich Ehe als eine langfristige Partnerschaftsbindung zwischen Mann und Frau definiert, im besten Falle als unverbesserlicher ewig-Gestriger dargestellt, wenn nicht als fundamentalistischer Fanatiker angesehen.

    Ich denke, das mit der langfristigen Partnerschftsverbindung würden die Wenigsten abstreiten. Die Engführung auf Mann und Frau allerdings ist durchaus erklärungsbedürftig. Ein „war schon immer so“ ist halt wenig überzeugend. Ein Mensch aus dem Jahr 1800 versteht unter einem „Wagen“ irgendwas mit Pferden vornedran, ein heutiger Mensch denkt da bei Pferden wahrscheinlich höchstens noch an die unter der Haube. Begriffe verändern sich, das ist ganz normal. „Gemein“ bzw „ordinär“ hatte früher auch ne andere Bedeutung als heute…

    Wenn Dein Problem aber darin besteht, daß einige Luete grad alles nachplappern ohne zu denken, ja das finde ich auch kritikwürdig. Hat aber mit der „Ehe für alle“ nichts zu tun, denn diese Geistes(?)haltung gibt es weit verbreitet bei allen Themen auf allen Seiten, sowohl Befürwortern wie Kritikern. Die Mehrheit der Menschen denkt einfach nicht aufgeklärt.

    Wo bleibt der Respekt vor der Meinungsfreiheit Anderer? Wo die echte, nicht gefakte Toleranz?

    Meinungsfreiheit heißt nicht, daß ich die Meinung anderer nicht scheiße finden kann. Es heißt auch nicht, daß ich die Meinung respektieren muß. Für viele Meinungen beispielsweise in Kreisen der AfD hab ich null Respekt. Das kritisiere ich dann auch, wobei natürlich auch meine Kritik wiederum kritisiert werden kann. Wer nicht festgefahren ist kommt mit ebenso nicht festgefahrenen Gegenübern zu fruchtbaren Meinungsaustäuschen, von denen beide Seiten profitieren. Ist allerdings eine Seite festgefahren, ist alles umsonst. Dann Staub von den Füßen schütteln und weiter…

    Und hier kommt mein Argument, dass hier etwas überaus gefeiert wird, was die eigentliche Zielgruppe nur in einer überschaubaren Minderheit wirklich haben will. Das ist eben kein längst überfälliger Durchbruch, das ist eine Gesetzesveränderung für eine sehr kleine Zielgruppe.

    Wie groß die Zielgruppe ist, ist IMHO erst mal Wurscht. Auch wenn es nur eine Frau im Land gäbe wäre jedes Gesetz zur Gleichberechtigung der Frau richtig und gut – und sowohl überfällig, so es das noch nicht gäbe, und damit auch ein Durchbruch.
    Unabhängig davon bin ich skeptisch, was die Zahlen angeht. Aber die meisten Homosexuellen die ich kenne, sind stark kirchlich gebunden und von daher wohl etwas wertkonservativer, sprich: können mit der Ehe womöglich mehr anfangen als der Durchschnittsbürger.

    Aufgeweicht wird hier weniger die kaum noch vorhandene gesellschaftliche Definition von Ehe, sondern der Schutz der Gesetze vor Willkür.

    Aber die Ehe ist doch immer noch geschützt. Der Staat kann immer noch keine Scheidung verfügen, wie das etwa im 3. Reich geschah, wenn ein Ehepartner Jude war. Dieser Schutz wird nun halt auch auf homosexuelle Ehen ausgeweitet.

    die gesetzliche Änderung zugunsten von Abtreibungen. Betrachte nur mal die Zahlen, wie viele „unüberwindbare Notfälle“ es hier alleine in Deutschland jedes Jahr gibt und wieviele Menschen deshalb im Mutterleib ermordet werden.

    Ohne Abtreibung rechtfertigen zu wollen: Wie viele dieser Notfälle würden geboren, wären die Gesetze anders? Ich vermute, daß annähernd 100% (wenn nicht mehr!) beim Engelmacher landen würden. Da hat keiner was von.

    Von daher ist die Frage, für wen demnächst dann noch die „Ehe“ geöffnet werden wird und wozu es überhaupt noch eine Ehe geben soll, durchaus berechtigt.

    Man kann natürlich auch der Meinung sein, keinen Trauschein zu brauchen um zusammen zu sein und sich zu lieben… Ehe bedeutet, füreinander einzustehen. Das kann man auch ohne Trauschein, stimmt, aber mit gibt es eben den gesetzlichen Schutz, was es leichter macht. Da der Staat davon profitiert, wenn Menschen füreinander einstehen, wär er schlecht beraten, die Ehe abzuschaffen…

    Doch Fakt ist, dass nun einfach nur andere Gruppen (zB Christen aus Freikirchen, etcpp.) zunehmend diskriminiert werden.

    Werden Freikirchler wegen ihres Glaubens hierzuland in größeren Prozentzahlen zusammengeschlagen? Gar ermordet? Werden sie so unter Druck gesetzt, daß sie Selbstmord begehen?
    Ich denke, das ist qualitativ ne ganz andere Ebene. Klar werden Christen, auch Freikirchler gern mal blöd angemacht, aber das war es in den meisten Fällen auch schon, oder?

    Die Erhaltung der Freiheit und einer Demokratie erfordert unbedingt eine Wissens- und Meinungsbildung auch komplexere Inhalte.

    Deshalb sind Freiheit und Demokratie auch instabile Zustände.Wir können versuchen, den Zusammenbruch rauszuzögern – mehr nicht. Und nächstes Mal, wenn wir dann noch leben, können wir mehr stabilisierende Faktoren einbauen.

    1. Meinungsfreiheit heißt nicht, daß ich die Meinung anderer nicht scheiße finden kann. Es heißt auch nicht, daß ich die Meinung respektieren muß. Für viele Meinungen beispielsweise in Kreisen der AfD hab ich null Respekt. Das kritisiere ich dann auch, wobei natürlich auch meine Kritik wiederum kritisiert werden kann. Wer nicht festgefahren ist kommt mit ebenso nicht festgefahrenen Gegenübern zu fruchtbaren Meinungsaustäuschen, von denen beide Seiten profitieren. Ist allerdings eine Seite festgefahren, ist alles umsonst. Dann Staub von den Füßen schütteln und weiter…

      Wenn das allerdings bedeutet, dass echte Toleranz – die ja beständig als unbedingtes Muss pro Homo-Ehe angeführt wird – zur Gewalt, körperliche oder gesellschaftliche, gegen Andersdenkende führt – so wie zuvor in die andere Richtung – existiert immer noch keine Toleranz. Reicht dann ein „Staub von den Füßen schütteln und weiter“?

      Ohne Abtreibung rechtfertigen zu wollen: Wie viele dieser Notfälle würden geboren, wären die Gesetze anders? Ich vermute, daß annähernd 100% (wenn nicht mehr!) beim Engelmacher landen würden. Da hat keiner was von.

      Also dass diese Annahme tatsächlich irgendwie mit Fakten zu belegen wäre, bezweifle ich doch massiv. So einfach ist das ja eben nicht! Hier berühren wir ein ganzes Paket gesellschaftlicher Werte und Werteveränderungen in unserer Zeit. Die Veränderung allein einer Sache wird also keine solchen Auswirkungen haben, wie du sie gerade anführst.
      Zudem geht es mir hier nicht um eine weitere Diskussion über das Für und Wider bzgl. Abtreibung. Mir geht es darum, dass eine Aufweichung von Gesetzen regelmäßig ausufert. Ich vermute in der Frage der Ehe, werden wir demnächst noch so einige Öffnungen für kleinste Gruppen der Gesellschaft erleben. Schon jetzt werden zudem immer mehr Stimmen laut, die die komplette Abschaffung der Privilegierung der Ehe fordern. Zwei Richtungen, die letztendlich Ehe nur noch als ideologische Tradition ohne jeglichen Gesellschaftlichen Schutz zurücklassen werden.

      Da der Staat davon profitiert, wenn Menschen füreinander einstehen, wär er schlecht beraten, die Ehe abzuschaffen…

      Hier greifst du, wie in dieser Zeit Viele, viel zu kurz. Die Gesellschaft profitiert durch die Privilegierung der Ehe an viel mehr Punkten. Fakt ist, das ist jetzt bereits nachvollziehbar, dass dem Staat jede andere Förderung der Familie viel teurer kommt als die Privilegierung der Ehe.

      Werden Freikirchler wegen ihres Glaubens hierzuland in größeren Prozentzahlen zusammengeschlagen? Gar ermordet? Werden sie so unter Druck gesetzt, daß sie Selbstmord begehen?

      Öhm, ja … mehr und mehr. Ermordet noch nicht. Aber auch das kann kommen, wenn weiter so Stimmung gemacht wird.
      Solltest du hier einen Rückschluss darauf gemacht haben, wie es Schwulen bei uns erging und teilweise noch ergeht, ist das irreführend. Denn hier hat sich bereits enorm viel getan. Wie ich es bereits anführte, an der Sache ändert sich eigentlich nichts, lediglich die Zielgruppe verändert sich.
      Des weiteren möchte ich hier mal nachfragen, ob das Leiden Homosexueller unter uns tatsächlich alleine auf gesellschaftliche Haltungen ihnen gegenüber zurückzuführen ist, wie modern so gerne behauptet. Wer genauer hinschaut und zu einer Analyse fähig ist, wird dies verneinen müssen. Wer meint, Homosexuelle würden an ihrer sex. Ausrichtung weniger leiden, wenn wir sie nur alle ganz furchtbar lieb haben, irrt.
      Jetzt kratze ich wieder mal ein Tabu an: Nicht wenige leiden an ihrer Homosexualität, weil sie ihre Identität in dieser nicht finden. Und noch so einiges mehr. Aber das darf ja heute bereits, geht es nach den Pro-Gay-Gruppen und den jubelnden Denkfaulen, nicht einmal mehr gedacht werden. Geschweige denn in Studien untersucht oder gar therapeutisch betrachtet. Wer das doch tut und dies sogar in Angebote für Betroffene umsetzen will, bekommt bereits heute Morddrohungen! In Deutschland!

      Deshalb sind Freiheit und Demokratie auch instabile Zustände.Wir können versuchen, den Zusammenbruch rauszuzögern – mehr nicht.

      Du gehst also davon aus, dass der Zusammenbruch feststeht? Warum so pessimistisch? Ich teile diese Ansicht (noch) nicht.

  3. Außer für die Betroffenen wird die Änderung gar keine Bedeutung haben. Die Menschen, die wirklich Heiraten wollen, stellen eine Minderheit da. In der Praxis werden Hetero-Ehen bestimmend sein. Wer nicht einen Freundeskreis hat, in dem Homosexuelle eine Bedeutung haben, merkt davon gar nichts.
    Es gibt eine Vereinfachung, man braucht keine Wortkonstrukte mehr, sondern es heißt einfach Verheiratet bzw. Ehe und gut. Einen Vorsatz brauchte es nur, solange das Gesetz einen Unterschied machte.
    Die praktischen Auswirkungen in Bezug auf den Zeitpunkt sind viel interessanter. Für einen Großteil der Parteien fällt ein Programmpunkt zur Wahl weg. Für die CDU ein Verhandlungsthema für die Koalitionsbildung. Die Kanzlerin hat die CSU nicht bloßgestellt und Bayern verzichtet auf die Klage vor dem Verfassungsgericht.
    Es muss also über wichtigere Themen bei der Wahl gesprochen werden als darüber wer heiraten darf. Pech für alle 😉
    Die Bedeutung der Ehe ist bei einer Scheidungsrate von 30 % sowieso schon Geschichte und daran sind nicht die Homosexuellen schuld.

    1. Also wenn ich zB nach England schaue, kann ich nicht bestätigen, dass sich nichts ändern wird. Was zB wenn Konditoren oder andere Geschäftsleute, die an Hochzeitsausrichtungen beteiligt sind, eine Schwulenhochzeit nicht beliefern wollen? Oder wenn Eheberater sich nicht im Stande sehen, homosexuelle Ehepaare zu beraten? In England landen deshalb bereits regelmäßig Menschen vor Gericht. „Minderheitenschutz“ wird das dort genannt – was ein Hohn ist.
      Das wir uns über die Ehe überhaupt neu Gedanken machen müssen, habe ich ja auch schon zu Bennys Kommentar geschrieben.

    2. Eigenartige Beispiele. Natürlich ist es diskriminierend, wenn ein Konditor jemandem wegen seiner sexuellen Ausrichtung nicht beliefert. Aber ich glaube nicht, dass diese Ablehnung von Homosexualität unterscheidet zwischen zu schließender Ehe oder eingetragener Lebenspartnerschaft. Eine Party war in der Regel auch bis jetzt schon üblich.
      Es wird aber bestimmt Konditoren geben die Torten auch für Homosexuelle Menschen backen, mein Bäcker fragt seine Kunden nicht nach ihrer sexuellen Ausrichtung, ihrem Glauben usw.

    3. Diese „eigenartigen Beispiele“ sind in GB aber schon seit Jahren immer wieder aktuell. Deshalb prangere ich ja diese scheinheilige „Toleranz“ ja an.
      Und wieso ist solch eine Verweigerung „natürlich diskriminierend“? Diskriminierend ist hier vielmehr, dass Menschen eine solche Verweigerung vorgeworfen oder gar gerichtlich verfolgt wird. Mit Toleranz hat das überhaupt nichts zu tun.

    4. Die Homosexuellen haben in diesem Fall nicht den Konditor diskriminiert, sondern der Konditor sondert Menschen wegen ihrer sexuellen Identität aus. Es wird also nicht der Konditor diskriminiert. Bitte nicht verdrehen. Natürlich kann der Konditor einen Auftrag ablehnen der ihm nicht passt. Wenn er es nicht begründet passiert gar nichts. Wenn er es in diskriminierender Weise begründet, dann bekommt er eventuell eben Probleme. Gegen die Ehe von zwei Homosexuellen zu sein bringt niemanden vor Gericht, solange es nur seine Meinung ist. Übrigens grenzt so eine Ablehnung an Dinge die im 3. Reich passiert sind. Da gab es auch diese Geschäfte, die Juden nicht bedient haben und das per Schild kund getan haben. In so fern ist eine Klage verständlich.

    5. Nö is klar, die Definition von Diskriminierung wird dann immer zugunsten der populären Gruppe gemacht. Natürlich ist das eine Diskriminierung des zB Konditors, wenn ihm gesellschaftlich verboten wird nach seinem eigenen Gewissen und Überzeugungen zu handeln.
      Ach, ist das so sicher, dass ein Konditor einen solchen Auftrag ablehnen kann? Komisch, warum provozieren dann Pro-Gay-Gruppen solche Fälle und stellen Strafanträge? In GB sind deswegen bereits div. Geschäftsleute, Therapeuten, etcpp. verurteilt worden.

      Und na klar, das darf ja in einer deutschen Diskussion nicht fehlen: das „Dritte Reich“. Sorry, aber Unrecht wird durch anderes Unrecht nicht zum Recht.

    6. Lies doch mal wirklich…Wenn der Konditor, einen Auftrag ablehnt und dieses damit begründet, dass der Kunde einer bestimmten Minderheit angehört, dann diskriminiert er diesen Kunden, denn andere Kunden würde er ja bedienen. Das kann man doch verstehen, inhaltlich von der Bedeutung, natürlich kannst du der Meinung sein, das richtig oder falsch zu finden. Aber sachlich, grenzt der Konditor eine Minderheit aus. Was ist an diesem Sachverhalt nicht zu verstehen?
      Wenn ein Therapeut eine Behandlung ablehnt, weil sein fachliches Wissen nicht ausreichend ist, dann ist es doch ok. Wenn er aber ablehnt, mit der Begründung der Kunde ist Schwarz, oder eine Frau, oder Homosexuell usw. ist es diskriminierend. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen.

    7. Ich lese durchaus richtig. Der Konditor lehnt nicht die Homosexuellen ab, sondern seine konstruktive Unterstützung einer Homo-Ehe / Hochzeit.
      Aber Danke, dies zeigt das typische Denken auf, wo zwischen der Sache und den Menschen – natürlich nur zugunsten der populären Gruppe – nicht unterschieden wird. Opferdenken nennt man sowas.

      Ich finde es auch nicht schwer zu verstehen, wenn ein Paartherapeut, der eine Homo-Ehe mit seinem Weltbild nicht vereinbaren kann, ablehnt ein homosexuelles Paar zu therapieren. Das funktioniert schlicht nicht. Denn wenn der Therapeut von seiner Arbeit in diesem Fall nicht überzeugt ist, kann er den Betroffenen auch nicht helfen. Doch in GB wurde ein solcher Therapeut dazu gerichtlich verurteilt, eine Therapie anzubieten, die schon in der Grundlage nie funktionieren wird. Das schwule Paar musste sich natürlich auch unbedingt darauf versteifen, von diesem Therapeut therapiert zu werden – was völliger Schwachsinn ist, interessierte das Gericht aber nicht.

      Wie nennt man das noch, wenn eine spezielle gesellschaftliche Gruppe Menschen mit speziellen Meinungen, Haltungen oder Eigenschaften sucht, um diese zu schikanieren? Moment … war das nicht Diskriminierung? Aber klar, wenn Schwule Aktivisten sowas machen, dann ist das keine Diskriminierung, dass ist dann immer „Homophobie“ (welch eine schwachsinnige Wortbildung) der Anderen.

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