Also in den letzten Jahren geht es in der westlichen Gesellschaft aber so richtig ab. Niemals in der gesamten Geschichte der Menschheit ging es der westlichen Gesellschaft so gut wie heute. Und niemals zuvor gab es so viele, die sich selbst als Opfer sehen.
Doch das überhandnehmende Opfertum geht auf Kosten echter Opfer. Somit werden so manche „Opfer“ tatsächlich zum Täter. Denn bleibt den echten Opfern noch etwas Mitempfinden, echtes Erbarmen über?
Im Oktober 2016 standen die Isländerin Thordis Elva und der Australier Tom Stranger für einen Ted Talk (weiter unten zu sehen) in San Francisco auf der Bühne, um davon zu berichten, wie Opfer und Täter einer Vergewaltigung den mühsamen Weg der Vergebung und auch der Versöhnung geschafft haben.
1996 war Tom Stranger als Austauschschüler aus Australien in Island. Dort lernte der 18-jährige die 16-jährige Thordis Elva kennen und beide wurden ein Liebespaar. Nach einer Party war Thordis so betrunken, dass sie sich nicht mehr selbst helfen konnte. Tom brachte sie nach Hause, nutzte die Lage aus und vergewaltigte sie. Thordis berichtete aus verschiedenen Gründen niemanden davon und zeigte Tom auch nicht an. Tom ging nach Australien zurück.
Neun Jahre später schreibt Thordis Tom einen Brief und berichtet ihm, was seine Tat in ihrem Leben angerichtet hat. Tom antwortet ihr und ein über acht Jahre dauernder Dialog zwischen ihnen beginnt. Schließlich treffen sie sich in Südafrika (für sie ein Land, welches besonders für Versöhnung steht) um sich von Angesicht zu Angesicht auszusprechen. Sie fanden einen Weg „Ein Fall von Vergebung der empört“ weiterlesen