Wenn es einer Gesellschaft zu gut geht – Opfer, wohin man sieht

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Opfergrafitti an der Wand
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Also in den letzten Jahren geht es in der westlichen Gesellschaft aber so richtig ab. Niemals in der gesamten Geschichte der Menschheit ging es der westlichen Gesellschaft so gut wie heute. Und niemals zuvor gab es so viele, die sich selbst als Opfer sehen.

Doch das überhandnehmende Opfertum geht auf Kosten echter Opfer. Somit werden so manche „Opfer“ tatsächlich zum Täter. Denn bleibt den echten Opfern noch etwas Mitempfinden, echtes Erbarmen über?

Von den Grenzen des Mitleids. Was haben wir nicht alles an Opfergruppen.  Die einen sind Opfer, weil sie einem bestimmten oder irgendwie nicht so richtig einem Geschlecht angehören. Andere, weil ihre Körperform nicht dem Trend entspricht. Wieder andere, weil ihre Situation nicht gebührend in dieser Krisenzeit von Politikern gewürdigt wurde. Wieder andere, weil man ihnen ihren Spritschlucker auf der Straße nicht gönnen will. Die einen, weil sie nicht ausreichend in Urlaub fahren können. Andere weil der Nachbar nicht nett ist. Die einen, weil sie Kinder haben und ihre „Last“ der Kindererziehung nicht genügend abgenommen wird. Die anderen, weil sie keine Kinder haben. Die einen, weil ihre familiäre und/oder kulturelle Abstammung nicht aus dem Land ist, in dem sie leben – die anderen, weil ihre familiäre Abstammung aus diesem Land ist. Und und und … es hört einfach nicht auf.

Die Medien freuen sich über so viele Opfer. Denn diese sichern ihnen Aufmerksamkeit und damit Einkommen … wenn nicht auch sie, die Medienvertreter, zum Opfer werden. Egal in welche Medien man schaut, überall nur das Klagen von Opfern oder solchen, die unbedingt eins sein wollen. Und längst haben wir Opfergruppen, die in ihrer Wut darüber selbst gleich massenhaft zu Tätern werden. Weil sie angeblich nicht genug gehört werden, schaden sie durch Vandalismus oder auch durch subtile gesellschaftliche Diskriminierung solchen, die ihrer Meinung nach Schuld tragen oder nun wirklich nichts dafür können. Längst gibt es keine Grenzen mehr für die allgemeine Opferbewegung.

Gleichzeitig steigt die Angst, all diesen Opferforderungen nicht mehr gerecht zu werden. Man vergewaltigt die eigene Sprache, man streicht Wörter, textet historische Texte und Bücher um, vernichtet Bilder und Statuen, etc. Es werden Gesetze geändert, Traditionen abgeschafft. Verachtung trifft alle, die angeblich nicht genügend Verständnis für all die Opfer aufbringen, man rennt auf die Straße um zu protestieren – völlig egal ob mit gefährlichen Spinnern zusammen oder nicht …
Man kann es unmöglich noch genügend Gruppen recht machen, geschweige denn gleich allen. Ganz sicher, egal wieviel Mühe man sich gibt, irgendjemand fühlt sich immer angepisst.

Wenn es so übertrieben wird, dreht der Spieß sich letztlich um. Irgendwann ist da nichts mehr übrig, was man an Mitgefühl, an Mitleid, an Opferbereitschaft für tatsächliche Opfer aufbringen kann. Dieses „Irgendwann“ scheint mir für die westliche Gesellschaft deutlich näher zu sein, als wir es glauben wollen.

Zuerst leiden solche, die tatsächlich Opfer sind. Ihnen wird nicht mehr die Aufmerksamkeit zuteil, die ihnen tatsächlich zusteht. Den Opferhilfen, die sich um die echten Opfer kümmern, werden zugunsten irgendwelcher Modeopferkampagnen die Gelder gestrichen. Die Sprechzeiten von Hilfeorganisationen, von Ärzten, Psychiatern, Therapeuten, etc. sind blockiert. Das nötige Geld um Versorgungen zu sichern, geht verloren. (Wie z.B. Geld für Pflege, Betreuung, Behandlungen, etc.)

Dann, wenn der Druck zu groß wird, werden die „Opfer“ gegenseitig aufeinander losgehen. Teilweise erleben wir das schon.

Gerade in diesen Corona-Krisenzeiten drängt sich die Frage auf, wie eigentlich unsere Elterngenerationen diese Zeiten der Not, die sie durchleben mussten, bewältigt haben. Nicht zuletzt durch die Kriege und deren Folgen gab es tatsächlich eine Unmasse an echten Opfern. Doch diese haben ihre Länder immer wieder vom Neuen aufgebaut, haben immer wieder neuen Wohlstand erwirtschaftet. Einen Wohlstand, von dem wir heute profitieren. Doch da war das Gejammer nicht so groß, nicht so Trend wie heute.
Oh ja, das, was unsere Elterngenerationen geleistet haben, ist sehr wohl mit den Belastungen der Mitglieder unserer westlichen Gesellschaft vergleichbar. Unsere Mütter und Väter haben auch Beruf und Familie unter einem Hut bringen müssen. Oft war das Glück nur etwas, was man selten erlebte. Verständnis für innere Konflikte fand man kaum. Existenzängste waren alltäglich.

Selbst die ’68er haben nicht gejammert, sondern haben Selbstbewusstsein aufgebaut und die Welt verändert. Sie waren nicht Opfer, sie waren Macher. Und heute …?

Irgendwo bekommen wir alle nicht die Aufmerksamkeit, die wir uns wünschen. Jeder von uns trägt Verletzungen mit sich, unter denen man leidet. Jeder von uns erlebt irgendwo Diskriminierung. Doch wir haben die Wahl: Generieren wir uns als Opfer oder nutzen wir genau diese Erfahrungen um uns zu behaupten – ohne dabei anderen zu schaden. Jammern wir darum, nicht genügend Versorgung durch die Gesellschaft / dem Staat zu bekommen, oder sehen wir zu, wie wir aus dem Mist, den das Leben uns liefert, Dünger machen können? Bauen wir aus alldem Selbstbewusstsein auf oder Opfermentalität? Fangen wir an zu geben, statt immer nur nehmen zu wollen? Denn eins ist sicher: Niemals zuvor ging es uns so gut wie heute!

Zuletzt noch ein Wort an uns Christen:
Lies noch einmal nach, was Gott uns in seinem Wort mitgegeben hat:

Rö 8:31 Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns? 32 Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken? 33 Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt. 34 Wer ist, der verdamme? Christus Jesus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet. 35 Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht: « Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden. » 37 Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, 39 weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. (Rev.Elb.)

Diese Zeilen schrieb Paulus, als es den Christen immer schlechter erging. In Zeiten zunehmender Verfolgung, wirtschaftlichen Nöten, Gewaltherrschaft durch Besatzungsmächte, etc. Suchen wir im Wort Gottes weiter, werden wir noch und noch Aussagen finden, die uns auffordern uns Christus zu rühmen, uns in IHM zu erfreuen und statt zu jammern Barmherzigkeit zu üben. Die Gemeinde soll als Macher auftreten, als Überwinder und nicht als Jammerlappen.

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