Seelsorgegespräche mit einer KI?

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Ein Mann legt vor einem Roboter im Beichtstuhl seine Beichte ab.
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Kann man wirklich auf die Idee kommen, dass eine künstliche Intelligenz (KI) jemals einen Seelsorger oder psychologischen Berater ersetzt? Für mich erscheint das letztlich als unmöglich. Denn eine KI wird niemals wirklich die Gemütswelt eines Menschen reflektieren können. Ja, ich finde das nicht nur unmöglich, sondern finde die Vorstellung schon geradezu pervers.

Das scheint jedoch für manche Christen vorstellbar zu sein, wenn auch unter gewissen Voraussetzungen. Im Rahmen der »Religionspolitischen Jahrestagung der SPD-Bundestagsfraktion und des Arbeitskreises Christinnen und Christen in der SPD zum Thema „Der Mensch im Mittelpunkt – Digitalisierung gerecht und nachhaltig gestalten“«, sprach am 21. April 2023 der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung (Darmstadt). Er gab zu bedenken, dass Seelsorgegespräche, die mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) geführt werden, eine Kennzeichnungspflicht bräuchten. Ihm zufolge ist es „eine völlige Katastrophe“, einem Menschen im Seelsorgegespräch zu suggerieren, sein Gegenüber sei ein Mensch, wenn es sich tatsächlich um eine KI handelt. (So meldet es idea.)

Das ist doch spannend, dass für Jung erst die fehlende Kennzeichnung als „eine völlige Katastrophe“ erscheint. Nicht die Tatsache an sich, dass hier versucht wird, menschliches Einfühlungsvermögen und Kompetenz von einer KI zu erwarten und gar anzubieten.
Ich finde bereits den „Segensroboter Bless-U-2“ einfach nur albern und verstehe nicht, wie Menschen tatsächlich annehmen können, eine Maschine könne einen göttlichen Segen vermitteln. Immerhin regte der eine lebhafte Diskussion darüber an. Doch wenn es um KI geht, scheint es für manche keine Grenzen mehr zu geben.

Wenn ich so darüber nachdenke, fühle ich mich fast zwangsläufig an den SciFi-Roman „Der Schockwellenreiter“ von John Brunner, erschienen 1975, erinnert. Darin wird die Vorstellung entwickelt, dass man nur noch mittels eines überaus gesicherten Web-Angebots seine intimen Anliegen mitteilen kann, ohne dabei  komplett ausspioniert zu werden. Die Frage, ob auf der anderen Seite tatsächlich Menschen oder doch eine KI zuhört, ist ein Hauptinhalt des Romans.
Sinnigerweise spielt der Roman im ersten Drittel des 21. Jahrhunderts, also ungefähr in der Jetztzeit. Es gruselt einen geradezu, wenn man sich vor Augen führt, wie nah wir anscheinend tatsächlich schon dieser Vorstellung kommen.

„Was würde Jesus tun?“ Ich denke mal, er würde jegliches KI-Angebot in dieser Richtung aus seiner Gemeinde hinausschmeißen. So wie er es dereinst mit den Händlern im Tempel zu Jerusalem tat. Da sollten wir Jesus doch zuvorkommen, und solche Perversitäten garnicht erst überlegen. Zumindest nicht, wenn es uns als Christen tatsächlich um Jesus und nicht nur um eine tote Religion geht.

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