Gott – von Ferdinand von Schirach

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Todesspritze
© public domain / Reimund Bertrams by pixabay

Am gestrigen Montag übertrug das Erste die Filmfassung des Bühnenstücks „Gott“ von Ferdinand von Schirach. Der Inhalt kurz zusammengefasst:
„Der Deutsche Ethikrat tagt in einer Sondersitzung. Richard Gärtner (78) hat beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital beantragt. Er möchte nach dem Tod seiner Frau nicht mehr weiterleben.  Das Bundesinstitut verweigert ihm das Medikament, ebenso verweigert seine Hausärztin eine Mithilfe an seinem Suizid. Er hat Hilfe durch einen Anwalt in Anspruch genommen. Es werden Beiträge der Hausärztin, einer Verfassungsrechtlerin, eines Ärztekammerchefs und eines katholischen Bischofs, sowie die Ausführungen des Anwalts von R. Gärtner angehört.“
Die Zuschauer der Sendung konnten noch während der laufenden Sendung mittels verschiedener Wege darüber abstimmen, ob dem Antragsteller das Medikament gegeben werden solle oder nicht.

Hier mein kurzer Kommentar
Also gut war das nun wirklich nicht!
Es gab zwar zum Teil hintergründige Informationen – also Zahlen. Aber diese waren nicht vernünftig oder gar nicht gedeutet/ausgeführt. Auch manche weiteren Hintergründe wurden aufgezeigt. Doch viele wesentliche wiederum nicht.
Ein solches Gehabe, wie das von dem Anwalt gibt es, Gott sei Dank, vor dem Ethikrat nicht. Weder das rhetorisch wirksame herum Gelaufe, noch diese haltlosen Unterstellungen, noch solche Pseudoargumente. Im Ethikrat werden Argumente gründlich durchleuchtet und diskutiert.
Weiter befand sich die „Diskussion“ über lange Strecken weit vom Thema entfernt. So war zB. der ausführliche Angriff gegen die kath. Kirche komplett am Thema vorbei und zeigte lediglich auf, welche Vorlieben der Autor des Stücks hat. Im Ethikrat würde auch nicht alleine ein Vertreter der kath. Kirche zur Sicht vonseiten der chr. Kirchen befragt. Auch Vertreter anderer chr. Kirchen, als auch Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften.
Das Zuschauerergebnis verwundert angesichts all den Fehlleistungen des Kammerstücks überhaupt nicht.
Zu Umfrageergebnissen ist zudem als bedeutender Kritikpunkt anzumerken, dass immer eine bedeutende Überzahl der Antwortenden „vom grünen Tisch“ aus antworten – sprich: sie haben weder mittelbare, noch unmittelbare Erfahrung mit dem Thema. So ist zu erwarten, dass ein großer, wenn nicht gar der größte Anteil seine Meinung deutlich ändern würde, wenn sie mit dem Thema unmittelbar betroffen sind.

Zu dem angeführten Fall des Mannes mit Sterbewunsch: Jeder halbwegs ernstzunehmende Psychologe oder Psychiater hätte bei ihm eine Depression infolge nicht bewältigter Trauer diagnostiziert. Das wurde schon aus seinen wenigen Ausführungen mehr wie deutlich. Natürlich steht es außer Frage, einem solchen statt therapeutischer Hilfe Sterbemittel anzubieten.

Manche Argumente hätten besser beleuchtet werden sollen.
Das ein Leben ohne Leiderfahrung schlichtweg reine Illusion ist. Dass das Streben nach Glück eben immer aus Leiderfahrung heraus geschieht. Ja, dass Glück nicht einmal ohne die Erfahrung von Leid zu definieren ist.
Das ein Suizid immer auch Leiden für die Menschen aus dem sozialen Umfeld bedeutet. Hier kann und darf in einer solchen Wertefindung nicht alleine das Leiden des suizidalen Menschen gesehen werden. Das wurde zwar angedeutet, nicht aber wirklich ausgeführt.
Und so weiter ….

Es lohnt sich, mit den echten Diskussionen des Ethikrates zum Thema einmal auseinanderzusetzen. Dafür bedarf es aber weit mehr als gerade mal 90 Minuten – welche bei diesem Kammerstück schlicht verschwendet waren.

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In einem durchaus lesenswerten Artikel dazu auf evangelisch.de wird unter anderem auf folgendes hingewiesen:
„Denn bei der Komposition der Figuren wie ihrer Argumente hat der Autor seine Sympathien eindeutig verteilt – und so erhält man statt eines Bildungserlebnisses in weiten Teilen eine Werbeschrift für ärztliche Suizidassistenz. Diese einseitige Intention zeigt sich erst recht im Buch, in dem beim „Bonusmaterial“ ausschließlich Befürworter der ärztlichen Suizidassistenz zu Wort kommen.“

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