Deutschland, Islam und sprachliche Inkompetenz

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Integration
© Gerd Altmann / pixelio.de

Angeblich soll unser (Noch-) Innenminister Horst Seehofer im Bezug auf den Islam in Deutschland eine Kehrtwende gemacht haben – so zumindest das Gros der Medien und Meinungsmacher. Doch das ist, mit Verlaub, schlicht Blödsinn.

Wie man meinem Blog entnehmen kann, habe ich eine deutliche Haltung zu Horst Seehofer. Doch diesmal muss ich das Innenministerium für die letzte Isalmkonferenz loben. Hier hat sich Niemand gedreht, sondern die Einladung an liberale Moslems und die Thematisierung eines deutschen/europäischen Islam ist schlicht konsequent.

Der Islam gehört immer noch nicht zu Deutschland und wird hoffentlich nie zu Deutschland gehören. Sehr wohl gehören allerdings Muslime zu Deutschland und sollen gerne auch weiterhin dazu gehören.
Rede ich jetzt wirr? Keineswegs! Ich beherrsche lediglich die deutsche Sprache – anders als so viele Medien- und Meinungsmacher. Wer an mehr wie Reiz- und Schlagwörter interessiert ist, ist eingeladen hier weiterzulesen. 2010 habe ich hier auf meinem Blog schon einmal Stellung zu solchen Aussagen bezogen. Im Kern hat sich da auch nichts verändert.

Horst Seehofer hatte jüngst seiner Aussage: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ hinzugefügt, dass hingegen die Moslems sehr wohl zu Deutschland gehören. Diese Aussage hat er nun auf der Islamkonferenz wiederholt und konkretisiert.

Deutsche Sprache – schwere Sprache?
Wie können zwei solche Aussagen nebeneinander bestehen? Nun, wer Deutsch als Sprache tatsächlich beherrscht, hat damit keinerlei Probleme.

Die Aussage: „Der Islam gehört zu Deutschland“ bezeichnet so den Islam als Glaubenslehre als Werte gebend für den deutschen Staat und die deutsche Gesellschaft. Denn die Aussage spricht von „der Islam“. „Der Islam“ sind eben nicht die Menschen, die daran glauben. Vielmehr ist „der Islam“ die Glaubenslehre und in begrenzten Umfang auch die daraus entstandene Kultur. Als ein solcher ist „der Islam“ relativ steif und dogmatisch.
Deutschland ist aber eben nicht durch die Glaubenswerte des Islam und seiner Kultur geprägt. Die Werte unserer Verfassung, unsere Kultur und Gesellschaft fußen nicht auf dem Islam.

Natürlich können in unserer Gesellschaft auch in nicht geringen Umfang Menschen leben, die zB den Islam als Glauben leben. Eben die Muslime. Das ist solange kein Problem, wie dies unter unserer Verfassung und unserer kulturellen Werte geschieht.

Ein deutscher – europäischer Islam? Ist das möglich?
Selbstverständlich ist das möglich. Denn nach einhelliger Aussage Solcher, die genügend Sachkenntnis besitzen, gibt es „den Islam“ nicht. Anders als der christliche Glaube hat der Islam keine verbindlich einheitlich dogmatischen Grundlagen und Grundaussagen. Es gibt zwar die „fünf Säulen des Islam“ die alle anerkennen, mehr aber eben nicht. Es gibt eine Fülle zum Teil sehr unterschiedlicher Lehren, wie der Islam zu verstehen sei. Wesentlich ausgeprägter als unter den chr. Konfessionen.
Daher ist es durchaus richtig festzustellen, das der gelebte Islam in Europa sich bereits deutlich von dem in den arabischen Ländern unterscheidet. Und es ist auch richtig, darüber nachzudenken, ob und wie dieser nun dogmatisch zusammengefasst und gelehrt werden kann.

Also, liebe Medien- und Meinungsmacher und Kritiker: Ich empfehle dringend noch einmal ein Auffrischen der eigenen Kenntnisse unserer deutschen Sprache, bevor man populistisch Stimmung aus Aussagen machen will, die dies schlicht nicht verdienen. Nur mit der nüchternen Differenzierung, die ich hier nochmals herausgestellt habe, wird es uns möglich sein, ein friedliches und gedeihliches Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen Glaubensauffassungen in unserem Land sicherzustellen.

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